Das Leuchten des Himmels

die Seiten silbrig verwittert und mit einem spitzen Dach versehen.
    Und in gehörigem Abstand vom Durcheinander der anderen Hütten.
    Er fand, es sah aus wie das Herrenhaus mit Bauerndorf, und musste dabei grinsen.
    Die Hunde jagten übers Eis wie ein paar Kinder, die Schulferien hatten, während Nate sich rutschend und schlitternd vorwärts kämpfte.

    Die Stille war unglaublich – wie in einer Kirche -, und sie hatte, dank des leichten Windes, der durch die schneebeladenen Bäume strich, ihren eigenen Klang. Die Nebensonne strahlte vom eisblauen Himmel und brachte den gefrorenen See zum Glänzen.
    Das Gefühl von Stille und Einsamkeit war so stark, dass er zusammenzuckte und nach seiner Waffe griff, als er über sich den langen, nachhallenden Ruf vernahm.
    Der Adler kreiste goldbraun und überwältigend vor dem gewaltigen Himmel. Die Hunde schubsten einander spielerisch und tauchten dann am Rande des Sees in eine Bank aus Schnee ein.
    Von hier aus konnte er sogar Megs Flugzeug sehen. Ein rotes Aufblitzen an der langen Biegung des gefrorenen Wassers. Und andere kleine Zivilisationsschnipsel, wenn er sich die Mühe machte, genauer hinzusehen. Dort eine Rauchsäule, die einem Kamin entstieg, ein Haus, fast versteckt hinter Bäumen, sein eigener dampfender Atem.
    Er lachte kurz auf. Vielleicht sollte er es mal mit Eisfischen versuchen. Es musste doch was dran sein an der primitiven Freude, eine Leine durch ein Loch im Eis fallen zu lassen und schweigend auf einer Platte gefrorenen Wassers zu sitzen.
    Er ging zur Hütte und sah die in grellem Gelb über die Tür gesprühten Worte SAFTSACK!
    Ein weiteres Zeichen der Zivilisation, dachte Nate, als er nach den Schlüsseln kramte.
    Ed hatte zwei neue Vorhängeschlösser angebracht, beide mit einer dicken, glänzenden Kette versehen.
    Er schloss auf und trat ein.
    Die Graffitikünstler waren auch drinnen am Werk gewesen. Obszönitäten waren über die Wände verteilt. Er musste Ed Gerechtigkeit widerfahren lassen. Hätte er so etwas in einem seiner Heiligtümer vorgefunden, wäre auch er mehr als sauer gewesen.
    Ihm fiel das Gestell ins Auge, in dem sich die Angelruten befunden hatten, und die unglaubliche Sauberkeit, die unter der von den Vandalen verursachten Unordnung herrschte.
    Die Zugwinde, der Coleman-Ofen, die Stühle waren unberührt, aber der Schrank, in dem vermutlich der Scotch – ein Glenfiddich
nach Ottos Bericht – und einige Essensvorräte aufbewahrt worden waren, war leer und stand offen.
    Er fand Absatzeisen, die man an Stiefeln befestigen konnte, und nahm sich vor, sich solche anzuschaffen. Er sah den Erste-Hilfe-Koffer, Ersatzhandschuhe, die Mütze, einen alten, abgetragenen Parka, Schneeschuhe und mehrere Thermodecken.
    Die Schneeschuhe hingen an der Wand, gleich über dem in schreiendem Gelb geschriebenen ARSCHLOCH. Doch Nate hätte nicht sagen können, ob sie in letzter Zeit benutzt worden waren.
    Es gab Brennstoff für den Ofen, ein Schuppenmesser und ein paar gefährlich lange Messer. Ein paar Zeitschriften, ein tragbares Radio. Zusätzliche Batterien.
    Nichts, was man nicht in einer Hütte zum Eisfischen in Alaska vermuten würde.
    Als er wieder draußen war, ließ er sich treiben. Er ließ seinen Blick hinunter zu Megs Flugzeug und dann hinüber zu der Stelle schweifen, wo der Wald anfing.
    Er versuchte, sich Ed Woolcott vorzustellen – anmaßend, aber kein Weichei -, wie er auf Schneeschuhen durch den Wald schlich.

20
    Der Elch war fast eine Woche lang Gesprächsthema Nummer eins. Man zog Nate wegen seiner Elch-Vertreibungstechnik auf oder gratulierte ihm, je nachdem, wer es war.
    Und Nate betrachtete den Elch als eine Art Segensbringer. Denn er lenkte die Leute ab von Mord und Tod, eine Zeit lang jedenfalls.
    Er hatte sich vorgenommen, es noch einmal bei Carrie zu versuchen, und Strategien entwickelt, wie er es vermeiden konnte, dass sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug. Die Benachrichtigung, dass die Leiche freigegeben und verbrannt worden war, und dass Meg Carrie nach Anchorage flog, um die Asche abzuholen, bekräftigte seinen Entschluss.
    »Ich werde dich begleiten müssen«, erklärte er Meg.
    »Pass auf, Chief, es wird für sie schon schwer genug werden, da
kann sie gern darauf verzichten, durch dich noch einmal an die Umstände erinnert zu werden.«
    »Ich habe nichts dergleichen vor. Ich gehe jetzt zu ihr. Wir treffen uns dann am Fluss.«
    »Nate.« Sie hielt beim Anziehen ihrer Stiefel inne. »Es mag ja sein, dass du aus