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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Berührung und dem Geschmack anderer Menschen geprägt wurden, waren sinnlich und manchmal sogar erotisch – Bobby wusste, dass mehr als eine Begegnung zur Orgie ausgeartet war. Er und Kate hatten aber – nonverbal – um Verzeihung gebeten, bevor es gar zu intim wurde.
    Ein Flüchtling hatte also kein schlechtes Los. Und es war allemal besser als die Alternative, die sich Kate bot.
    Aber es war ein Schatten-Leben.
    Man durfte sich nie für längere Zeit an einem Ort aufhalten, besaß im Grunde nur das, was man am Leib trug und durfte auch keine tieferen persönlichen Beziehungen aufbauen, weil man immer damit rechnen musste, verraten zu werden. Bobby lebte schon seit drei Jahre im Untergrund und kannte bisher nur die Namen einer Handvoll Leute. Immerhin hatte er viele Kameraden, die ihm mit Rat und Tat zur Seite standen; vor allem damals, nachdem Bobby und Kate von Mary in der Organisation untergebracht wurden. Gewiss, Kameraden waren sie – Freunde würden sie ohne eine Vertrauensbasis nie werden.
    Die WurmCam beraubte ihn nicht unbedingt seiner Freiheit und Privatsphäre, aber es hatte den Anschein, als die Menschlichkeit auf der Strecke bliebe.
    Plötzlich zog Kate ihn am Arm und drückte ihm die Finger in die Handfläche. Hab sie gefunden. Mary ist hier. Dort drüben. Komm schnell.
    Irritiert ließ sich Bobby von ihr mitziehen.
     
    Sie saß allein in einer Ecke des Raums.
    Bobby tastete Mary und den Bereich um sie herum ab. Sie war mit einer Springerkombi bekleidet. Ein unberührter Teller mit erkaltenden Speisen stand neben ihr. Eine Wärmemaske trug sie nicht.
    Die Augen waren geschlossen. Sie reagierte nicht auf ihre Berührungen, aber er spürte, dass sie nicht schlief.
    Kate bohrte den Finger in Bobbys Handteller… Könnte ebenso gut ’nen Neonsticker tragen mit der Aufschrift ›Hier bin ich. Kommt und holt mich‹…
    Ist sie in Ordnung?
    Weiß nicht, kann ich nicht sagen.
    Bobby ergriff die schlaffe Hand seiner Schwester, massierte sie und tippte immer wieder ihren Namen. Mary Mary Mary, Mary Mays, Bobby hier, Bobby Patterson, Mary Mary…
    Plötzlich schien sie aufzuwachen. »Bobby?«
    Das schockierte Schweigen im Raum war körperlich spürbar. Es war das erste Wort, das seit ihrer Ankunft hier gefallen war. Kate beugte sich zu Mary hinunter und legte ihr die Hand auf den Mund.
    Bobby suchte Marys Hand, und sie signalisierte:
    ’tschuldigung. War abgelenkt. Sie führte seine Hand zum Mund, und er spürte, dass sich die Lippen zu einem Lächeln verzogen. Sie war also abgelenkt und glücklich. Das musste aber nichts Gutes bedeuten. Glücklich bedeutete unachtsam.
    Was ist los mit dir?
    Ihr Lächeln wurde breiter. Darf ich denn nicht glücklich sein, großer Bruder?
    Weißt schon, was ich meine.
    Implantat, sagte sie.
    Implantat – was für’n Implantat?
    Kortikal.
    Mein Gott, sagte er sich. Schnell übermittelte er diese Information an Kate.
    Scheiße hoch drei, signalisierte Kate. Illegal.
    Weiß ich auch.
    … Jamaika, signalisierte Mary ihm.
    Was?
    Zellenkumpel in Jamaika. Sehe mit seinen Augen, höre mit seinen Ohren. Besser als London. Marys Berührung seiner Hand war zart, die Analogie eines Flüsterns.
    Die neuen kortikalen Implantate, die aus dem VR-Apparat mit Neuronal-Implantaten abgeleitet waren, stellten den bisherigen Höhepunkt der WurmCam- Technologie dar: Ein kleiner Quetschvakuum-Wurmlochgenerator und ein neuronaler Sensorenkomplex, die im Kortex des Empfängers verankert waren. Der Generator war mit neurotropen Chemikalien angereichert, sodass die menschlichen Neuronen nach ein paar Monaten Verknüpfungen zum Generator hergestellt hatten. Und der neuronale Sensor war ein hochempfindliches Analysegerät für neuronale Aktivitäts-Muster, das einzelne neuronale Synapsen anzusteuern vermochte.
    Solch ein Implantat war in der Lage, ein Gehirn zu lesen, etwas hinein zuschreiben und es mit anderen Gehirnen zu verknüpfen. Mit einer bewussten Willensanstrengung war ein Implantat-Träger imstande, eine WurmCam- Verbindung von seinem beziehungsweise ihrem Gehirn zum Bewusstsein eines beliebigen Empfängers zu schalten.
    Die mit Implantaten bestückten Individuen bildeten eine neue vernetzte Gemeinschaft, die aus den Arenen, den Wahrheitsschwadronen und allen anderen dynamischen Bewegungen überschwappte, die die neue junge Welt ausmachten. Gehirne wurden zusammengeschaltet. Eine Art Kollektivbewusstsein entstand.
    Sie nannten sich die Verbundenen.
    Das sollte wohl die Verheißung einer

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