Das Leuchten des Himmels
irgendwelchen polizeilichen Gründen glaubst, die Anwesenheit eines Vertreters der Polizei von Lunacy sei erforderlich, aber wenn dem so ist, dann schick bitte Otto oder Peter. Ob du das akzeptieren kannst oder nicht, du bist bestimmt der Letzte, den Carrie heute sehen möchte.«
»Wir treffen dich am Fluss.« Er war schon halbwegs durch die Tür des Zimmers, das sie zurzeit miteinander teilten. Er drehte sich grinsend um. »Rock und Bull. Ich bin zwar ein bisschen schwer von Begriff, aber jetzt habe ich’s kapiert. Muss wohl an dem Gerede über den Elch liegen. Rocky und Bullwinkle.«
»Du bist wirklich schwer von Begriff. Oder man hat dir deine Kindheit vorenthalten.«
»Nein. Ich dachte nur ständig, es seien Macho-Namen, wie etwa von Boxern. The Rock, Raging Bull oder so.«
Ihre Lippen kräuselten sich in den Winkeln. Warum nur schaffte er es immer wieder, sie zu bezaubern, auch wenn sie sauer auf ihn war. »The Rock ist ein Ringer.«
»Dann war ich doch nah dran. Wir sehen uns in einer Stunde.«
Seine Mitarbeiter, die Megs pessimistische Einschätzung teilten, hatte er bereits informiert, dass er an diesem Morgen nach Anchorage reisen werde. Also fuhr er direkt zu Carrie.
Die Tür wurde aufgerissen, noch ehe er die Hälfte des Wegs zurückgelegt hatte. In schwarzem Pullover und Hose blockierte sie die Tür. »Sie können gleich wieder umkehren und sich in Ihren Wagen setzen. Ich muss nicht mit Ihnen reden, und ich brauche Sie nicht in mein Haus zu lassen.«
»Geben Sie mir doch fünf Minuten, Carrie. Ich möchte nun wirklich nicht hier draußen stehen und das, was ich Ihnen zu sagen habe, durch eine geschlossene Tür brüllen. Und ich glaube, Sie wollen das auch nicht. Es wäre für uns beide einfacher, wenn Sie mir diese fünf Minuten drinnen gewähren, zumal ich in einer Stunde ohnehin mit Ihnen im Flugzeug sitzen werde.«
»Ich möchte Sie nicht dabeihaben.«
»Das weiß ich. Wenn Sie das noch immer so empfinden, nachdem ich mit Ihnen gesprochen habe, schicke ich an meiner Stelle Peter.«
Der innere Kampf spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Dann drehte sie sich um und ging hinein, ließ die Tür für ihn und die Kälte offen.
Er trat ein und schloss die Tür. Sie stand in ihrem Wohnzimmer, kehrte ihm den Rücken zu und hielt ihre Arme so fest vor dem Körper verschränkt, dass ihre Fingerknöchel dort, wo sie gegen ihren Bizeps drückten, ganz weiß waren.
»Sind Ihre Kinder da?«
»Nein, ich habe sie zur Schule geschickt. Für sie ist es besser, wenn wieder Alltag in ihr Leben einkehrt und sie ihre Freunde sehen. Sie brauchen was Normales. Wie können Sie es wagen, einfach so hier hereinzuschneien?« Sie wirbelte herum. »Wieso kommen Sie her und belästigen mich an dem Tag, an dem ich die Asche meines Mannes heimbringen werde? Haben Sie denn überhaupt kein Herz, kein Mitgefühl?«
»Ich bin aus offiziellem Anlass hier, und was ich Ihnen jetzt sagen werde, ist streng vertraulich.«
»Offiziell.« Sie spuckte die Worte geradezu aus. »Was wollen Sie? Mein Mann ist tot. Er ist tot und kann sich nicht verteidigen gegen die schrecklichen Dinge, die Sie über ihn sagen. In seinem Haus werden Sie das nicht wiederholen. Das ist das Haus von Max, und Sie werden hier nicht diese schrecklichen Lügen verbreiten.«
»Sie haben ihn geliebt. Liebten Sie ihn so sehr, dass Sie mir Ihr Wort geben, nichts von dem, was ich Ihnen jetzt sage, an andere weiterzugeben? An keinen? An keinen, Carrie!«
»Sie wagen es, mich zu fragen, ob ich meinen Mann...«
»Nur ja oder nein. Ich brauche Ihr Wort.«
»Ich habe kein Interesse daran, Ihre Lügen zu verbreiten. Sagen Sie, was Sie zu sagen haben, und dann gehen Sie. Ich verspreche Ihnen, ich werde sogar vergessen, dass Sie hier gewesen sind.«
Das musste reichen. »Ich glaube, dass Max zum Zeitpunkt von Galloways Tod mit Patrick Galloway auf dem Berg war.«
»Scheren Sie sich zum Teufel.«
»Ich glaube auch, dass eine dritte Person mit dabei war.«
Ihr Mund öffnete sich zitternd. »Was wollen Sie damit sagen, eine dritte Person?«
»Drei Männer stiegen hinauf, zwei von ihnen kehrten zurück. Ich glaube, dass diese dritte Person für den Mord an Galloway verantwortlich ist. Und ich glaube auch, dass er Max umgebracht hat, oder Max’ Selbstmord herbeigeführt hat.«
Während sie ihn anstarrte, löste sich eine Hand und tastete nach einer Lehne. Ihr Körper schien im Sessel zu versinken. »Ich verstehe Sie nicht.«
»Ich kann Ihnen nicht alle Einzelheiten
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