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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Teufel, es sei denn, die beiden sind ein und dasselbe.
     Und doch ist er ein gutes Stärkungsmittel, die kalte Wanne und das Badetuch der Gefühle, und wirklich lebensnotwendig in Fällen
     extremer Empfindsamkeit.
    Nach den Booten bewunderten sie meine Kleidung. Von meinem roten Halstuch konnten sie gar nicht genug bekommen, und mein Messer
     erfüllte sie mit Staunen.
    »So werden sie in England gemacht«, sagte der einarmigeJunge. Ich war froh, dass er nicht wusste, wie schlecht sie heutzutage in England gefertigt werden. »Sie sind für Leute gemacht,
     die zur See fahren«, fügte er hinzu, »um ihr Leben gegen große Fische zu verteidigen.«
    Ich spürte, dass ich für die kleine Gruppe mit jedem weiteren Wort eine romantischere Figur wurde. Und wahrscheinlich war
     ich wirklich eine. Sogar meine Pfeife, obwohl es sich um eine gewöhnliche französische Tonpfeife handelte, die – wie sie es
     nennen – recht gut »geschwärzt« war, schien für sie eine Kostbarkeit zu sein, weil sie von so weit her kam. Und obwohl meine
     Schreibfedern eigentlich nicht die besten waren, kamen sie doch aus Übersee. Etwas an meiner Ausstattung reizte sie jedoch
     über die Grenzen aller Höflichkeit hinaus, und zwar der verschmutzte Zustand meiner Segeltuchschuhe. Vermutlich dachten sie,
     der Schlamm sei mit Sicherheit ein Produkt meiner Heimat. Das kleine Mädchen (das Genie der Gesellschaft) präsentierte zum
     Vergleich seine eigenen Holzschuhe, und ich wünschte, Sie hätten sehen können, wie glücklich und anmutig sie das machte.
    Die Milchkanne der jungen Frau, eine große Amphore aus gehämmertem Messing, stand ein Stück weit entfernt auf der Wiese. Ich
     freute mich über die Gelegenheit, die öffentliche Aufmerksamkeit von mir abzulenken und einige der Komplimente, die ich erhalten
     hatte, zurückzugeben. So bewunderte ich Form und Farbe der Kanne und sagte ihnen voller Aufrichtigkeit, sie sei schön wie
     Gold. Das überraschte sie nicht. Die Dinger waren offenkundig der Stolz dieses Landstrichs. Und die Kinder erklärten weitschweifig,
     wie teuer diese Amphoren seien, die manchmal bis zudreißig Francs das Stück kosteten, erzählten mir, wie sie auf Eseln transportiert würden, eine auf jeder Seite des Sattels,
     jede für sich genommen schon ein stattliches Gerät, und wie man sie im gesamten Bezirk sehen könne und dass es auf den größeren
     Bauernhöfen sehr viele und sehr große von ihnen gebe.

Pont-sur-Sambre: Wir sind Hausierer
    Die
Cigarette
kehrte mit guten Nachrichten zurück. In einem Ort namens Pont, einen zehnminütigen Spaziergang entfernt, waren Betten frei.
     Wir verstauten die Kanus in einem Kornspeicher und baten eines der Kinder, uns den Weg zu zeigen. Der Kreis um uns vergrößerte
     sich, und die Belohnung, mit der wir lockten, wurde mit entmutigendem Schweigen quittiert. Für die Kinder waren wir offensichtlich
     zwei Blaubärte. An öffentlichen Orten und dort, wo sie zahlenmäßig überlegen waren, konnten sie mit uns sprechen, aber mit
     zwei ungehobelten und geheimnisvollen Gestalten fortzuziehen, die an diesem stillen Nachmittag samt Halstuch und Messer und
     dem Aroma großer Reisen vom Himmel auf ihr Dörfchen gefallen waren, war etwas ganz anderes. Der Besitzer des Kornspeichers
     kam uns zu Hilfe, wählte einen kleinen Burschen aus und drohte ihm Prügel an – ansonsten hätten wir den Weg wohl allein finden
     müssen. Wie sich herausstellte, hatte er mehr Angst vor dem Kornspeichermann als vor den Fremden, vermutlich weil er mit dem
     ersten schon seine Erfahrungen gemacht hatte. Ich stelle mir trotzdem vor, wie sein Herz ziemlich heftig geklopft haben muss,
     denn er trottete in einem respektvollen Abstand voruns her und warf uns ängstliche Blicke über die Schulter zu. Vielleicht haben die Kinder, als die Erde noch jung war, Jupiter
     oder einen seiner olympischen Kumpane auf gleiche Weise ins Abenteuer geführt.
    Ein schlammiger Fußweg führte uns fort von Quartes mit seiner Kirche und der klappernden Windmühle. Die Knechte stapften von
     den Feldern heimwärts. Eine kleine Frau überholte uns flott. Sie saß auf einem Esel zwischen einem Paar schimmernden Milchkannen,
     stieß im Vorüberziehen munter ihre Fersen in die Flanken des Esels und rief den Heimkehrern bissige Bemerkungen zu. Es war
     erstaunlich, dass keiner der müden Männer sich die Mühe machte, ihr zu antworten. Mit unserem Führer verließen wir den Weg
     und gingen querfeldein. Die Sonne war

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