Das Licht ferner Tage
mal. Um die neue Technologie effektiv zu nutzen, brauchst du die besten Journalisten, die es gibt. Stimmt’s? Die WurmCam ist schön und gut – nur dass sie keine Leitartikel verfasst.«
Hiram schnaubte. »Du willst mir erzählen, sie sei die Beste?«
Bobby hob die Augenbrauen. »Immerhin ist sie hier, Papa. Sie ist schließlich auf die Idee mit der WurmCam gekommen. Sie hat sie sogar als Erste benutzt. Und was dich betrifft, Kate…«
»Bobby, eher friert die Hölle ein…«
»Du weißt über die WurmCam Bescheid. Hiram kann dich mit diesem Wissen nicht einfach gehen lassen. Arbeite mit uns zusammen. Du würdest gegenüber jedem anderen verdammten Reporter auf der Erde im Vorteil sein.« Er schaute von einem zum anderen.
Hiram und Kate wechselten grimmige Blicke.
»Ich bestehe darauf, die Untersuchung bezüglich Billybob Meeks abzuschließen«, sagte Kate. »Es ist mir egal, welche Verbindungen Sie zu ihm haben, Hiram. Der Mann ist ein Heuchler, ein Drogenhändler und ein potentieller Mörder. Außerdem…«
Hiram lachte. »Sie wollen Bedingungen stellen?«
»Papa, bitte«, sagte Bobby. »Denk darüber nach. Mir zuliebe.«
Hiram dräute zürnend über Kate. »Vielleicht muss ich das akzeptieren. Aber meinen Sohn werden Sie mir nicht wegnehmen. Ich hoffe, wir haben uns verstanden.« Er richtete sich auf, und Kate spürte, dass sie zitterte. »Übrigens«, sagte Hiram zu Bobby, »du hattest Recht.«
»Womit denn?«
»Dass ich dich liebe. Dass du mir vertrauen solltest. Dass alles, was ich für dich getan habe, nur zu deinem Besten war.«
Kate war verblüfft. »Sie haben gehört, wie er das gesagt hat?« Natürlich… Hiram hatte wahrscheinlich alles gehört.
Hiram sah Bobby scharf an. »Du glaubst mir doch, nicht wahr? Nicht wahr?«
8
DER CLOU
Aus OurWorld International News Hour, 21. Juni 2036. Kate Manzoni (in die Kamera)…
Die reale – und exklusiv von uns skizzierte – Gefahr eines bewaffneten Konflikts zwischen Schottland und England, von dem natürlich auch die Vereinigten Staaten in ihrer Gesamtheit betroffen wären, ist der signifikanteste Aspekt einer Entwicklung, die zum zentralen Problem dieses Jahrhunderts sich entwickelt: Der Kampf um Wasser.
Die Zahlen sprechen eine beredte Sprache. Weniger als ein Prozent der weltweiten Wasservorkommen sind für die menschliche Nutzung geeignet und zugänglich. In dem Maß, wie die Städte zu Lasten der Anbaugebiete wachsen, steigt der Wasserverbrauch an. In Teilen von Asien, im Nahen Osten und in Afrika ist das verfügbare Oberflächenwasser bereits aufgebraucht, und der Grundwasserspiegel sinkt seit Jahrzehnten.
Um die Jahrhundertwende litten zehn Prozent der Weltbevölkerung an Wassermangel. Heute hat diese Zahl sich verdreifacht – und bis 2050 wird mit einem Anstieg auf siebzig Prozent gerechnet.
Wir haben schon blutige Auseinandersetzungen um Wasser erlebt – zum Beispiel in China, um das Wasser des Nils, des Euphrats und Ganges sowie des Amazonas – Orte, wo die schwindende Ressource geteilt werden muss oder wo einem Nachbarn zu Recht oder Unrecht unterstellt wird, er habe mehr Wasser als nötig. Und in diesem Land hat der Kongress die Administration aufgefordert, Druck auf die Regierungen von Kanada und Quebec auszuüben, um die Vereinigten Staaten mit mehr Wasser zu versorgen, vor allem den Mittleren Westen, wo schon Desertifikation eintritt.
Es ist eine schockierende Vorstellung, dass solche Konflikte auch auf die entwickelte westliche Welt übergreifen – gerade vor dem Hintergrund unsrer exklusiven Enthüllung, die Regierung Englands habe ernsthaft eine militärische Invasion in Schottland in Erwägung gezogen, um die eigene Wasserversorgung zu sichern…
Angel McKie (v/o): * Die Nacht ist totenstill.
Diese kleine Insel, die wie ein Juwel aus dem philippinischen Meer ragt, durchmisst nicht einmal einen Kilometer. Gestern lebten noch über tausend Menschen hier. Sie hausten in elenden Hütten, die bis zur Hochwasserlinie sich hinunterzogen. Gestern spielten noch Kinder an diesem Strand. Nun ist das Eiland wie leergefegt. Nicht einmal mehr die Leichen der Kinder sind noch da.
Der Wirbelsturm Anthony – der letzte Ausläufer des offensichtlich permanenten El Niño-Sturms, der die Pazifikküsten verwüstet – hat dieses Gebiet nur gestreift. Dennoch war er so stark, dass er alles zerstörte, was die Menschen im Lauf von Generationen aufgebaut hatten.
Die Sonne ist noch nicht über diesem Ort der Verwüstung
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