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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Und er hat eine große Spende der Anti-Defamation League in die eigene Tasche gesteckt. Er ist noch immer recht rührig, obwohl sein Wirken als Banknoten-Täufer schon lang zurückliegt.« Sie schaute Bobby an. »Noch nie davon gehört? Man faltet bei der Taufe die Hände über einem Geldschein. Auf diese Art wird der Segen Gottes vom Täufling zum Geldschein umgeleitet. Dann bringt man diese Note in Umlauf, auf dass sie mit reichem Zins zu einem zurückkehren möge… Und um sicherzugehen, dass das auch wirklich hinhaut, übergibt man das Geld natürlich dem Prediger. Dem Vernehmen nach hat Billybob diese liebenswerte Angewohnheit in Kolumbien entwickelt, wo er als Drogenkurier tätig war.«
    Bobby schaute sie schockiert an. »Sie haben aber keinen Beweis dafür?«
    »Noch nicht«, sagte sie grimmig. »Aber ich werde ihn mir schon beschaffen.«
    »Und wie?«
    »Darüber wollte ich gerade mit Ihnen reden…«
    Er wirkte leicht konsterniert.
    »Tut mir Leid«, sagte sie. »Ich quatsche Ihnen die Ohren voll, nicht wahr?«
    »Irgendwie schon.«
    »Das mache ich immer, wenn ich mich ärgere.«
    »Kate, Sie ärgern sich doch ständig…«
    »Wer wollte mir das verdenken. Ich bin dem Kerl schon seit Monaten auf der Spur.«
    Ein Drohnen-Robot mit virtuellen Brille-und-Handschuh-Garnituren schwebte über ihren Köpfen. »Diese Brillen-und-Handschuhe sind von OffenbarungsLand in Zusammenarbeit mit der Firma OurWorld entwickelt worden, um OffenbarungsLand vollständig zu erfahren. Die Gebühren werden im Minuten-Takt automatisch von der Kreditkarte oder dem Konto abgebucht. Diese Brillen-und-Handschuhe…«
    Kate streckte den Arm aus und schnappte sich zwei Garnituren. »Zeit anzeigen.«
    Bobby schüttelte den Kopf. »Ich habe Implantate. Ich brauche keine…«
    »Billybob hat eine eigene Art, Konkurrenz-Technologien matt zu setzen.« Sie setzte sich die Brille auf. »Sind Sie bereit?«
    »Ich glaube schon…«
    Sie verspürte eine Wahrnehmung von Feuchtigkeit um die Augen, als die Brille Membranen ausbildete, um eine lichtschlüssige Verbindung mit den Pupillen herzustellen; es fühlte sich an, als ob kalte, feuchte Münder am Gesicht saugten.
    Sie tauchte in Dunkelheit und Stille ein.
    Nun materialisierte Bobby neben ihr. Er schwebte im Raum und hielt ihre Hand. Seine Brille-und-Handschuhe waren natürlich unsichtbar.
    Bald klärte die Sicht sich. Leute schwebten um sie herum, so weit das Auge reichte – wie eine Wolke aus Staubflocken. Sie waren alle in weiße Kutten gewandet und hielten große Palmblätter – sogar Bobby und sie, wie sie nun erkannte. Und sie leuchteten im Licht, das von dem vor ihnen hängenden Objekt verströmt wurde.
    Es war ein Kubus: Das große, perfekte Gebilde strahlte sonnenhell und reduzierte die Schar der schwebenden Menschen zu Zwergen.
    »Toll«, sagte Bobby.
    »Offenbarung, Kapitel Einundzwanzig«, murmelte sie.
    »Willkommen in Neu-Jerusalem.« Sie warf den Palmwedel weg, doch wie Zauberei bekam sie einen neuen in die Hand gedrückt. »Vergessen Sie nicht«, sagte sie, »das einzig Reale hier ist der stete Geldfluss aus Ihrer in Billybobs Tasche.«
    Gemeinsam fielen sie auf das Licht zu.
    Die Wand vor ihr wurde von Fenstern und einer Linie aus drei bogenförmigen Durchgängen durchbrochen. Sie sah ein Licht im Innern, das sogar noch heller leuchtete als außerhalb des Gebäudes. Im Verhältnis zur Größe des Gebäudes schienen die Wände dünn wie Papier.
    Und sie stürzten noch immer dem Kubus entgegen, bis er vor ihnen dräute wie ein Ozeanriese.
    »Wie groß ist dieses Ding?« fragte Bobby.
    »Der Heilige Johannes sagt, es sei ein Würfel mit einer Kantenlänge von zwölftausend Stadien«, murmelte sie.
    »Und zwölftausend Stadien sind…«
    »Ungefähr zweitausend Kilometer. Bobby, diese Stadt Gottes hat die Größe eines kleinen Mondes. Es dauert lang, bis man hineingefallen ist. Und natürlich wird uns jede Sekunde berechnet.«
    »Hoffentlich bin ich bis dahin nicht verhungert. Wissen Sie, mein Vater spricht oft von Ihnen.«
    »Er ist wütend auf mich.«
    »Hiram flippt, ähem… wegen jeder Kleinigkeit aus. Ich glaube aber, auf irgendeiner Ebene haben Sie ihn sogar stimuliert.«
    »Nun sollte ich mich wohl geschmeichelt fühlen.«
    »Ihm hat der Ausdruck gefallen, den Sie gebraucht haben. Elektronische Anästhesie. Ich muss gestehen, dass ich das nicht ganz verstanden habe.«
    Sie schaute ihn mit gerunzelter Stirn an, während sie aufs fahle graue Licht zutrieben. »Sie führen

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