Das Leuchten des Himmels
aus, als würde es schlimm werden. Streunen Sie nicht zu weit, sonst schaffen Sie es nicht zum Abendessen.«
»Ich werde zurück sein.« Er trat hinaus in den geschlossenen Vorbau und zog seine Klamotten an. Als er in den Wagen stieg und
losfuhr, versuchte er, an nichts zu denken. Vor Hopps Haus parkte er, ging zu ihrer Tür und klopfte.
Sie machte auf, über ihrer dicken Cordbluse hing an einer Kette eine Lesebrille. »Ignatious. Kommen Sie rein.«
»Nein, danke. Überfallen Sie mich nie wieder auf solche Art und Weise.«
Ihre Finger tasteten sich über ihre Brillenkette, während sie ihm prüfend ins Gesicht sah. »Kommen Sie rein, wir reden drüber.«
»Mehr hab ich nicht zu sagen. Das ist alles, was ich dazu sagen werde.«
Er machte kehrt und ließ sie in der Tür stehen.
Er fuhr aus der Stadt hinaus und hielt an, als er die Häuser hinter sich gelassen hatte. Auf dem See waren ein paar Schlittschuhläufer. Vermutlich würden sie bald das Ufer anlaufen, denn das Licht schwand bereits. Weiter draußen auf der Eisfläche sah man die klapprige Hütte eines Eisfischers.
Megs Flugzeug entdeckte er nicht. Seit ihrer Beobachtung des Nordlichts hatte er sie nicht mehr gesehen.
Er sollte zurückkehren und tun, wofür er bezahlt wurde. Selbst wenn das nicht gerade viel war. Doch er fuhr weiter.
Als er Megs Haus erreichte, standen ihre Hunde als wachsame Hüter vor dem Haus. Er stieg aus und wartete ab, um zu prüfen, wie sie mit unerwarteter Gesellschaft umgingen.
Ihre Köpfe zuckten fast gleichzeitig hoch, dann kamen sie mit einem freundlichen Unterton in ihrem Gebell angesprungen. Nachdem sie ihn ein paar Mal umkreist hatten und hochgesprungen waren, rannte einer der beiden zurück zur Hundehütte, die Stufen hoch und durch die Tür. Und kam mit einem riesigen Knochen im Maul zurück.
»Woher ist der denn? Von einem Mastodon?«
Er war angeknabbert und angekaut und verschlabbert, aber Nate ging auf das Spiel ein, nahm ihn und warf ihn wie einen Speer.
Sie rannten hinterher, rempelten sich an und schubsten sich weg wie Football-Spieler, die sich einen Pass abjagen wollten. Sie tauchten in den Schnee ein und kamen schneebedeckt wieder heraus. Jetzt hatte jeder von ihnen eine Seite des Knochens im Maul
eingeklemmt. Nach einem raschen und angeregten Tauziehen tänzelten sie zurück, als wären sie zusammengeschirrt.
»Teamwork, he?« Er nahm ihnen den Knochen ab, warf ihn wieder und beobachtete das Rückspiel.
Er wollte gerade zum vierten Mal werfen, als die Hunde von ihm wegrannten und pfeilgerade auf den See zusteuerten. Sekunden später hörte er, was sie gehört hatten. Als das Donnern der Maschine anschwoll, folgte Nate der Spur der Hunde hinunter zum See.
Er sah das rote Aufblitzen und das matte Schimmern der untergehenden Sonne auf dem Glas. Für Nate wirkte es, als flöge sie zu schnell und zu tief herein. Bestenfalls würde sie mit den Kufen die Baumwipfel streifen, schlimmstenfalls mit ihrer Nase ins Eis einbrechen.
Der Lärm verschluckte alles. Mit nervös zuckender Haut verfolgte er, wie sie kreiste, beidrehte und auf dem Eis aufsetzte. Darauf folgte ein so vollkommenes Schweigen, dass er glaubte, die von ihr durcheinander gewirbelte Luft sich seufzend setzen zu hören.
Die Hunde neben ihm bebten, knäuelten sich zusammen und sprangen dann vom Schnee aufs Eis. Mit gespreizten Beinen schlitterten sie dahin und kläfften in ausgelassener Freude, als die Tür aufging. Meg sprang heraus, ihre Stiefel klirrten. Sie ging in die Hocke und ließ sich ablecken, während sie kräftig ihr Fell rubbelte. Als sie sich aufrichtete, zog sie einen Sack aus dem Flugzeug. Erst danach richtete sie ihren Blick auf Nate.
»Haben sich wieder welche die Kühlerhauben eingedrückt?«, rief sie.
»Nicht dass ich wüsste.«
Umtanzt von den Hunden, querte sie das kurze Stück Eisfläche und kletterte den kleinen Schneehügel empor. »Wartest du schon lange?«
»Ein paar Minuten.«
»Dein Blut ist immer noch zu dünn, um mit dieser Kälte umgehen zu können. Lass uns reingehen.«
»Wo warst du?«
»Ach, hier und da. Vor ein paar Tagen habe ich eine Gruppe
mitgenommen. Sie wollten Rentiere schießen – mit dem Fotoapparat. Heute habe ich sie wieder nach Anchorage gebracht. Gerade noch rechtzeitig«, fügte sie mit einem Blick zum Himmel hinzu. »Da kommt ein Sturm. War ziemlich interessant da oben in der Luft.«
»Bekommst du nicht Angst da oben?«
»Nein. Aber hin und wieder ist es schon recht spannend.« Im
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