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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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ins Auge, die stetig aufwärts zählte. Die Aufschrift lautete KONVERTITEN: Hier wurden menschliche Seelen gezählt wie der Hamburger-Absatz in einem Fast-Food-Restaurant.
    Das Bild war keineswegs perfekt. Es war dunkel, körnig und wurde manchmal instabil. Dann erstarrte es oder löste sich in Pixel-Wolken auf. Dennoch…
    »Ich fasse es nicht«, sagte Kate atemlos. »Es klappt. Als ob die Welt sich in Glas verwandelt hätte. Willkommen im Glashaus…«
    Bobby betätigte die SoftScreen, und das rekonstruierte Bild beschrieb eine volle Umdrehung. »Ich dachte, Rhinos seien ausgestorben.«
    »Sind sie auch. Billybob war aber Teilhaber eines Konsortiums, das das letzte Zuchtpaar einem französischen Privatzoo abgekauft hat. Die Genetiker waren an den Rhinos interessiert, weil sie genetisches Material wie Eier, Spermien und vielleicht sogar Zygoten entnehmen wollten – in der Hoffnung, die Spezies in der Zukunft wieder zum Leben erwecken zu können. Billybob ist ihnen aber zuvorgekommen. Und nun besitzt er die letzten Nashornhäute überhaupt. Es war ein gutes Geschäft, wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet. Diese Häute erzielen astronomische Preise.«
    »Aber es ist illegal.«
    »Ja. Nur dass niemand den Mut hat, ein Strafverfahren gegen einen so mächtigen Mann wie Billybob einzuleiten. Zumal am Wurmwald- Tag die Nashörner eh ausgestorben wären; was soll’s also…? Kannst du mit dem Ding auch zoomen?«
    »Metaphorisch. Ich kann selektiv vergrößern und verstärken.«
    »Wäre es möglich, diese Papiere auf dem Schreibtisch zu lesen?«
    Mit einem Fingernagel markierte Bobby Zoom-Bereiche, so dass der Software-Fokus sich progressiv auf den Papierkram auf dem Schreibtisch richtete. Die Wurmloch-Mündung schien etwa einen Meter über dem Boden positioniert zu sein und zirka zwei Meter vom Schreibtisch entfernt. Kate fragte sich, ob die winzige schimmernde Kugel, die in der Luft schwebte, zu sehen war. Die Papiere waren perspektivisch verkleinert, und erschwerend kam hinzu, dass die Papiere nicht sehr lesefreundlich angeordnet waren; manche lagen verkehrt herum oder wurden von anderen Blättern verdeckt. Dennoch war Bobby in der Lage, Abschnitte zu erkennen – er invertierte die Abbildungen, glich die perspektivischen Verzerrungen aus und säuberte sie mit Verstärker-Routinen intelligenter Software. Es genügte jedenfalls, dass Kate sich einen Überblick über die Inhalte zu verschaffen vermochte.
    Es handelte sich hauptsächlich um Firmeninterna – Belege dafür, dass Billybob die leichtgläubigen Amerikaner im industriellen Maßstab abzockte –, aber nichts Illegales. Sie bat Bobby, weiterzusuchen und überflog hastig das lückenhafte Material.
    Und dann erzielte sie einen Volltreffer.
    »Stop«, sagte sie. »Verstärken… Sehr gut.« Es handelte sich um eine eng bedruckte, mit Zahlen gespickte Dokumentation über die negativen Auswirkungen von Dopamin-Stimulation bei älteren Menschen. »Das ist es«, sagte sie atemlos. »Das bricht ihm das Genick.« Sie war so erregt, dass sie es nicht mehr auf dem Sitz hielt. Unruhig sprang sie auf und tigerte im Raum herum. »Was für ein Arschloch. Einmal ein Drogendealer, immer ein Drogendealer. Wenn wir nun noch ein Bild von Billybob finden, wie er das liest oder gar unterschreibt – Bobby, wir müssen ihn finden.«
    Bobby seufzte und lehnte sich zurück. »Dann frag David. Ich vermag das Ding zu schwenken und zu zoomen, aber wie man die Einstellung der WurmCam verändert, weiß ich leider nicht.«
    »WurmCam?« Kate grinste.
    »Papa macht seinen Marketingleuten noch mehr Druck als den Ingenieuren. Schau, Kate, es ist halb vier in der Früh. Wir müssen geduldig sein. Ich habe die Überwachung hier bis zwölf Uhr Mittags außer Kraft gesetzt. Bis dahin werden wir Billybob bestimmt im Büro erwischen. Und falls nicht, dann versuchen wir es eben an einem anderen Tag wieder.«
    »Ja.« Sie nickte angespannt. »Du hast Recht. Es ist nur so, dass ich an schnelles Arbeiten gewöhnt bin.«
    Er lächelte. »Damit dir kein anderer heißer Journo die Beute wegschnappt?«
    »Das kommt vor.«
    »Hey.« Bobby streckte die Arme aus und legte die Hände um ihren Kopf. Sein dunkles Gesicht war fast unsichtbar im düsteren Glühen des Wurmwerks. Die Berührung seiner warmen Hände war angenehm und tröstlich. »Du musst dir keine Sorgen machen. Überleg mal… Im Moment hat niemand sonst auf dem Planeten, wirklich niemand, Zugang zur WurmCam- Technologie. Es besteht nicht die

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