Das Leuchten des Himmels
dieses Mal scheint es zu funktionieren.«
»Kinder?«
»Ein Mädchen und ein Junge. Zwölf und zehn. Aber jetzt wieder zu Ihnen. Sie waren elf Jahre lang im Dienst der Polizei von Baltimore. Als ich mit Lieutenant Foster sprach...«
»Sie haben sich mit meinem Lieutenant unterhalten?«
»Ihrem früheren Lieutenant. Um eine Vorstellung zu gewinnen. Er beschrieb Sie mir als gründlich und verbissen, die Art von Polizist, bei dem Fälle abgeschlossen werden, und der gut unter Druck
arbeiten kann. Nicht dass wir etwas dagegen haben, diese Eigenschaften bei unserem Polizeichef anzutreffen. Aber sind Sie für den Job hier nicht überqualifiziert?«
»Das wäre dann doch wohl mein Problem«, sagte Nate matt. »Aber mehr Zeit habe ich nun wirklich nicht mehr.«
»Nur noch ein paar Fragen. Sie waren zwei Monate lang im Krankenstand, nach dem Unfall im letzten April, bei dem Ihr Partner, Jack Behan, und ein Verdächtiger getötet und Sie selbst verwundet wurden. Danach waren Sie vier Monate lang im Dienst, den Sie dann quittierten. Ich muss annehmen, dass dieser Vorfall Ihre Entscheidung, diesen Posten hier anzutreten, maßgeblich mitbeeinflusst hat. Ist das richtig?«
»Ich habe Ihnen meine Gründe genannt, die mich bewogen haben, diesen Posten anzunehmen. Der Tod meines Partners hat nichts mit irgendwas in Lunacy zu tun.«
Max’ Gesicht war undurchsichtig, und Nate merkte, dass er den Mann unterschätzt hatte. Ein Reporter war ein Reporter, sagte er sich, egal an welchem Ort. Und dieser hier roch eine Story.
»Es hat mit Ihnen zu tun, Chief. Ihren Erfahrungen und Beweggründen, Ihrer beruflichen Geschichte.«
»Ich möchte lieber nur von Geschichte sprechen.«
» The Lunatic mag zwar ein unbedeutendes Blättchen sein, aber als Herausgeber habe ich doch meine Hausaufgaben zu machen, eine präzise und vollständige Geschichte zu präsentieren. Ich weiß, dass die Schießerei untersucht wurde, und dabei herauskam, dass Sie Ihre Waffe berechtigterweise abgefeuert haben. Und doch haben Sie in jener Nacht einen Mann getötet, und das ist bestimmt eine schwere Last.«
»Glauben Sie denn, man hängt sich Dienstmarke und Waffe um, weil’s Spaß macht, Hawbaker? Glauben Sie denn, die hat man nur der Schau halber? Ein Polizist weiß jeden Tag, wenn er seine Waffe einsteckt, dass dies der Tag sein könnte, an dem er sie benutzen muss. Ja, es wiegt schwer.«
Langsam baute sich Wut in ihm auf und machte seine Stimme eisig wie den Januarwind, der an den Fenstern rüttelte. »Und es wiegt zu Recht schwer – die Waffe, und was man eventuell damit tun muss. Ob ich bedauere, meine Waffe eingesetzt zu haben?
Nein, das tue ich nicht. Ich bedauere es, nicht schneller gewesen zu sein. Wäre ich nämlich schneller gewesen, würde ein guter Mann noch am Leben sein. Eine Frau wäre nicht Witwe geworden, und zwei Kinder hätten noch ihren Vater.«
Max war in seinem Stuhl nach hinten gerückt und hatte mehrmals seine Lippen befeuchtet. Aber er ließ nicht locker. »Geben Sie sich die Schuld daran?«
»Ich bin der Einzige, der lebend aus dieser Passage herausgekommen ist.« Die Wut sackte in sich zusammen und ließ seine Augen matt und müde zurück. »Wem sollte man denn sonst die Schuld geben? Stellen Sie das Tonband ab. Wir sind jetzt fertig.«
Max beugte sich vor und stellte das Gerät ab. »Tut mir Leid, dass ich da einen wunden Punkt getroffen habe. Viel Publikum haben wir hier nicht, aber die Leute, die es gibt, haben ein Recht darauf, es zu erfahren.«
»Das sagt ihr immer. Ich muss wieder an meine Arbeit.«
Max nahm den Rekorder, steckte ihn in seinen Beutel zurück und erhob sich. »Ich, äh, brauche noch ein Bild für die Geschichte.« Nates schweigende, starre Miene veranlasste Max, sich zu räuspern. »Carrie wird ein wenig später vorbeikommen. Sie ist die Fotografin. Danke für Ihre Zeit. Und… viel Glück beim Schneeschuhlaufen.«
Als er allein war, blieb Nate bewegungslos sitzen. Er wartete auf die Wut, aber sie kehrte nicht zurück. Sie wäre ihm willkommen gewesen, diese ungestüme, blind machende Zorneshitze. Aber er blieb kalt.
Und er wusste, was passieren würde, wenn er so erstarrt blieb. Er stand auf, seine Funktionen waren langsam und kontrolliert. Er ging nach draußen und nahm das Funkgerät auf.
»Ich werde eine Weile unterwegs sein«, erklärte er Peach. »Falls was reinkommt, erreichen Sie mich übers Funkgerät oder mein Mobiltelefon.«
»Da rückt eine Wetterfront an«, warnte sie ihn. »Sieht
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