Das Leuchten des Himmels
Räumtrupps ins Lächerliche zu ziehen – aber sie hatten sich behauptet.
Anstatt durch den Schnee zu schwimmen, watete er durch ihn.
Er hörte Schüsse – drei in rascher Folge. Er wartete, konzentrierte sich darauf, die Richtung auszumachen, schüttelte dann aber den Kopf und ging weiter. Er hoffte inständig, dass keiner mit einer Schusswunde im Schnee lag, denn dagegen könnte er nun wirklich gar nichts unternehmen.
Er war noch etwa drei Meter von der Polizeistation entfernt und konzentrierte sich in der Vorfreude, gleich im Warmen zu sein, auf das dunstig schimmernde Licht, als Bings Pflug aus dem Weiß herangerollt kam.
Ihm blieb das Herz stehen. Er hörte tatsächlich, wie sich das Dröhnen abschaltete und mit einem Zischen das Blut absackte. Der Pflug sah riesig aus, ein Berg von einer Maschine, die sich ihm wie eine Lawine näherte.
Sie blieb stehen, vielleicht einen Fuß breit von den Spitzen seiner Stiefel entfernt.
Bing lehnte sich hinaus, mit seinem schneeverkrusteten Bart erinnerte
er an einen wahnsinnig gewordenen Santa Claus. »Machen Sie einen Spaziergang?«
»Ja. Ich kann nicht genug davon kriegen. Haben Sie die Schüsse gehört?«
»Ja. Wieso?«
»Nichts. Sie müssen mal eine Pause machen, drinnen ist es warm. Wir können Brote machen.«
»Warum haben Sie denn Manny eingesperrt? Tim Bower fährt bei jeder sich bietenden Gelegenheit wie ein durchgeknallter Teenager auf diesem bescheuerten Schneebob herum. Der ist ein öffentliches Ärgernis.«
Wegen der Eiseskälte beschloss Nate, sich eine Lektion über Zerstörung von Privateigentum und rücksichtsloses Fahren zu ersparen. »Tim Bower saß auf diesem bescheuerten Schneebob, als Manny ihn niederwalzte.«
»Ist aber doch noch rechtzeitig abgesprungen, oder?«
Nate musste einfach grinsen. »Hat einen Kopfsprung in eine Schneebank gemacht. Skinny Jim hat’s beobachtet. Er meinte, es habe ganz wie ein Auerbachsprung ausgesehen.«
Bing grunzte nur, zog den Kopf ein und fuhr mit dem Pflug davon.
Drinnen machte Nate Sandwiches, brachte eins dem verstimmten Manny und sah dann nach Drunk Mike.
Er entschied sich dafür, seine Mahlzeit neben dem Funkgerät einzunehmen. Um Megs Stimme zu hören, die er so gern hörte, und die seltsam erotische Verbindung zu spüren. Es war schon lange her, seit er jemanden gehabt hatte, mit dem er über seinen Tag reden konnte – seit er überhaupt jemanden hatte, mit dem er gerne reden wollte. Das Gespräch war die Würze seiner schlichten Mahlzeit und Trost in seiner Abgeschiedenheit.
»Tim hat diesen Schneebob so oft zu Schrott gefahren, dass man es gar nicht zählen kann«, sagte sie, nachdem er ihr von der endgültigen Zerstörung erzählt hatte. »Manny hat damit allen einen Gefallen getan. Over.«
»Schon möglich. Ich denke, ich kann es Tim ausreden, Anzeige zu erstatten, wenn Manny dafür bezahlt. Hast du vor, in die Stadt zu kommen, wenn es wieder aufklart? Over.«
»Ich mach nicht gern Pläne. Over.«
»Bald ist Filmabend. Ich hoffte, dein Popcorn kosten zu dürfen. Over.«
»Das wäre eine Möglichkeit. Bei mir haben sich ein paar Jobs angehäuft, die muss ich erledigen, sobald es klar genug zum Fliegen ist. Aber ich mag Kino. Over.«
Er trank einen Schluck Cola und stellte sich vor, wie sie vor dem Funkgerät saß, die Hunde zu ihren Füßen, das glimmende Feuer hinter ihr. »Sollen wir uns nicht dazu verabreden? Over.«
»Ich verabrede mich nicht. Over.«
»Niemals? Over.«
»Was kommt, das kommt. Da uns beiden der Sex Spaß gemacht hat, wird’s wohl wahrscheinlich wieder dazu kommen.«
Da sie nicht over gesagt hatte, nahm er an, dass sie noch einmal daran dachte. Er jedenfalls tat es.
»Pass auf, Burke, wenn’s das nächste Mal dazu kommt, dann kannst du mir deine lange, traurige Geschichte erzählen. Over.«
Er stellte sich das rote Tattoo am unteren Rücken vor. »Warum glaubst du, dass ich eine habe? Over.«
»Süßer, du bist der traurigste Mann, der mir je begegnet ist. Du erzählst mir deine Geschichte, dann sehen wir weiter. Over.«
»Wenn wir... verdammt.«
»Was ist das für ein Lärm? Over.«
»Klingt, als wäre Drunk Mike wach geworden und kotzt in die Zelle. Worüber Manny verständlicherweise nicht gerade begeistert ist«, fügte er hinzu, als die Geräusche des sich Übergebens und der Wut aus der Zelle zu ihm drangen. »Ich muss mich drum kümmern. Over.«
»Junge, Junge, das Leben eines Bullen ist ja sehr gefährlich. Over and out.«
Unter den
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