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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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heute und späht durch ihre kleine Lesebrille. »Wir haben sechs Fälle, und es ist noch nicht einmal acht«, informiert sie mich. »Sie müssen ins Gericht, aber ich habe das Gefühl, daraus wird heute nichts.«
    »Welcher Fall?«
    »Mal sehen. Mayo Brown. Glaub nicht, dass ich mich an ihn erinnere.«
    »Eine Exhumierung«, sage ich. »Ein Giftmord, ein ziemlich wackliger Fall.« Der Fallbericht liegt auf meinem Tisch, irgendwo. Ich suche danach und spüre, wie sich meine Nacken u nd Schultermuskeln anspannen. Das letzte Mal, als Buford Righter in meinem Büro war, war es wegen dieses Falls, der vor Gericht nur Verwirrung stiften würde, obwohl ich vier Stunden damit verbracht hatte, ihm zu erklären, dass die Konzentration von Drogen durch Einbalsamieren einer Leiche verdünnt wird und dass es keine befriedigende Methode gibt, die Degradationsrate in einbalsamiertem Gewebe zu quantifizieren. Ich zeigte ihm die toxikologischen Berichte und bereitete Righter auf die Strategie der Verteidigung vor. Die Konservierungsflüssigkeit nimmt die Stelle vom Blut ein und verdünnt die Drogenkonzentration, bläute ich ihm ein. Wenn also die Kodeinkonzentration des Verstorbenen an der Untergrenze zur letalen Dosis ist, dann kann sie vor der Einbalsamierung nur höher gewesen sein. Ich schärfte ihm ein, dass er auf diesem Punkt beharren sollte, weil die Verteidigung mit Heroin versus Kodein für Unklarheit sorgen würde.
    Wir saßen an dem ovalen Tisch in meinem privaten Besprechungszimmer, Papier lag vor uns ausgebreitet. Wenn Righter verwirrt, frustriert oder sauer ist, schnaubt er viel. Immer wieder schnappte er sich einen Bericht, runzelte die Stirn und legte ihn wieder hin, und die ganze Zeit schnaubte er wie ein Walfisch, der zum Luftholen an die Wasseroberfläche kommt. »Griechisch«, sagte er mehrmals. »Wie zum Teufel sollen die Geschworenen verstehen, dass 6-Mono-Acetylmorphin ein Marker für Heroin ist und dass, wenn es nicht nachzuweisen ist, das nicht notwendigerweise heißt, dass nicht trotzdem Heroin im Blut war. Aber wenn es nachgewiesen wurde, dass Heroin auf jeden Fall im Blut war? Und das versus die Frage, ob Kodein ein Medikament ist?« Ich erklärte ihm, dass es mir genau um diesen Punkt gehe, auf den er sich nicht einlassen wollte. Beharren Sie auf der Verdünnung - die Konzentration muss höher gewesen sein, bevor die Person einbalsamiert wurde, trichterte ich ihm ein. Morphium ist ein Metabolit von Heroin. Morphium ist zudem ein Metabolit vo n Kodein, und wenn Kodein im Blut metabolisiert wird, ist eine sehr geringe Konzentration von Morphium nachzuweisen. In so einem Fall können wir nichts Definitives sagen, außer dass wir keinen Marker für Heroin haben, dafür jedoch einen Nachweis für Kodein und Morphium, was bedeutet, dass der Mann etwas genommen hatte - freiwillig oder unfreiwillig -, bevor er starb. Und die Konzentration muss vor der Einbalsamierung wesentlich höher gewesen sein, betonte ich erneut. Aber beweisen diese Ergebnisse, dass die Frau des Mannes ihn zum Beispiel mit Tylenol Three vergiftet hat? Nein. Aber vermasseln Sie die Sache mit 6-Mono-Acetylmorphin nicht, sagte ich wiederholt.
    Ich merke, dass ich mich nicht im Griff habe. Ich sitze an meinem Schreibtisch, staple wütend Berichte um, während ich mich über die Mühe ärgere, mit der ich Righter auf diesen Fall vorbereitete und ihm versprach, wie immer für ihn da zu sein. Es ist eine Enttäuschung, dass er nicht geneigt scheint, sich dafür zu revanchieren. Ich bin ein ungesühntes Opfer. Alle Opfer Chandonnes in Virginia sind ungesühnte Opfer. Das kann ich einfach nicht akzeptieren, und ich fange an, meinen Unmut auch gegen Jaime Berger zu richten. »Na, dann rufen Sie im Gericht an«, sage ich zu Rose. »Und übrigens, er wurde heute Morgen aus dem MCV entlassen.«
    Ich weigere mich noch immer, Jean-Baptiste Chandonnes Namen auszusprechen. »Rechnen Sie mit den üblichen Anrufen von den Medien.«
    »In den Nachrichten heißt es, dass diese Staatsanwältin aus New York in der Stadt ist.« Rose blättert in meinem Kalender. Sie sieht mich nicht an. »Wär doch was, wenn sie eingeschneit würde.« Ich stehe vom Schreibtisch auf, ziehe meinen Laborkittel aus und hänge ihn über die Stuhllehne. »Sie hat sich nicht vielleicht schon gemeldet, oder?«
    »Hier hat sie nicht angerufen, nicht für Sie.« Meine Sekretärin deutet an, dass sie weiß, dass Berger mit Jack oder jeman d anders gesprochen hat.
    Ich bin sehr geschickt

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