Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)
da gerade erzählt hast … Was ich glaube, verstanden zu haben … Was du mich gefragt hast … Mir geht so viel im Kopf herum. Ich glaube, wir brauchen alle eine Pause. Außerdem muss ich mich noch von meinen Freunden verabschieden. Also, trinken wir Tee. Nur eine Tasse, ja?«
Thomas starrte ihn ungläubig an. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
Linus schüttelte den Kopf. »Du hältst uns hier in Schach. Wir können nirgendwohin. Und ich bin bereit, mit dir zu kommen. Also lass mich erst noch einen Tee trinken. Du hast so lange gewartet, da kommt es jetzt auf ein paar Minuten auch nicht mehr an, oder? Lass uns wie zivilisierte Menschen miteinander umgehen, Thomas.«
Thomas sah Linus prüfend an, als suchte er in dessen Gesicht nach einem Hinweis, nach einem Anhaltspunkt. Dann gab er offenbar auf und zuckte die Achseln. »Okay«, sagte er. »Aber du hast recht, dass ihr nirgendwohin könnt. Denk dran, da draußen steht ein Hubschrauber, eine Armee von Männern wartet nur darauf, dass ich den Befehl gebe, hier reinzumarschieren und …« Er lächelte. »Nun, ich muss wohl nicht ins Detail gehen.«
»Nein«, erwiderte Linus. »Evie, willst du mir zur Hand gehen?«
Evie nickte zögernd und folgte Linus in die Küche. Thomas beobachtete die beiden mit Argusaugen, während sie das Teewasser aufsetzten, Tassen zusammensuchten und sie spülten, Teebeutel in die Teekanne hängten und das kochende Wasser darübergossen.
»Tief durchatmen«, flüsterte Linus Evie zu, als er merkte, wie aufgewühlt sie war. »Mach dir keine Sorgen, alles wird gut.«
Doch Evie machte sich Sorgen, weil nichts gut werden würde – es würde nie wieder alles gut werden. Trotzdem rang sie sich ein Lächeln ab und versuchte, sich ganz normal zu verhalten, nicht so, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen.
»Zucker?«, rief Linus.
»Für mich nicht«, sagte Thomas.
»Wollen wir uns nicht setzen?« Linus führte alle zu einem Platz hinter seinem Computer, wo Kissen auf dem Boden verteilt waren. »Es ist nicht gerade komfortabel«, meinte er, »aber wir können wenigstens versuchen, es uns ein bisschen bequem zu machen.«
Sie setzten sich hin, Evie neben Lucas, dann Benjamin und neben ihn Linus.
Ihnen gegenüber, ein paar Meter von Evie und Linus entfernt, saß Thomas. Raffy wurde immer noch von Benjamin festgehalten.
»Setz dich«, befahl Benjamin, und bei seiner dröhnenden Stimme fuhr Evie zusammen. Raffy setzte sich hinter Thomas, das Gesicht von der Gruppe abgewandt. Ab und zu wanderte sein Blick zu Evie, die sich alle Mühe gab, ihn nicht zu beachten.
»Also«, sagte Linus, an Thomas gewandt. Seine blauen Augen waren jetzt wieder ganz klar, und sein Gesicht wirkte entspannt. »Dann erzähl mal.«
»Erzählen? Was?«, fragte Thomas. Er blickte auf seinen Tee. »Komm, tauschen wir die Tassen«, befahl er Linus.
Linus zuckte die Achseln und tauschte die Tassen aus. »Ich will dich nicht vergiften. Ich bin doch nicht blöd.«
»Ich auch nicht«, entgegnete Thomas lächelnd. »Also, was willst du wissen?«
»Alles«, sagte Lucas und sah ihn forschend an. »Von dem Moment an, als ich Infotec verlassen habe, bis jetzt.«
»Infotec?«, fragte Benjamin.
»Die Firma, für die wir gearbeitet haben. Nun, ich sage arbeiten. Ich habe dort nur ein paar Wochen ein berufsbegleitendes Praktikum gemacht«, erklärte Linus.
»I für Infotec?« Benjamin sah Thomas an. »Ihr Ring. Der, den der Polizist anhatte? Der Anstecker, den Sie mir gegeben haben?«
Thomas machte einen selbstzufriedenen Eindruck. »Das war meine Idee«, sagte er und nickte.
»Du warst ziemlich fleißig«, bemerkte Linus. »Du hast eine Menge getan.«
»Hab ich«, stimmte Thomas zu. »Ja, das habe ich wirklich. Aber ich hab es für dich getan. Für uns. Für das System. Das, was du wolltest. Was du nie für möglich gehalten hättest. Ich hab es getan, Linus. Alles.« Seine Augen funkelten. Der Blick eines Wahnsinnigen, dachte Evie und rutschte auf ihrem Kissen ein Stück zurück. Doch als sich Lucas’ Arm um ihre Taille legte, fühlte sie sich gleich sicherer.
»Also, erzähl uns alles«, sagte Linus ruhig. »Ich wette, es juckt dich schon in den Fingern, es endlich loszuwerden. Erzähl uns, was du getan hast.«
Thomas überlegte eine Weile und auf einmal strahlte er übers ganze Gesicht. »Aber du weißt ja, Linus, dass ich nur getan habe, was du gesagt hast.«
»Was ich gesagt habe?«, fragte Linus mit leiser Stimme.
»Natürlich!« Thomas
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