Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
Vom Netzwerk:
Alaska, zu werden?«
    »Ich wurde eingestellt?«
    Max’ Gesicht blieb freundlich, sein Ton umgänglich. »Um eingestellt zu werden, mussten Sie sich ja erst einmal bewerben.«
    »Mir war nach einer Veränderung zumute.« Einem Neuanfang. Einer letzten Chance.
    »Manche könnten dies als eine sehr dramatische Veränderung betrachten.«
    »Wenn man schon etwas anderes als das Gewohnte tun möchte, weshalb nicht gleich einen gewaltigen Schnitt wagen? Was man mir über den Job und den Ort hier sagte, hörte sich gut an. Und ich habe jetzt die Gelegenheit, der Arbeit nachzugehen, die ich beherrsche, aber in einer anderen Umgebung und mit einem anderen Rhythmus.«
    »Wir sprachen gerade über die Kolumne. Das kann doch alles nichts mit dem zu tun haben, was Sie gewohnt sind. Sind Sie nicht in Sorge, sich zu langweilen? Sie kennen Tempo und Arbeitsweise einer Großstadt und kommen hier in eine Gemeinde von nicht mal siebenhundert Einwohnern?«

    Vorsicht, sagte sich Nate. Hatte er nicht eben noch hier gesessen und sich gelangweilt? Oder war es die Depression gewesen? Der Unterschied war nur schwer festzustellen. Es gab Zeiten, da war er sich nicht sicher, ob es überhaupt einen gab, denn beides hinterließ bei ihm ein Gefühl der Schwere und Nutzlosigkeit.
    »Baltimore betrachtet sich selbst als große Kleinstadt. Aber Tatsache ist, dass man seine Arbeit zum größten Teil in einer gewissen Anonymität verrichtet. Ein Polizist ist wie der andere, ein Fall stapelt sich auf den nächsten.«
    Und nie kannst du alle schließen, überlegte Nate. Egal wie viele Stunden du auch reinsteckst, du kannst sie nie alle beenden, und am Ende verfolgen sie dich.
    »Wenn hier jemand anruft«, fuhr er fort, »weiß er, dass entweder ich oder einer der beiden Deputies erscheint und mit ihm redet und eine Lösung herbeizuführen versucht. Und wenn ich diesen Job hier mal eine Zeit lang mache, dann werde ich auch wissen, wer die Hilfe benötigt, sobald der Anruf erfolgt. Er wird nicht nur ein Name auf einer Akte sein, es wird ein Mensch sein, den ich kenne. Ich denke, dass meine Arbeit dadurch ein anderes Niveau an Befriedigung bekommt.«
    Überrascht stellte er fest, dass er die reine Wahrheit gesprochen hatte, ohne eigentlich richtig mitgekriegt zu haben, dass es eine solche gab.
    »Jagen Sie?«
    »Nein.«
    »Fischen Sie?«
    »Bis jetzt nicht.«
    Max zog eine Schnute. »Hockey? Skifahren? Bergsteigen?«
    »Nein. Peter bringt mir bei, wie man Schneeschuh läuft. Er behauptet, das sei ganz einfach.«
    »Da hat er Recht. Was ist mit Hobbys, Freizeitaktivitäten, Interessen?«
    Der Job hatte ihm nicht viel Raum dafür gelassen. Oder, korrigierte er sich, er hatte dem Job erlaubt, seine ganze Zeit in Anspruch zu nehmen. War das nicht der Grund gewesen, weshalb Rachel sich anderweitig umgesehen hatte? »Ich halte mir hier alle Optionen offen. Wir werden mit Schneeschuhlaufen anfangen,
dann sehe ich schon, was als Nächstes kommt. Was hat Sie denn hierher verschlagen?«
    »Mich?«
    »Ich wüsste gern was über den Mann, der mir die Fragen stellt.«
    »Das ist fair«, meinte Max nach einer verblüfften Pause. »Ich bin in den Sechzigern nach Berkeley gegangen. Sex, Drugs and Rock’n’ Roll. Dort lernte ich eine Frau kennen – wie das eben so ist -, und wir zogen nach Norden. Lebten einige Zeit in Seattle. Ich schloss mich dort einem Typen an, der begeisterter Bergsteiger war. Da hat’s mich gepackt. Wir sind weiter nach Norden gezogen, die Frau und ich. Anti-Establishment, Vegetarier, Intellektuelle.«
    Er lächelte. Ein übergewichtiger, langsam kahl werdender Mann mittleren Alters, der die Erinnerung an den, der er einmal war, und das, was aus ihm geworden ist, lustig zu finden schien. »Sie wollte malen, ich wollte Romane schreiben, die den Menschen ans Eingemachte gingen, während wir von den Erträgen des Bodens lebten. Wir heirateten, und das machte alles kaputt. Sie ging wieder nach Seattle, und ich endete hier.«
    »Um eine Zeitung herauszugeben, anstatt Romane zu schreiben.«
    »Oh, ich arbeite unverdrossen an diesen Romanen.« Jetzt lächelte er nicht mehr, sondern wirkte ein wenig abwesend, ein wenig verstört. »Hin und wieder ziehe ich sie hervor. Sie sind Scheiße, aber ich arbeite weiter daran. Esse nach wie vor kein Fleisch und bin wie damals ein Grüner – Umweltschützertyp -, was viele Leute vor den Kopf stößt. Carrie habe ich vor fünfzehn Jahren kennen gelernt. Wir haben geheiratet.« Sein Lächeln kehrte zurück. »Und

Weitere Kostenlose Bücher