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Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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Menschen sterben mussten.
    Benjamin nahm die beiden anderen Männer genau unter die Lupe. Waren sie bewaffnet? Die Spitzel hatten immer behauptet, sie bräuchten keine Waffen.
    Er nickte dem elegant gekleideten Mann zu, der nie seinen Namen preisgegeben hatte. »Ich heiße Benjamin. Willkommen, Brüder«, sagte er und streckte die Hand aus. Die beiden Männer in Kaki schwiegen.
    »Schön, Sie zu sehen, Benjamin«, meinte der Mann im Anzug mit einem Lächeln. »Wir sind gekommen, um Sie um einen Gefallen zu bitten.«
    Benjamin erwiderte das Lächeln nicht. Besuche von diesen Männern bedeuteten immer Ärger. Entweder verlangte die Stadt von der Siedlung höhere Abgaben oder es gab irgendwelche Beschwerden. Benjamin würde den Bitten nachkommen. Sie würden härter arbeiten, mehr produzieren und alles tun, was nötig war. Wie jede andere Gemeinschaft in diesem gottverdammten Land wusste Benjamin nur zu gut, dass die Spitzel zu mächtig waren, als dass er ihre Forderungen ablehnen könnte. Wenn man ihnen bezahlte, was sie verlangten, behielt man seine Unabhängigkeit und den lang ersehnten Frieden. Benjamin hatte den Leuten in der Siedlung noch gar nicht gesagt, dass jeden Monat ein Viertel ihrer Erzeugnisse in die Stadt wanderte; es genügte, wenn die Spitzel den Transport übernahmen, und es war viel besser, wenn die Menschen mit ihrem Schicksal zufrieden waren, als wenn sie einen Groll gegen eine weit entfernt liegende Stadt hegten. Verbitterung führte zu Krieg, und einen Krieg wollte Benjamin nie wieder erleben.
    »Einen Gefallen?« Benjamin hörte, wie Stern sich hinter seinem Rücken räusperte. Das war seine Art, Widerstand zu leisten und seine Unzufriedenheit zu zeigen. Aber Stern war nicht der Anführer der Siedlung, er musste keine schwierigen Entscheidungen treffen. Bevor Benjamin zum ersten Mal Besuch von den Spitzeln bekommen hatte, hatte er von Siedlungen gehört, die niedergebrannt und deren Bewohner erschossen worden waren. Siedlungen, die für die Vorschläge der Spitzel nicht so empfänglich gewesen waren, weil sie fanden, dass die Stadt schon genug hatte und nicht noch mehr bräuchte. Benjamin hatte von Anfang an gewusst, dass die Spitzel es ernst meinten. »Wir waren nicht darauf eingestellt, dass wir schon so bald wieder Besuch bekommen würden. Ich fürchte, wir sind nicht vorbereitet.«
    »Ich bin nicht hier, um etwas abzuholen«, sagte der Mann mit einem beruhigenden Lächeln. »Zumindest nicht das Übliche. Könnten wir vielleicht drinnen weiterreden?«
    Benjamin nickte bedächtig und bereitete sich mental vor. Normalerweise betraten die Spitzel nie ein Gebäude in der Siedlung; sie zogen es vor, nur kurz zu bleiben und gleich auf den Punkt zu kommen, und entfernten sich nur selten von ihrem Fahrzeug. Wenn sie bei Nacht die Lebensmittel abholten (und sie kamen immer nachts), überprüften sie nur, ob alles in Ordnung war, und fuhren anschließend zurück zur Sammelstelle, wo die Waren auf Lkw verladen wurden.
    Obwohl er spürte, wie sein Herz pochte, blieb sein Gesichtsausdruck unbewegt. »Natürlich«, sagte er, zeigte dem Mann den Weg und bedeutete Stern, mit den beiden anderen Männern draußen zu warten. Sie betraten Benjamins Räumlichkeiten und der schloss die Tür. »Bitte, nehmen Sie Platz. Machen Sie es sich bequem.«
    Doch der Mann setzte sich nicht. Er schaute sich im Zimmer um und dann sah er Benjamin in die Augen. »Benjamin, wir glauben, dass sich vor Kurzem zwei junge Leute Ihrer Gemeinschaft angeschlossen haben. Junge Leute, die aus der Stadt geflohen sind und die wir gern zurückhaben wollen. Sie werden vermisst. Deshalb sind wir gekommen. Ich würde es begrüßen, wenn Sie sie sofort holen würden, damit wir sie nach Hause bringen können.«
    »Verstehe«, sagte Benjamin nachdenklich und bekam plötzlich Angst. Bis jetzt hatte er gehofft, dass es vielleicht eine Möglichkeit gäbe, die Männer abzuwimmeln. Aber jetzt war ihm klar, dass das nicht ging. Mit Waren konnte er handeln, aber nicht mit Menschen. »Zwei junge Leute, sagen Sie?«
    Der Mann nickte. »Die Einzigen, die sich in den letzten zwei Jahren Ihrer Gemeinschaft angeschlossen haben. Sie wissen genau, von wem ich spreche. Von Raffy und Evie. Wir brauchen sie, und zwar jetzt gleich.«
    Benjamin blickte ihn aufmerksam an. »Alle Leute in unserer Gemeinschaft sind Bürger. Sie auszuliefern … ist nicht so einfach«, sagte er.
    Die Gesichtszüge des Mannes verhärteten sich. »Benjamin, seien Sie nicht dumm«, knurrte

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