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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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haben unsre bisherige Bestmarke schon überschritten…«
    Die Verzerrung des Bilds wurde nun stärker, und die Konturen der Ausrüstung und der Leuchtkörper verwandelten sich in runde Schlieren, die wie konzentrische Kreise um den Zentralpunkt der Abbildung lagen. Und dann schienen die Farben dem Dopplereffekt unterworfen zu werden – ein grüner Träger verfärbte sich plötzlich blau, und das helle, fluoreszierende Licht bekam einen Stich ins Violette.
    »Wir stoßen tiefer ins Wurmloch vor«, flüsterte David. »Lass mich jetzt nicht im Stich.«
    Die Abbildung löste sich weiter auf, wobei die Elemente zerfielen und sich in einem Wiederholungsmuster um die scheibenförmige Darstellung vervielfältigten. David verglich es mit einem dreidimensionalen Kaleidoskop, das aus multiplen Spiegelungen der Laborbeleuchtung bestand. Beim Blick aufs Zählwerk sah er, dass ein großer Teil der ins Wurmloch einfallenden Energie sich ins Ultraviolett und darüber hinaus verschoben hatte. Die energiereiche Strahlung bombardierte die Wände des gekrümmten Raumzeit-Tunnels.
    Doch das Wurmloch hielt.
    Sie hatten den Punkt inzwischen weit überschritten, an dem alle bisherigen Experimente gescheitert waren.
    Nun schrumpfte die Scheibe, als das aus drei Dimensionen in die Wurmloch-Mündung fallende Licht im trichterförmigen Wurmloch-Schlund komprimiert wurde. Der schrumpfende Lichtklecks wurde extrem verzerrt.
    Und dann veränderte sich auch die Qualität des Lichts. Die Struktur aus multiplen Abbildungen wurde einfacher, dehnte sich aus und schien sich selbst zu entzerren. David erkannte Elemente eines neuen Gesichtsfelds: Eine blaue Schliere, die vielleicht ein Stück Himmel war, und ein fahles Weiß, das vielleicht ein Instrumententräger war.
    »Ruf Hiram«, sagte er.
    »Was ist das denn?« fragte Bobby.
    »Ruf einfach Vater, Bobby.«
     
    Hiram erschien eine Stunde später im Laufschritt. »Ich hoffe, es lohnt sich. Ich habe gerade eine Investoren-Besprechung vertagt…«
    Wortlos reichte David ihm ein Stück Bleikristall von der Größe und Form eines Kartenspiels. Hiram drehte das Stück um und betrachtete es.
    Die Oberseite des Kristalls war als Vergrößerungslinse geschliffen, und als Hiram hindurchschaute, erkannte er miniaturisierte Elektronik: Fotoelektronenvervielfacher- Lichtdetektoren für den Empfang von Signalen, eine lichtemittierende Diode, die Test-Blitze erzeugte, eine kleine Stromquelle und noch kleinere Elektromagnete. Im Mittelpunkt des Kristalls hing eine winzige perfekte Sphäre, die das Auge gerade noch aufzulösen vermochte. Sie funkelte silbrig wie eine Perle; die Qualität des Lichts, das von ihr reflektiert wurde, unterschied sich jedoch vom harten Grau der Zählhaus-Leuchtkörper.
    »Was ist das?« wandte Hiram sich an David.
    David wies mit einem Kopfnicken auf die Wand-SoftScreen. Sie zeigte einen verwaschenen Kreis aus blauem und braunem Licht.
    Ein Gesicht gewann Konturen: Ein menschliches Gesicht, das einem Mann in den Vierzigern gehörte. Die Abbildung war stark verzerrt – genauso, als ob er das Gesicht in ein Goldfischglas getaucht hätte –, doch David machte einen lockigen schwarzen Schopf aus, durch Sonneneinstrahlung verwitterte Lederhaut und weiße Zähne, die durch ein breites Grinsen entblößt wurden.
    »Das ist Walter«, sagte Hiram erstaunt. »Unser Stations-Leiter in Brisbane.« Er trat dichter an die SoftScreen heran. »Er sagt etwas. Er bewegt die Lippen.« Der Mann stand dort und formte stumme Worte. »Ich… sehe… euch. Ich sehe euch. Mein Gott.«
    Nun kamen hinter Walter weitere australische Techniker als stark verzerrte Schemen ins Bild und applaudierten stumm.
    David grinste und ließ sich vom jubelnden Hiram an die Brust drücken, wobei er die ganze Zeit das Bleikristall mit der Wurmloch-Öffnung im Auge behielt, die Milliarden-Dollar-Perle.

 
7

DIE WURMCAM
     
     
    Es war drei Uhr nachts. Kate und Bobby saßen nebeneinander im Herzen des Wurmwerks in einem Kegel aus SoftScreen- Licht Bobby installierte ein simples Frage-und-Antwort-Programm auf der SoftScreen. Sie hatten sich auf eine lange Nacht eingestellt; hinter ihnen lag ein Haufen aus Ausrüstungsgegenständen, Thermoskannen mit Kaffee, Decken und Schaumstoffmatratzen.
    Plötzlich ertönte ein Knarren. Kate sprang auf und packte Bobbys Arm.
    Bobby ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Kein Grund zur Aufregung. Nur ein leichter Wärmeschwund. Wie gesagt, ich habe die Überwachungssysteme so eingestellt,

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