Das Licht, das toetet
– Roboter zum Reinigen des Fahrrads und ein kleiner Blechbursche, der die Eier hätte einsammeln sollen, aber immer nur Rührei abgeliefert hatte.
Sie kramte ein wenig zwischen den kaputten Monitoren und überlegte, ob sie ihrem alten Putzroboter ein paar Schläuche klauen sollte. Mit einem Blick auf ihren geradezu menschlich anmutenden h ō mu m ē k ā , entschied sie sich dagegen. Nachdem sie erfolglos ein paar Pappkartons und Schubladen durchsucht hatte, kehrte sie nach unten zu Gexx zurück.
Vor einigen Wochen hatte sie ein paar Meter Kabel und einen großen Strahler von einer Baustelle geklaut. Bisher hatte sie es vorgezogen, nur die Lampen über ihrer Werkbank anzuknipsen. Wenn sie den Strahler angemacht hätte, um bis spät in die Nacht zu arbeiten, hätte Kishii sicher geschimpft oder gleich die Polizei gerufen. Doch heute war er mit Sobo und der Sojasoße beschäftigt.
Noch über Kishii den Kopf schüttelnd, schraubte sie den Stecker fest und testete den Strahler. Sie hatte ihn kaum angeschlossen, als sein heller Strahl ein Huhn aufschreckte, das sich in die Werkstatt verirrt hatte. „Sei leise!“, zischte sie und kletterte abermals die Stiege zum Stauboden hinauf.
Ihr Strahler tauchte den Schrott in ein unwirkliches Licht. Im Schein der Taschenlampe war ihr das Durcheinander an Ersatzteilen noch wie ein Haufen Spielzeug vorgekommen, doch nun wirkte alles spitz und gefährlich. Dunkle Schatten hockten bedrohlich hinter abgebrochenen Rohren und eingedellten Blechen. Sie schienen ihr in jeder Ecke und jedem Spalt aufzulauern.
Der Strahler erhitzte die stehende Luft. Staub tanzte wie Schneeflocken vor Chiyos Augen. Fluchend stolperte sie über einen alten Sicherungskasten. Mit dem Knie schob sie einen ausrangierten Bildschirm beiseite und tastete sich weiter auf dem Stauboden vor. In der Ecke war sie seit Jahren nicht mehr gewesen. Hier hinten musste sie irgendwo ihren Unkraut-Roboter beerdigt haben, den sie gebaut hatte, um Kishii loszuwerden.
Begleitet von den gaffenden Schatten, wuchtete sie ihn hervor und untersuchte den Mechanismus, mit dem der Roboter das Unkraut hätte ansaugen sollen. Zufrieden stellte sie fest, dass sich die kleinen Luftschläuche ideal als Hydraulikbauteil für Gexx’ Beinchen eignen würden.
„Gewusst, wo“, triumphierte Chiyo und zückte einen Schraubenzieher aus ihrer Tooltasche. Schwitzend, weil der Strahler den Stauboden in eine Sauna verwandelte, schraubte sie die Schläuche ab. Sie wollte die Ersatzteile gerade in ihre Tasche stecken, als ihr der Atem stockte.
Zwischen den gierigen Schatten, ganz hinten an der Giebelwand, hockte in einer zerfallenen Holzkiste ein riesiger Käfer.
Obwohl sie nicht schreckhaft war, stieß sie einen Schrei aus und hätte beinahe den Strahler fallen gelassen.
Das Tier war größer als ihr Kopf. Rotbraun. Sein geriffelter Panzer glitzerte im Licht des Strahlers. Lange, schwarze Beine wuchsen aus seinem monströsen Körper. Sie waren verdreht und erinnerten Chiyo an die Beine einer toten Spinne.
Der Käfer hatte sich in der Ecke hinter all dem Schrott versteckt und schien auf Beute zu lauern.
Vorsichtig stieg Chiyo über ein paar Rohre und schob eine Platine zur Seite. Bewaffnet mit ihrem Schraubenzieher, schlich sie vorwärts. Das Tier hatte sich bisher noch nicht bewegt, aber Chiyo befürchtete, es könne jeden Moment losflitzen oder sie gar anspringen. Sie umklammerte den Schraubenzieher noch fester. Trotz ihrer Furcht trat sie näher heran, denn ihre Neugier war größer als ihre Angst.
Zwei Meter vor dem schimmernden Panzer hielt sie jedoch inne, um sich lieber ein Metallrohr als Waffe zu schnappen.
„Hey!“, rief sie, doch der Käfer bewegte sich nicht. „Hey! Hey, du!“
Nichts.
Sie atmete noch einmal tief durch, wog das Rohr in der Hand und stieß zu. Es war kein harter Stoß, sondern nur ein Stupser, doch zu ihrem Entsetzen ging ein Ruck durch den Käfer.
Blitzschnell fiel er mit der Kiste herab und knallte mit einem hohlen Pong ! auf die Bodenbretter. Chiyo blendete das Tier mit dem Strahler.
War der Käfer tot?
24
Ian und Bpm hatten die ersten Zimmer im Obergeschoss untersucht, doch keines stimmte mit dem Foto überein.
Überall standen verstaubte Kisten herum, die Möbel waren mit Tüchern abgedeckt und zu Bergen aufgestapelt. Während im Erdgeschoss eine moderne Arztpraxis untergebracht war, stand den oberen Räumen die Sanierung noch bevor. Enttäuscht schlichen sie den Flur entlang, vorbei an
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