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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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an, und eine Flamme sticht aus dem Feuerzeug, das er mir hinhält.
    Wut kriecht durch meine Eingeweide, mein Nacken ist heiß und der Druck in meinem Kopf nahezu unerträglich. Angst rührt sich in mir wie ein erwachendes Ungeheuer. Ich reagiere ungehalten, drücke auf den Zigarettenanzünder im Armaturenbrett und ignoriere ungnädig Marinos ausgestreckten Arm mit dem brennenden Feuerzeug.
    »Danke, dass du's mir erzählst«, fahre ich ihn an. »Darf ich fragen, wer sonst noch in meinem Haus gewesen ist? Und wie oft? Und wie lange, und was haben sie alles angefasst?«
    »He, lass es nicht an mir aus«, warnt er mich. Ich kenne den Tonfall. Er ist kurz davor, die Geduld mit mir und meinem Schlamassel zu verlieren. Wir sind wie zwei unterschiedliche Wetterzonen, die gleich kollidieren werden, und das will ich nicht. Das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist ein Krieg mit Marino. Ich berühre mit dem Zigarettenende leuchtend orangefarbene Windungen, inhaliere tief, und mir wird schwindlig vom Nikotin. Wir fahren ein paar Minuten in drückendem Schweigen, und als ich endlich spreche, klinge ich benommen, mein fiebriges Hirn ist mit Eis überzogen wie die Straßen, ich spüre die Depression wie einen heftigen Schmerz an den Rippen.
    »Ich weiß, dass du nur tust, was getan werden muss. Und ich weiß es zu schätzen«, zwinge ich mich zu sagen. »Auch wenn ich es nicht zeige.«
    »Du musst nichts erklären.« Er zieht an seiner Zigarette, beide blasen wir Rauchwolken zu den halb geöffneten Fenstern hinaus. »Ich weiß genau, wie du dich fühlst«, fügt er hinzu.
    »Das kannst du nicht.« Unmut steigt mir die Kehle hoch wie Galle. »Ich weiß es ja selbst nicht.«
    »Ich verstehe viel mehr, als du mir zutraust«, sagt er. »Eines Tages wirst du das begreifen, Doc. Im Augenblick kannst du gar nichts verstehen, und ich sage dir, das wird sich auch in den nächsten Tagen und Wochen nicht ändern. So funktioniert das. Der wahre Schlag hat dich noch gar nicht getroffen. Ich habe schon zigmal erlebt, was mit Leuten passiert, wenn sie zu Opfern werden.« Ich will kein Wort davon hören.
    »Verdammt gut, dass du bei Anna unterkommst«, sagt er. »Genau, was der Arzt verschrieben hat, in mehr als einer Hinsicht.«
    »Ich ziehe nicht zu Anna, weil es der Arzt verschrieben hat«, erwidere ich gereizt. »Ich ziehe zu ihr, weil sie eine Freundin ist.«
    »Hör mal, du bist ein Opfer, und du musst damit fertig werden, und dabei brauchst du Hilfe. Gleichgültig, ob du Ärztin-Juristin-Indianerhäuptling bist.« Marino will den Mund nicht halten, zum Teil weil er auf Streit aus ist. Er sucht nach einem Blitzableiter für seine Wut. Ich kann voraussehen, was kommen wird, und Zorn kriecht meinen Nacken rauf und erhitzt meine Haarwurzeln. »Als Opfer sind wir alle gleich«, fährt Marino, der Welt größte Autorität in diesen Belangen, fort.
    Ich spreche die Worte langsam aus. »Ich bin kein Opfer.« Meine Stimme flackert an den Rändern wie Feuer. »Es ist ein Unterschied, ob man zu einem Opfer gemacht werden soll oder ein Opfer ist. Ich bin keine Schaubudenfigur für psychische Störungen.« Mein Tonfall wird hysterisch. »Ich bin nicht zu dem geworden, was er aus mir machen wollte« - ich spreche natürlich von Chandonne - »auch wenn er seine Tat ausgeführt hätte, hätte er mich nicht zu dem gemacht, was er in mich hineinprojiziert hat. Ich wäre nur tot. Nicht verändert. Nicht anders, als ich jetzt bin. Nur tot.«
    Ich spüre, wie sich Marino auf der dunklen, lauten Seite seines großen, männlichen Autos zurückzieht. Er versteht nicht, was ich meine oder fühle, und wird es wahrscheinlich auch nie verstehen. Er reagiert, als hätte ich ihn ins Gesicht geschlagen oder ihm das Knie in den Unterkörper gerammt.
    »Ich sage, wie es ist«, schlägt er zurück. »Einer muss es ja tun.«
    »Tatsache ist, dass ich am Leben bin.« »Ja. Ein gottverdammtes Wunder.«
    »Ich hätte wissen müssen, dass du so reagieren würdest.« Ich bin jetzt ruhig und eiskalt. »Das war vorherzusehen. Die Leute geben der Beute die Schuld, nicht dem Jäger, sie kritisieren di e Verletzten und nicht das Arschloch, das die Verletzung zugefügt hat.« Ich zittere im Dunkeln.
    »Ich bin enttäuscht von dir, Marino.«
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du ihm die Tür aufgemacht hast!«, schreit er. Was mir zugestoßen ist, gibt ihm ein Gefühl von Ohnmacht.
    »Und wo wart ihr?«, erinnere ich ihn nochmals an ein unerfreuliches Detail. »Wäre nett

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