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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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vor dem Ziel. Vielleicht schafft Han es, wenn er eine Nacht ausgeruht hat.
    Wir werden morgen weitersteigen, und falls Han es nicht schafft, werden wir ihn zurücklassen, zu Ende bringen, weswegen wir hergekommen sind, und ihn auf dem Rückweg wieder abholen.
    Es ist natürlich Wahnsinn, denn trotz der Tabletten sieht Han kaputt und verängstigt aus. Aber ich habe ihn aufgefangen. Jenseits des Ortes ohne Wiederkehr.
    Der Wind heult wie hundert tollwütige Hunde. Das allein schon könnte einen Menschen in den Wahnsinn treiben.

8
    Dreißig Stunden lang fiel der Schnee und heulte der Wind. Die Welt war eine eisige weiße Bestie, die Tag und Nacht mit gebleckten Zähnen und ausgestreckten Krallen wütete, um zuzubeißen und sich auf jeden zu stürzen, der tapfer oder dumm genug war, nach draußen zu gehen und sich ihr entgegenzustellen.
    Generatoren summten und dröhnten, Gespräche fanden nur über Funk statt. Reisen war unmöglich, denn die Bestie pirschte sich durch das Kernland und hinüber in den Südosten von Alaska. Autos und Lastwagen wurden eingegraben, Flugzeuge konnten nicht starten. Selbst die Schlittenhunde warteten darauf, dass sie weiterzog.
    Die kleine Stadt Lunacy war abgeschnitten, eine gefrorene Insel inmitten einer blindwütigen weißen See.
    Zu beschäftigt, um zu grübeln, zu erstaunt, um zu fluchen, kümmerte sich Nate um die Notfälle – ein Kind, das von einem Tisch
gefallen war und zum Nähen in die Klinik musste, ein Mann, der einen Herzanfall bekam, als er seinen Lieferwagen freischaufelte, ein brennender Kamin, ein Familienstreit.
    Er ließ Drunk Mike – nicht zu verwechseln mit Big Mike, dem Koch – in einer nicht abgeschlossenen Zelle seinen Rausch ausschlafen, und Manny Ozenburger in einer abgeschlossenen darüber nachdenken, warum er mit seinem Tundra Pick-up den Skibob seines Nachbarn glattgebügelt hatte.
    Er kümmerte sich darum, dass die Einsatzkräfte den Schnee in den Hauptstraßen wegschafften, und arbeitete sich zwischen den so entstandenen Canyons zum Corner Store.
    Dort traf er Harry und Deb vor dem Dosenregal beim Kartenspiel an, Cecil kuschelte in seinem Körbchen.
    »Ein höllisches Brausen«, rief Harry.
    »Nein, es ist einfach die Hölle.«
    Nate schob die Kapuze seines Parkas in den Nacken und blieb stehen, um Cecil zu streicheln. Er war außer Atem und ein wenig überrascht, noch am Leben zu sein. »Ich brauche ein paar Vorräte. Ich werde mich in der Polizeistation einnisten, bis das hier vorbei ist.«
    Debs Augen glühten. »Oh? Stimmt was nicht mit dem Lodge?«
    »Nein, alles in Ordnung.« Nachdem er sich die Handschuhe ausgezogen hatte, trug Nate das Wesentliche zusammen, um Leib und Seele zusammenzuhalten. »Jemand muss den Funk bedienen, und wir haben ein paar Gäste.«
    »Hab schon gehört, dass Drunk Mike wieder getankt hatte.«
    »Getankt, ja«, stimmte Nate ihm zu und warf Brot, Frühstücksfleisch und Chips auf den Tresen. »Und stakste dann herum und sang Bob-Seger-Songs. Der Schneeräumdienst hat ihn entdeckt und aufgesammelt, als er bäuchlings mitten auf die Straße fiel.« Nate nahm sich einen Sechserpack Cola. »Hätten sie ihn nicht gesehen und mitgenommen, dann hätten wir ihn im April tot wie Elvis finden können.«
    »Ich rechne das mal rasch zusammen, Chief.« Harry holte sein Buch und notierte die Einkäufe. »Aber ich bin nicht überzeugt davon, dass Elvis tot ist. Haben Sie genug?«
    »Das muss reichen. Das Zurückschleppen wird das reinste Abenteuer werden.«

    »Warum setzen Sie sich nicht und trinken einen Kaffee?« Deb stand auf. »Ich belege Ihnen noch ein Sandwich.«
    Nate blinzelte sie verblüfft an. Auf diese Weise wurden Bullen normalerweise nicht behandelt. »Danke, aber ich muss zurück. Wenn Sie irgendwas brauchen, verdammt, dann schießen Sie eine Leuchtrakete ab.«
    Er zog seine Handschuhe an, band die Kapuze fest und hievte sich dann den Sack mit Nahrungsmitteln auf den Rücken.
    Draußen war es in diesen fünf Minuten nicht freundlicher geworden. Er spürte die Zähne und Klauen an ihm reißen, als er sich unter Zuhilfenahme des Seils und seines Instinkts zurück zum Revier hangelte.
    Er hatte alle Lichter brennen lassen, damit er sich orientieren konnte.
    Das gedämpfte Rumpeln von Bings Pflug kam näher, und er konnte nur zum lieben Gott beten, dass Bing nicht seinen Weg kreuzte und ihn aus Versehen – oder absichtlich – überfuhr. Die Bestie, als die er den Sturm begriff, setzte alles daran, die Anstrengungen der

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