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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Wort?«
    Sie lachte. »Ach, kommen Sie, Bobby – jeder von uns wird observiert, auf die eine oder andere Art. Sie sind eine Berühmtheit, seit Sie einundzwanzig waren. Gerade Sie müssten das Gefühl kennen, beobachtet zu werden.«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    Sie ergriff seinen Arm. »Wenn Billybob nichts zu verbergen hat, dann hat er auch nichts zu befürchten. Sehen Sie es mal so.«
    »Manchmal hören Sie sich an wie mein Vater«, meinte er in neutralem Ton.
    Sie verstummte mit einem unbehaglichen Gefühl.
    Beide trieben in der Menge und näherten sich nun einem großen Thron, der von sieben Kugeln und vierundzwanzig kleineren Thronen umkreist wurde. Dabei handelte es sich um eine vergrößerte Darstellung des realen Ensembles, das Billybob im Stadion aufgebaut hatte.
    Und vor dem wuchtigen Zentral-Thron stand Billybob Meeks.
    Das war nicht mehr der schwitzende Fettsack, den sie auf dem Spielfeld gesehen hatte. Dieser Billybob war größer, jünger, schlanker und sah viel besser aus – wie der junge Charlton Heston. Obwohl er mindestens einen Kilometer von ihrem Standort entfernt sein musste, überragte er die Kongregation. Und er schien noch weiter zu wachsen.
    Er bückte sich, die Hände in die Hüften gestemmt und sprach mit einer Stimme, die wie ein synthetischer Donnerhall klang: »Die Stadt bedarf weder des Lichts der Sonne noch des Monds, um sie zu erhellen, denn der Ruhm Gottes spendet ihr Licht, und das Lamm ist die Lampe…« Billybob wuchs noch immer; sein Gesicht glich jetzt einer riesigen Scheibe, die sich über die tiefen Wolken erhob. Kate sah, dass Leute wie die Ameisen vor seinen gigantischen Füßen flohen.
    Und Billybob deutete mit einem mächtigen Finger direkt auf sie. Riesige graue Augen funkelten, und die in heiligem Zorn gewölbten Augenbrauen glichen Mars-Kanälen.
    »Nichts Unreinem wird jemals Einlass gewährt werden und keinem, der da Dinge tut, die verwerflich und arglistig sind – nur jenen, deren Namen im Buch des Lebens des Lamms verzeichnet sind. Steht dein Name in diesem Buch? Ist er dort verzeichnet? Bist du würdig?«
    Kate wurde von der Intensität des Moments überwältigt, schrie auf und wurde von einer unsichtbaren Hand ergriffen und in die leuchtende Luft gehoben…
     
    Sie verspürte ein saugendes Gefühl an Ohren und Augen. Licht, Lärm und der Duft von heißen Würstchen schlugen über ihr zusammen.
    Bobby kniete vor ihr. Sie sah die Abdrücke der Brille um seine Augen. »Er hat Sie drangekriegt, nicht wahr?«
    »Billybob hat vielleicht eine Art, seine Botschaft an den Mann zu bringen«, sagte sie und schnappte nach Luft. Sie war noch immer desorientiert.
    Auf den Rängen des alten Sportstadions regten die Leute sich stöhnend, und manche Träne quoll unter den schwarzen Augenklappen der Brillen hervor. Ein paar Leute waren bewusstlos und wurden von Sanitätern versorgt – vielleicht waren sie ohnmächtig geworden, hatten einen epileptischen oder gar einen Herzanfall erlitten, mutmaßte Kate. Zumal sie es für unwahrscheinlich hielt, dass die Unversehrtheit seiner Schäfchen Billybob Meeks besonders am Herzen lag.
    Sie musterte Bobby neugierig; er wirkte ungerührt. »Und was ist mit Ihnen?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich habe schon interessantere Abenteuerspiele gesehen.« Er schaute zum verhangenen Dezemberhimmel auf. »Kate – ich weiß natürlich, dass Sie über mich an meinen Vater herankommen wollen. Aber ich mag Sie trotzdem. Und vielleicht wäre es sogar Balsam für meine Seele, wenn Hiram mal was auf die Nase bekommt. Was meinen Sie?«
    Sie hielt den Atem an. »Das ist wohl das Menschlichste, was Sie bisher gesagt haben.«
    »Dann packen wir’s an.«
    Sie rang sich ein Lächeln ab. Sie hatte bekommen, was sie wollte.
    Trotzdem erschien die Welt ihr noch unwirklich im Vergleich zu den intensiven letzten Momenten in Billybobs Bewusstsein.
    Sie hegte keinen Zweifel, dass – falls die Gerüchte über das Gerät, das Hiram konstruierte, auch nur annähernd richtig waren und falls sie Zugang dazu erhielt – es ihr gelingen würde, Billybob Meeks zu vernichten. Das wäre ein Kracher, ein persönlicher Triumph sondergleichen.
    Sie wusste aber auch, dass ein Teil von ihr, wie sehr sie es auch verdrängte, das immer bedauern würde. Ein Teil von ihr würde sich immer danach sehnen, in diese glühende goldene Stadt zurückzukehren – mit Wänden, die über die Hälfte des Wegs zum Mond emporragten und wo leuchtende, lächelnde Menschen nur darauf warteten, sie

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