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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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Etwas hatte ihn geweckt. Ein Poltern.
    Da, da war es wieder. Jason lag still in seinem Bett, die Decke bis an die Nasenspitze hochgezogen, und lauschte in die Dunkelheit. Sein Herz klopfte viel zu laut, und das Rauschen in seinen Ohren erschwerte es zu erkennen, ob da wirklich die lose Holzdiele im Hausflur geknarrt hatte oder nicht. Waren das tatsächlich verstohlene Schritte von jemandem, der die Treppe hoch schlich? Jason starrte auf den nachtdunklen Himmel über sich. Sein Zimmer lag unter dem Dach, sein Bett stand direkt unter dem Schrägfenster. Er konnte den abnehmenden Mond gerade noch sehen, es war also zwischen 2.00 und 2.30 Uhr morgens. Jason liebte es, die Sterne zu beobachten und die Uhrzeit am Stand von Mond und Sonne zu erraten. Da – eindeutig, jemand war auf der Treppe. Die dritte Stufe von oben knarzte so laut, dass es durch das ganze Haus hallte. Das Schnarchen im Nebenraum verstummte abrupt. Jasons Herzschlag legte noch einmal an Tempo zu.
    „Bitte schlaf weiter, Dad“, flehte er innerlich. Es konnte nicht seine Mutter sein; die lief, wenn überhaupt, dann nicht verstohlen, sondern laut hörbar in Richtung Bad. Wer immer da draußen war, Jason wollte nicht, dass derjenige möglicherweise …
    Doch da ertönte das charakteristische Quietschen von dem altersschwachen, stark überlasteten Bettgestell seines Vaters. Dad war aufgestanden. Jason hörte seine Mutter verschlafen murmeln. Dad hatte vermutlich das Licht angeschaltet, denn Jasons Mum trug stets Ohrenstöpsel, um von dem Schnarchen neben sich nicht geweckt zu werden.
    Leg dich wieder hin, Dad!, dachte Jason so intensiv mit angehaltenem Atem, dass ihm schwindelig wurde.
    Das sonst kaum hörbare Quietschen der Türklinke dröhnte in seinem Kopf.
    Die Schlafzimmertür seiner Eltern öffnete sich.
    Schritte.
    Rufe.
    Schreie.
    Drei Schüsse.
    Lautes Poltern eines schweren Körpers, der die Treppe hinabfiel.
    Noch mehr Schreie.
    Seine Mum, die kreischend um Hilfe rief.
    Schüsse.
    Abrupte Stille.
    Jason lag bebend in seinem Bett. Er konnte nicht denken. Nicht handeln. Seine Brust schmerzte von dem harten Hämmern seines Herzens. Sein Atem ging zu rasch, seine Lungen brannten. Ein hohes Winseln rang in seiner Kehle. Er wollte so sehr aus diesem Alptraum erwachen. Er wollte seine Mum, die ihn zum Frühstück rief. An seinen Klamotten herumzupfte und ihn ermahnte, in der Schule gut aufzupassen. Er wollte seinen Dad, der ihm durch die Haare wuschelte und ihm viel Spaß wünschte, bevor er ins Büro fuhr.
    Die Kinderzimmertür flog mit einem Knall gegen die Wand. Drei Silhouetten hoben sich vom Lichtschein im Flur ab. Jason wimmerte bloß.
    Die Deckenlampe flammte auf.
    Schwarz gekleidete Männer mit Skimasken. Sie hielten Schusswaffen in den Händen.
    „Nur’n Bengel“, sagte einer und hob die Pistole. „Hier ist auch nichts zu holen, verdammt!“
    Jason wollte die Augen zukneifen. Er wollte nicht mitansehen müssen, wenn der Einbrecher auf ihn schoss. Er wollte nicht sterben. Es war falsch, mit elf Jahren zu sterben. Schließlich war er morgen mit Paul zum Schwimmen verabredet. Und er musste den Geschichtstest nachschreiben. Wenn er den in den Sand setzte, würde Mrs. Wintershell ihm Ärger machen. Doch er konnte den Blick nicht abwenden und sah …
    Die Luft flimmerte kurz. Wie aus dem Nichts erschien plötzlich ein Junge vor den Einbrechern. Sein schwarzes Haar stand wild in alle Richtungen, als wäre er gerade aus dem Bett gesprungen. Er trug einen weißen Schlafanzug, wodurch er seltsam unschuldig wirkte, trotz des Schwertes, das er fest in den Händen hielt.
    Die Männer glotzten ihn an wie eine Offenbarung des Himmels. Die Schwertklinge glitzerte im Licht der Deckenlampe, als der Junge zuschlug.
    Einmal. Zweimal. Dreimal.
    Eiskalt, mit sparsamen, präzisen Bewegungen und einem lieblichen Lächeln auf den Lippen.
    Jason blinzelte. Die Einbrecher lagen still am Boden. Überall war Blut. Der Junge wandte sich ihm zu. Auch sein schöner weißer Schlafanzug war blutbesudelt, was ihn nicht hinderte, ihm freundlich zuzulächeln. Jason betrachtete sein weiches Kindergesicht, er war sicherlich nicht älter als er selbst, wenn überhaupt.
    Strahlend blaue Augen erwiderten seinen forschenden Blick. Der Junge trug eine Kette mit einem geschliffenen Saphir um den Hals. Jason hatte sich mit Mineralien und Edelsteinen beschäftigt, bevor er seine Leidenschaft für die Sterne entdeckte. Darum wusste er, dass dieser Stein ein Vermögen wert sein musste,

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