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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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wir gleich herausfinden.«
    David brachte sie nach oben, bis sie im üblen Brodem dieser leblosen Erde schwebten.
    Das Tageslicht war ein trübes Orange, glich Zwielicht in einer Stadt mit dichtem Smog. Die Sonne musste über dem Horizont stehen, doch Bobby vermochte weder ihre Position noch die des riesigen Monds zu bestimmen. Die Atmosphäre war viskos. Der schwarze Ozean unter ihnen war aufgewühlt und warf an manchen Stellen Blasen. Der Meeresboden wurde von glühenden Spalten durchzogen.
    Die Erde ist nun wirklich ein Friedhof, sagte Bobby sich. Bis auf die Nische im Erdinnern, die meine fernsten Vorfahren enthält, sind die jungen Gesteinsschichten mausetot.
    Und nun senkte eine schwarze Wolkendecke sich herab, als sei sie von einem zürnenden Gott durch den Himmel geworfen worden. Ein umgekehrter Regen setzte ein, und Kaskaden aus Wasser sprangen aus dem tosenden Meer zu den aufgeblähten Wolken empor.
    Ein Jahrhundert verstrich, und noch immer prasselte der Regen mit unverminderter Heftigkeit aus dem Ozean; er Regen war so stark, dass der Meeresspiegel bald merklich absank. Die Wolken wurden noch dichter, und die Meere verschwanden schließlich. Zurück blieben isolierte Tümpel in den tiefsten Senken der geschundenen Erdoberfläche.
    Es dauerte zweitausend Jahre. Der Regen hörte erst auf, nachdem die Meere von den Wolken aufgesogen worden und das Land knochentrocken war.
    Und jetzt wurde das Land brüchig.
    Bald verbreiterten die glühenden Risse in der Oberfläche sich zu breiten Spalten, aus denen glühende Lava quoll. Zuletzt waren nur noch isolierte Inseln aus Gestein übrig, die schrumpften und schmolzen. Ein neuer Ozean bedeckte die Erde: Ein mehrere hundert Meter tiefer Ozean aus geschmolzenem Stein.
    Erneut setzte ein umgekehrter Regen ein: Ein höllischer Strom aus weißglühender Gesteinsschmelze schoss in den Himmel. Die Gesteinströpfchen vermischten sich mit den Wassertropfen der Wolken, sodass die Atmosphäre sich in eine infernalische Schicht aus glühenden Gesteinstropfen und Dampf verwandelte.
    »Unglaublich!« rief David. »Auf der Erde bildet sich eine Atmosphäre aus Gesteinsdampf mit einer Dicke von vierzig bis fünfzig Kilometern. Der Druck ist einige hundertmal so hoch wie in unsrer Atmosphäre. Dort ist eine gigantische Wärmeenergie gespeichert… Die oberen Wolkenschichten müssen glühen. Die Erde leuchtet. Sie ist ein Stern aus Gesteinsdampf.«
    Der Gesteinshagel entzog dem Land Wärme, und erstaunlich schnell – nach ein paar Monaten – hatte die Oberfläche sich so weit abgekühlt, dass sie sich verfestigte. Unter einem glühenden Himmel bildete sich wieder flüssiges Wasser, und neue Meere entstanden aus den sich abkühlenden Wolken. Die Meere siedeten, als sie mit dem Gesteinsdampf in Kontakt kamen. Aus der Meeresoberfläche stießen Berge, die aus abkühlender Schlacke sich bildeten.
    Plötzlich raste eine Wand aus Licht an Bobby vorbei und zog mit unvorstellbarer Gewalt eine Front aus brodelnden Wolken und Dampf nach. Bobby stieß einen Schrei aus…
    David verlangsamte den Abstieg in der Zeit.
    Die Erde wurde wiederhergestellt.
    Die blau-schwarzen Meere lagen still. Der wolkenlose Himmel spannte sich wie eine grüne Kuppel über die Welt. Der vernarbte Mond war bedrohlich nah. Das Gesicht des Manns im Mond kam Bobby sogar bekannt vor – bis auf das fehlende rechte Auge… Und dort stand eine zweite Sonne. Eine glühende Kugel, die den Mond überstrahlte und deren Schweif sich über den ganzen Himmel zog.
    »Ein grüner Himmel«, murmelte David. »Seltsam. Methan vielleicht? Aber wie…«
    »Was zum Teufel ist das?« fragte Bobby.
    »Ach, der Komet? Ein richtiges Monster. Hat die Größe heutiger Asteroiden wie Vesta oder Pallas und durchmisst vielleicht fünfhundert Kilometer. Die hunderttausendfache Masse des Dinosaurier-Killers.«
    »Die Größe des Wurmwalds.«
    »Ja. Vergiss nicht, dass die Erde selbst aus Einschlägen entstand und sich aus einem Hagel von Planetesimalen, die um die junge Sonne kreisten, verdichtete. Der stärkste Einschlag war wahrscheinlich die Kollision mit einer anderen jungen Welt, bei der die Erde fast aufgeplatzt wäre.«
    »Der Einschlag, aus dem der Mond entstanden ist.«
    »Danach wurde die Oberfläche relativ stabil. Der Beschuss der Erde hielt aber an. Über einen Zeitraum von ein paar hundert Millionen Jahren erfolgten Dutzende oder sogar Hunderte gewaltiger Einschläge. Ein Bombardement, dessen Wucht unser Vorstellungsvermögen

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