Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
Flirten.
Noch schlimmer traf es den privaten Fernsehsender SAT .1, der zwischen seinen Filmbeiträgen immer wieder die Eigenwerbung Powered by Emotions einspielte. Was das denn bedeute, wollte das Team um Bernd Samland wissen. Nicht wenige der Befragten übersetzten den Slogan frei mit »Kraft durch Freude!«. Das Dritte Reich lässt grüßen.
Drive alive empfahl Mitsubishi potenziellen Autokäufern. Wörtlich übersetzt versteht das die Mehrzahl der Deutschen als »Fahre lebend« . Eine blöde Empfehlung – wie will man denn als Toter fahren? Oder versprach der Autohersteller gar durch die Blume einen aufregenden Nervenkitzel? »Schauen Sie mal, ob Sie es schaffen, eine Fahrt mit unserem Wagen lebendig zu überstehen!« Auch das wäre ein werbepsychologisches Eigentor.
Und schließlich empfiehlt die Firma Loewe ihren Kunden: Stimulate your Senses! – Ist das eine geheime Aufforderung zur Selbstbefriedigung oder etwa Werbung für psychedelische Drogen?
Sprachpanscherei nennt derart dämliche linguistische Erfindungen Professor Walter Krämer, selbst ernannter Wächter der deutschen Sprache und Gründer des Vereins Deutsche Sprache ( VDS ). Seit Jahren vergibt dieser Club, dem heute Muttersprachenenthusiasten wie Jürgen von der Lippe, Hape Kerkeling, Reinhard Mey, Nina Ruge, Bastian Sick und Dieter Wedel angehören, den Preis Sprachpanscher des Jahres. Hier sind einige der so Geehrten:
2004 – Markus Schächter, Intendant des ZDF , der versuchte, durch Einführung öffentlich-rechtlicher Sendeformate wie Kiddie Contests, Webcam Nights oder Nightscreen einem vermeintlichen Zeitgeist hinterherzulaufen.
2005 – Herbert Beck, Direktor des renommierten Frankfurter Städel-Kunstmuseums, der nicht nur den Goethe-Jump erfand, sondern auch seine deutschen Gäste zu Events wie Unfinished Print, Art after Work mit anschließendem Get-together inklusive Member’s Night in der Holbein’s Lounge einlud und am Family Day einen Art Talk for Families anbot.
2008 – Klaus Wowereit, regierender Bürgermeister von Berlin, der zum Tag der Deutschen Einheit über dem Brandenburger Tor
Fahnen mit Texten wie Power for Peace – Power for Unity – Power for
Understanding flattern ließ und im Gegensatz zum ehemaligen US -Präsidenten John F. Kennedy, der auf Deutsch ausrief »Ich
bin ein Berliner«, die Bürger seiner Stadt aufforderte: »Be Berlin!«
Alles in allem: Amerikanismen haben sicher dann in der modernen deutschen Sprache ihre Berechtigung, wenn es sich um neue Begriffe handelt, die ganz einfach im englischsprachigen Ausland erfundene oder entwickelte Dinge bezeichnen, wie Transistor oder Laser. Geht es aber darum, Menschen mit (meist frei erfundenen) Neoanglizismen zu überfluten und letztlich zu verdummen, dann ist das reichlich dämlich. Feel the difference!
A nalogkäse, Klebeschinken und Surimi
Sonja Popovic, freie Journalistin mit dem Spezialgebiet Ernährung, stellte für die Website Zehn.de die zehn fiesesten Lebensmittellügen zusammen. Die ersten vier davon sind Käseimitate (sogenannter Analogkäse), Mogelschinken, Formfleisch und Kunstkrebsfleisch. Was versteckt sich dahinter?
Lebensmittelwissenschaftler der Universität Hamburg geben eine klare Definition dafür, was Käse ist: »Käse wird aus Frischmilch (Süßmilch) oder einem Sauermilchprodukt, zum Beispiel Buttermilch, hergestellt und ist ein wichtiges tierisches Lebensmittel. – Führt man der Milch Lab, Mikroorganismen und Säure zu, erhält man das fetthaltige Milcheiweiß. Dieses Milcheiweiß, auch Bruch genannt, kann frisch als Frischkäse wie Mozzarella und Rahmfrischkäse gegessen werden. Legt man den Bruch in Salzlauge und lässt ihn längere Zeit reifen, so erhält man Schnitt- und Hartkäse. Zur Herstellung von Edelpilzkäse, Brie und Camembert werden der Käsemasse zusätzlich Schimmelkulturen zugesetzt.« Wer nun aber in einem Supermarkt Käse kauft, vor allem aber wer in einem Restaurant Käsepizzas, Käsestangen, Toasts, Käsebaguettes, ein mit Käse überbackenes Soufflé oder Ähnliches verzehrt, wird nicht selten sagen müssen »so’n Käse!«, denn was ihm da als Käse aufgetischt wird, ist in Wirklichkeit gar kein solcher, sondern ein künstliches Gemenge aus in Wasser emulgierten gesättigten Pflanzenfetten, pflanzlichem Eiweiß und künstlichen Aromastoffen.
Analogkäse nennt der Fachmann solche klebrigen Massen pseudowissenschaftlich. Unter einem análogon verstanden die alten Griechen
Weitere Kostenlose Bücher