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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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war mit einer hauchdünnen glitzernden Reifschicht überzogen.
    Er schickte den Blickpunkt voraus – zuerst im Fußgänger-Tempo, dann immer schneller. Das Gras jagte unter ihm dahin, und Hirams neu angepflanzte Bäume säumten als Schemen das Blickfeld.
    Fast überkam ihn ein Rausch der Geschwindigkeit.
    Die Steuerung hatte er noch immer nicht ganz im Griff, und manchmal brach sein Blickpunkt durch einen Baum oder Felsen, worauf dunkelbraun beziehungsweise grau gefärbte Momente auf die Dunkelheit folgten. Allmählich gelang es ihm jedoch immer besser, seinen Flug zu dirigieren, und er wurde vom Rausch der Geschwindigkeit, Freiheit und Klarheit überwältigt. Er kam sich wieder vor wie ein Zehnjähriger, mit frischen und scharfen Sinnen und einem so energiegeladenen Körper, dass er sich leicht wie eine Feder fühlte.
    Er erreichte die Zufahrt zum Werk, hob den Blickpunkt um zwei bis drei Meter an, jagte die Zufahrt hinunter und schwenkte auf die Autobahn ein. Höher steigend folgte er dem Verlauf der Straße, wobei er die glitzernden Ströme der käfergleichen Autos unter sich betrachtete. Der flüssige Verkehr verdichtete sich bereits zur Rushhour. Er erkannte Muster im Fluss, Knoten höherer Dichte, die sich wieder auflösten, während das unsichtbare telematische Netz den Strom der SmartDrive- Autos optimierte.
    In einer plötzlichen Anwandlung von Ungeduld stieg er noch höher, bis sich die Straße zu einem grauen Band verengt hatte, das sich durchs Land schlängelte. Die Windschutzscheiben der Fahrzeuge funkelten wie eine Kette aus Diamanten.
    Jetzt hatte er einen Blick über die ganze Stadt. Die vom Dunst grau eingefärbten Vororte zogen sich in einem akkuraten Schachbrettmuster über die Hügel. Die Hochhäuser der Innenstadt ragten empor wie Fäuste aus Beton, Glas und Stahl.
    Er stieg noch höher, durchstieß eine dünne Wolkendecke und tauchte in hellen Sonnenschein ein. Sich umdrehend sah er den schimmernden Ozean – auf hoher See erkannte er den unheilverkündenden dunklen Fleck eines herannahenden Orkansystems. Die Krümmung des Horizonts wurde sichtbar, als sich das Land scheinbar einebnete und die Erde sich zur Kugel rundete.
    David unterdrückte einen Jubelschrei. Er hatte sich schon immer in die Lüfte schwingen wollen wie Supermann. Das Gerät wird weggehen wie warme Semmeln, das war ganz klar.
    Der Mond stand als schmale Sichel tief am Himmel. David verschob den Blickpunkt, bis sein Blickfeld um diesen Splitter aus fahlem Licht zentriert war.
    Hinter sich hörte er Unruhe, erhobene Stimmen, hastende Füße. Vielleicht war irgendwo im Wurmwerk ein Leck im Sicherheitssystem aufgetreten. Ihn betraf das aber nicht.
    Resolut schob er den Blickpunkt vor. Das morgendliche Blau wechselte ins Violett. Er sah bereits die ersten Sterne.
     
    Sie schliefen für eine Weile.
    Als Kate aufwachte, fror sie. Sie hob die Hand, und das Tattoo am Handgelenk leuchtete auf. Sechs Uhr Morgens. Im Schlaf war Bobby von ihr abgerückt und hatte ihr die Decke weggezogen. Sie fasste danach um den nackten Körper zu bedecken.
    Das fensterlose Wurmwerk um sie wirkte so dunkel und groß, wie sie es vorgefunden hatten. Sie sah, dass das WurmCam- Bild von Billybobs Arbeitszimmer mit dem Schreibtisch, den Nashorn-Häuten und den Papieren noch immer Bestand hatte. Alles, was seit der Einrichtung der WurmCam- Verbindung sich ereignet hatte, war aufgezeichnet worden. Mit einem Anflug von Erregung sagte sie sich, dass sie vielleicht schon genug Material hatte, um Meeks festzunageln…
    »Du bist ja wach.«
    Sie drehte den Kopf und sah in Bobbys Gesicht mit den großen Augen. Er lag auf einer zusammengefalteten Decke.
    »Ich glaube, du hast geweint«, sagte er, während er ihr mit der Rückseite eines Fingers über die Wange strich.
    Das war ihr peinlich. Sie widerstand der Versuchung, seine Hand wegzuschieben und das Gesicht abzuwenden.
    Er seufzte. »Du hast das Implantat gefunden, wie? Dann hast du also mit einem Cyborg gevögelt. Dieses Vorurteil hegst du doch? Du magst keine Implantate. Vielleicht bist du auch der Ansicht, Kriminelle und Geisteskranke sollten sich keiner Gehirnfunktions-Modifikation unterziehen…«
    »Wer hat es dir verpasst?«
    »Mein Vater. Ich meine, er hat es veranlasst. Als ich ein kleiner Junge war.«
    »Du erinnerst dich noch daran?«
    »Ich war drei oder vier Jahre alt. Ja, ich erinnere mich noch daran. Und ich weiß auch noch, dass ich verstanden hatte, weshalb er es tat. Natürlich nicht die

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