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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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eher, was es nicht tut«, murmelte er, während sie langsam die breiten Stufen nach oben gingen. Die glühenden Globen an der Wand blieben zurück, und erstes Tageslicht fiel durch die hohen, spitzgiebligen Fenster. »Wären wir alle nur Rädchen in einem Uhrwerk, dann wäre dieses Artefakt wohl die Krone. Es darf ihm nicht in die Hände fallen.«
    »Und wo ist der Magier?«
    »Er ist noch nicht hier«, sagte Korianthe. Sie wirkte wie eine Statue, wie sie da neben ihnen herglitt, und erinnerte Sarik mehr denn je an Nerian. »Ich würde es spüren, wenn er hier wäre.«
    »Seht Ihr«, sagte April und blieb stehen, »und deshalb wollte ich mit Euch reden. Ich warte nämlich auch auf jemanden und habe nicht mehr viel Zeit.«
    Korianthe hob eine Augenbraue. »Wahrscheinlich sprichst du von deinem Liebhaber. Diesem Fealv, der gerade damit beschäftigt ist, die ganze mittlere Welt verrückt zu machen.«
    »Es freut mich, dass Ihr noch etwas von dem mitbekommt, das vor den Mauern Eurer Festung vor sich geht«, sagte April und kniff die Augen zusammen. »Dort draußen braut sich nämlich ein Krieg zusammen – und ich sitze seit drei Tagen in einem leeren Zimmer und drehe Däumchen. Ich halte das nicht länger aus!«
    »April«, sagte Sarik und griff wieder nach ihrem Arm, doch Korianthe winkte ab. »Lass sie nur. Sie hat ja recht.«
    April seufzte erleichtert. »Versteht mich nicht falsch – Eure Priester haben mich freundlich behandelt, das Essen ist verglichen mit den letzten Wochen wirklich gut, und es war toll, mal wieder ein Bad zu nehmen. Aber da draußen –« Sie hob den Arm, deutete auf die Mauer und schluckte. »Da ist die ganze Welt versammelt.«
    »Es ehrt mich, dass Kaiser Neoris an meine Tür klopft«, lächelte Korianthe. »Doch er stellt keine Gefahr für uns dar. Im Gegenteil, er ist eine würdige Ergänzung.«
    »Was soll das heißen?«, fragte April verwirrt, und auch Sarik fragte sich, was sie damit meinte.
    »Du kannst gehen«, sagte Korianthe. »Ich habe nie von dir erwartet, dass du den Orden persönlich verteidigst, und das wäre auch nicht angemessen. Eriëne ist sehr gut darauf vorbereitet, das Schwert zu führen, und letztlich geht es ja um die Klinge, nicht ihre Trägerin.«
    »Ich kann Schneeklinge doch nicht einfach weggeben«, sagte April.
    »Natürlich bist du an das Schwert gebunden – aber dieses Band können wir lösen. Sofort, wenn du willst.«
    »Ihr missversteht mich.« April schüttelte den Kopf. »Ich will sie nicht weggeben. Sie hat mich gerufen – sie ist mein Schicksal. Sarik, sag es ihr! Sie ist, was ich bin: Banneisen und Schneeklinge. Außerdem gehe ich doch nicht ohne eine Waffe da hinaus!«
    »Du redest vom Schicksal«, sagte Korianthe, und an ihrer Schläfe pulsierte eine kleine Ader. »Dabei hast du nicht die geringste Ahnung, wer in Wahrheit dein Schicksal geschmiedet hat. Sarik, hast du ihr erzählt, wieso sie dieses Schwert überhaupt finden konnte? Weshalb sie die Gabe hatte, zu sehen, was selbst uns verborgen war?«
    Ungemütlich wich Sarik den Blicken der beiden Frauen aus. »Korianthe, ich bitte dich.«
    »Es würde mich sehr interessieren«, funkelte April.
    »Ich kann es dir erklären«, sagte Sarik. »Aber nicht hier und jetzt.«
    »Gut, dann draußen«, sagte sie. »Bring mich raus! Ich will gehen. Drei Tage sind genug, und Janner muss bald zurück sein. Ich habe mein Versprechen gehalten.«
    »April …«
    »Ich gehe jetzt meine Sachen holen«, erklärte sie. »Den Weg durch den Geheimgang finde ich auch ohne dich. Denk daran, was du versprochen hast! Komm mit oder bleib, aber versuch nicht, mich aufzuhalten.«
    »Lass sie«, sagte Korianthe wieder, als Sarik ihr folgen wollte. »Für sie ist kein Platz bei uns.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Sarik. »Was, wenn –«
    Sie hob mahnend die Hand. »Ich will seinen Namen in diesen Mauern nicht hören. Wenn er kommt, wird er als Erstes zu ihr gehen – das Schwert hat eine große Anziehungskraft. Sie wird sich noch wünschen, sie wäre bei uns geblieben. Dann bestünde vielleicht noch Hoffnung für sie.«
    Sarik schüttelte den Kopf. Was Korianthe sagte, ergab keinen Sinn. »Er will das Schwert? Nicht das Artefakt?«
    »Er will so viele Dinge. Das hat ihn einmal zu Fall gebracht und wird es wieder tun. Es ist einerlei.«
    »Wenn es einerlei ist, weshalb war es dann so wichtig, dass wir hierherkommen?«
    »Schweig!«, sagte Korianthe, und Sarik stellte fest, dass der simple Befehl, hier in ihrer Festung, genügte,

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