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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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geringste Möglichkeit, dass Billybob uns auf die Schliche kommt oder dass ein andrer dir die Story klaut. Was machen da schon ein paar Stunden?«
    Ihr Atem ging flach, und das Herz pochte; sie schien ihn in der Dunkelheit zu spüren, auf einer elementareren Ebene als Sehen, Riechen und Berührung – als ob irgendetwas in ihrem tiefsten Innern auf die Gegenwart seines warmen Körpers ansprach.
    Sie ergriff seine Hand und küsste sie. »Du hast Recht. Wir müssen warten. Aber ich berste schier vor Energie. Wir sollten sie zu etwas Konstruktivem nutzen.«
    Er schien zu zögern, als ob er über den Sinn ihrer Worte rätselte.
    Kate, sagte sie sich, du bist nicht wie die anderen Mädchen, denen er in seinem behüteten Leben begegnet ist. Vielleicht muss man ihm auf die Sprünge helfen.
    Sie legte ihm den freien Arm um den Hals, zog ihn an sich und spürte seinen Mund auf ihrem. Ihre warme Zunge schlüpfte begierig in seinen Mund und strich über eine Reihe perfekter Zähne. Er erwiderte ihren Kuss ebenso begierig.
    Zuerst war er zärtlich, sogar liebevoll. In dem Maß, wie die Leidenschaft sich steigerte, bemerkte sie jedoch eine Veränderung in seiner Körperhaltung und seiner ganzen Verhaltensweise. Während sie auf seine stummen Kommandos reagierte, wurde sie sich bewusst, dass sie ihm die Führung überließ. Und selbst als er sie routiniert zu einem intensiven Höhepunkt brachte, spürte sie, dass er abwesend war, verloren in den Mysterien seiner verwundeten Seele. Er war allein mit dem körperlichen Akt beschäftigt und nicht mit ihr.
    Er weiß, wie man Liebe macht, sagte sie sich, vielleicht besser als jeder, den ich kenne. Aber er weiß nicht, wie man liebt. Was für ein Klischee. Jedoch die traurige Wahrheit.
    Als sein Körper sich an ihren schmiegte, stießen ihre Finger, mit denen sie ihm das Haar zerzauste, im Nacken auf etwas Rundes und Hartes. Es hatte ungefähr die Größe einer Münze, war metallisch und kalt.
    Es war ein Gehirn-Implantat.
     
    In der Stille des Frühlingsmorgens saß David im Wurmwerk vor der glühenden SoftScreen.
    Er schaute auf seinen eigenen Kopf herab, aus einer Höhe von zwei bis drei Metern. Es war kein schöner Anblick: Er hatte Übergewicht und eine kahle Stelle am Hinterkopf, die ihm bisher noch gar nicht aufgefallen war. Es sah aus wie eine rosige Münze im Haar.
    Er hob die Hand, um die kahle Stelle zu ertasten.
    Das Bild auf dem Monitor hob ebenfalls die Hand, als ob er bei einer Marionette die Fäden zöge. Er winkte wie ein Kind und schaute auf. Natürlich gab es nichts zu sehen, kein Anzeichen für den winzigen Riss in der Raumzeit, durch den diese Bilder übertragen wurden.
    Nachdem er auf den Bildschirm getippt hatte, änderte sich der Blickpunkt. Er schaute direkt geradeaus. Noch ein zögerlicher Tipp, und das Bild bewegte sich vorwärts durch die dunklen Hallen des Wurmwerks: Anfangs ruckartig, dann fließender. Große, bedrohlich anmutende Maschinen trieben wie Wolken an ihm vorbei.
    Wenn diese Wurmloch-Kamera einmal auf den Markt kam, sagte er sich, würde sie bestimmt über eine intuitive Steuerung verfügen, vielleicht mit einem Joystick, Hebeln und Knöpfen, um die Kameraführung stufenlos zu variieren. Die simple Konfiguration von Sensorfeldern am Bildschirm ermöglichte es ihm immerhin, die Perspektive zu regeln und sich aufs Bild selbst zu konzentrieren.
    Dabei erinnerte ein Winkel des Bewusstseins ihn daran, dass der Blickpunkt sich in Wirklichkeit überhaupt nicht verändert hatte: Vielmehr erzeugten die Casimir-Maschinen eine Reihe kurzlebiger Wurmlöcher, die im Abstand einer Planck-Länge in der jeweils gewünschten Bewegungsrichtung aufgereiht waren. Die aufeinanderfolgenden Löcher schufen eine so schnelle Bildsequenz, dass ihm die Illusion von Bewegung vermittelt wurde.
    Nichts davon zählte im Moment, sagte er sich. Er wollte einfach nur spielen.
    Mit einem resoluten Klaps auf den Bildschirm schwenkte er den Blickpunkt, so dass er direkt auf die Wellblech-Wand des Wurmwerks zuflog. Er zuckte unwillkürlich zusammen, als die Barriere auf ihn zuraste.
    Dann trat ein Moment der Dunkelheit ein.
    Und dann war er durchgebrochen und wurde plötzlich in blendendes Sonnenlicht getaucht.
    Er verlangsamte den Vorwärtsflug des Blickpunkts und ließ ihn etwa auf Augenhöhe absinken. Jetzt befand er sich auf dem Gelände an der Peripherie des Wurmwerks: Wiesen, Bäche, kleine Brücken. Die Sonne stand tief am Himmel und warf klar konturierte Schatten. Das Gras

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