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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Deshalb verlegen die Leute sich auf Kurzverfahren, und der Gruppenbeurteilungs-Prozess bleibt auf der Strecke…«
    Nun blinkte eine rote Warnleuchte hoch oben an der Wand des Zählhauses, und die Techniker kehrten wieder in die Räume zurück.
    Bobby sah David fragend an. »Du bereitest den zweiten Versuch vor? Obwohl du Papa gesagt hast, du würdest nur einen am Tag durchführen.«
    David blinzelte. »Eine kleine Notlüge. Ich wollte ihn loswerden.«
    Bobby lachte.
    Es war noch Zeit für eine Kaffeepause, bevor der neue Probelauf startete. Sie gingen in die Cafeteria.
    Bobby treibt sich hier herum, sagte David sich. Als ob er sich an der Arbeit beteiligen wollte. Er spürte ein Bedürfnis bei ihm, ein Bedürfnis, das er nicht verstand – vielleicht sogar Neid. War das möglich?
    Einerseits schämte er sich dafür, andererseits verspürte er eine gewisse Genugtuung. Vielleicht beneidet Bobby Patterson, dieser unvorstellbar reiche Dandy der Letzten Tage, mich – seinen biederen, arbeitsamen Bruder, der lieber in Oxford arbeiten würde.
    Oder vielleicht ist das auch nur Futterneid von meiner Seite.
    Auf dem Rückweg versuchte er, Konversation zu machen.
    »Hast du auch einen Hochschulabschluss, Bobby?«
    »Sicher. Aber von HBS.«
    »HBS? Ach so. Harvard…«
    »Business School. Ja.«
    »Ich hatte im Erststudium auch Wirtschaftswissenschaften studiert«, sagte David und verzog das Gesicht. »Die Vorlesungen dienten dem Zweck, ›uns auf die moderne Welt vorzubereiten‹. Diese Vierfeldtafeln, diverse Marketing-Theorien und die Weisheiten von irgendwelchen Management-Gurus…«
    »Betriebswirtschaft ist keine Raketenwissenschaft, wie wir zu sagen pflegten«, murmelte Bobby. »Aber es gab nur intelligente Leute in Harvard. Ich habe den Studienplatz auf Grund meiner Leistung bekommen. Und es herrschte ein erbitterter Konkurrenzkampf.«
    »Das glaube ich dir.« David wunderte sich über Bobbys monotone Stimme und sein traniges Auftreten. Er versuchte ihn aus der Reserve zu locken. »Ich habe den Eindruck, du fühlst dich – verkannt.«
    Bobby zuckte die Schultern. »Vielleicht. Allein der VR-Unternehmensbereich von OurWorld macht Umsätze in Milliardenhöhe. Papa hat gesagt, er würde mich nicht raushauen, wenn ich versage. Selbst Kate hält mich für eine Art Kronprinz.« Bobby grinste. »Ich bin eifrig bemüht, sie vom Gegenteil zu überzeugen.«
    David runzelte die Stirn. Kate…? Ach so, die kleine Reporterin, die Hiram aus dem Leben seines Sohns hatte verbannen wollen. Ohne Erfolg, wie es schien. Interessant. »Soll ich Stillschweigen bewahren?«
    »Worüber denn?«
    »Kate. Die Reporterin…«
    »Da gibt es nichts, worüber man Stillschweigen bewahren müsste.«
    »Vielleicht. Vater hält aber nicht viel von ihr. Hast du ihm schon gesagt, dass du dich noch mit ihr triffst?«
    »Nein.«
    Und das ist vielleicht auch das einzige in deinem jungen Leben, sagte David sich, wovon Hiram nichts weiß. Nun, lassen wir es dabei bewenden. David freute sich, dass es ihm überhaupt gelungen war, dieses zarte Band zwischen ihnen zu knüpfen.
    Die Countdown-Uhr strebte der Null entgegen. Wieder wurde eine tintige Schwärze auf der Wand-SoftScreen abgebildet, nur unterbrochen von zufällig aufblitzenden Pixeln und der numerischen Anzeige in der Ecke, die die Primzahlen-Prüfliste abspulte. David verfolgte belustigt, wie Bobbys Lippen stumm die letzten Zahlen des Countdowns formten: Drei. Zwei. Eins…
    Und dann fiel Bobby vor Schreck die Kinnlade herunter, und ein flackerndes Licht spielte auf seinem Gesicht.
    David schaute zur SoftScreen.
    Nun wurde etwas abgebildet, und zwar eine Scheibe aus Licht. Es handelte sich dabei um ein bizarres, surreales Konstrukt aus Kästen, Leuchtstreifen und Kabeln. Das Ensemble war fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, als ob man es durch eine Fischaugen-Linse betrachtet hätte.
    David wurde sich bewusst, dass er den Atem anhielt. Als das Bild sich für ein paar Sekunden stabilisierte, sog er in einer bewussten Anstrengung Luft ein.
    »Was ist das?« fragte Bobby.
    »Die Wurmloch-Mündung. Beziehungsweise das Licht, das sie von der Peripherie hier im Wurmwerk anzieht. Man sieht sogar die elektronischen Geräte. Die starke Gravitation an der Mündung lenkt das Licht des dreidimensionalen Raums in unmittelbarer Nähe des Wurmlochs ab. Dadurch wird das Bild verzerrt.«
    »Wie beim Blick durch eine Gravitationslinse.«
    Überrascht sah er Bobby an. »Genau.« Er kontrollierte die Monitore. »Wir

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