Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
Vom Netzwerk:
heften.
    Als Peach hereinkam, war er gerade dabei, die Seiten nebeneinander zu platzieren. »Hier habe ich die Schlüssel für Sie, Nate. Diese sind für den Waffenschrank. Diese für die Türen der Station, vorne und hinten, die Zellen und Ihren Wagen. Es ist alles beschriftet.«
    »Meinen Wagen? Was für einen habe ich denn?«
    »Einen großen Cherokee, er steht draußen auf der Straße.« Sie ließ die Schlüssel in seine Hand fallen. »Hopp meinte, einer von uns soll Ihnen zeigen, wie man den Heizungsblock für den Motor bedient.«
    Auch darüber hatte er gelesen. Heizungen, die einen Motor auch bei frostigen Temperaturen warm halten.
    »Die Sonne kommt heraus.«
    »Was?« Er drehte sich um und sah aus dem Fenster.
    Dann blieb er einfach stehen, die Arme in die Seiten gestemmt, die Schlüssel schwer in der Hand, als die Sonne orange und rosa am Himmel aufging. Dabei kam Leben in die Berge, goldene Strahlen glitten über das wuchtige Weiß.
    Sie füllten sein Fenster. Machten ihn sprachlos. »Es geht nichts über den ersten Wintersonnenaufgang in Alaska.«
    »Da haben Sie sicher Recht.« Gebannt trat er näher ans Fenster.
    Er konnte den Fluss sehen, auf dem er gelandet war – einen langen, durchgesackten Steg, der ihm vorher nicht aufgefallen war, und das glänzende Eis unter dem aufhellenden Himmel. Schneehügel, ein Haufen Häuser, Bäume – und Menschen. Er sah Menschen, so dick eingemummt, dass sie wie Farbkugeln aussahen, die über das Weiß glitten.
    Rauch stieg auf, und – mein Gott – kreiste da oben nicht ein Adler? Während er ihn beobachtete, rannte eine Gruppe Kinder
mit Hockeyschlägern und Schlittschuhen über den Schultern auf das vereiste Band des Flusses zu.
    Und über allem standen die Berge wie Götter.
    Bei ihrer Betrachtung vergaß er die Kälte, den Wind, die Isolation und sein eigenes stilles Elend.
    Bei ihrer Betrachtung fühlte er sich lebendig.

3
    Vielleicht lag es an der verdammten Kälte oder an der in dieser Woche zwischen Weihnachten und Neujahr herrschenden Urlaubsstimmung, vielleicht zeigten die Leute sich auch von ihrer besten Seite, jedenfalls erfolgte der erste Anruf erst, als es schon fast Mittag war.
    »Nate?« Peach kam an seine Tür, in der Hand ein paar Stricknadeln und einen Knäuel violetter Wolle. »Charlene hat aus dem Lodge angerufen. Offenbar haben ein paar Jungs sich wegen eines Billardspiels in die Wolle gekriegt. Da ist eine Klopperei im Gang.«
    »Na gut.« Er stand auf, fischte eine Vierteldollarmünze aus der Tasche und ging hinaus. »Kopf oder Zahl«, sagte er zu Otto und Peter.
    »Kopf.« Otto legte seine Field and Stream ab, während Nate die Münze in die Luft warf.
    Er schlug sie auf seinen Handrücken. »Zahl. Okay, Peter, Sie kommen mit mir. Kleine Auseinandersetzung drüben im Lodge.«
    Er schnappte sich das Funksprechgerät und hakte es an seinem Gürtel fest.
    Er trat in den Vorbau hinaus und begann, sich anzuziehen. »Wenn sie noch dran sind, wenn wir hinkommen«, sagte er zu Peter, »möchte ich, dass Sie mir die Mitspieler gleich beim Namen nennen und mich ins Bild setzen. Ob Gefahr besteht, dass die Sache aus dem Ruder läuft, oder ob wir es mit ein paar strengen Worten regeln können.«
    Er gab sich einen Ruck und ging hinaus in die Kälte. »Ist das
meiner?«, fragte er und nickte in Richtung des schwarzen Jeeps, der am Straßenrand geparkt war.
    »Ja, Sir.«
    »Und dieses Kabel, das dort im Pfosten steckt, wird mit der Heizung für den Motor verbunden?«
    »Die werden Sie brauchen, sobald der Wagen steht. Im Kofferraum liegt eine Rettungsfolie, mit der sich der Motor abdecken lässt, sodass er etwa vierundzwanzig Stunden lang die Wärme hält. Aber manchmal vergisst man auch, sie herunterzunehmen, dann überhitzt sich der Motor. Starthilfekabel sind ebenfalls im Kofferraum«, ergänzte er, als er den Stecker herauszog. »Blaulicht und Erste-Hilfe-Koffer und...«
    »Wir werden das alles durchgehen«, unterbrach Nate ihn und überlegte, ob die Fahrt auf einer Lunatic Street genannten Straße Blaulicht und Notfallausrüstung erforderlich machte. »Mal sehen, ob ich uns heil bis zum Lodge bringe.«
    Er setzte sich ans Steuer, steckte den Zündschlüssel ins Schloss. »Beheizte Sitze«, bemerkte er. »Es gibt einen Gott.«
    Im Tageslicht sah die Straße zweifellos ganz anders aus. Irgendwie kleiner, überlegte Nate, als er durch den festgefahrenen Schnee manövrierte. An den Straßenrändern hatten die Abgase das Weiß schwarz gefärbt, die

Weitere Kostenlose Bücher