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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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nicht mit ihnen diskutieren darf.« Lächelnd hob er die Laterne und leuchtete damit den Gang hinab. »Jetzt komm.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte April zum Irrlicht.
    Sarik nickte ihm noch einmal zu. Dann berührte er eine Stelle an der Wand, und die Öffnung schloss sich hinter ihnen.

DAS CALABAR YAURI
    D anke«, sagte Sarik zu Korianthe, »dass ich es endlich sehen durfte.«
    Sie standen im tiefsten Gewölbe der fünfeckigen Festung, einer hellen, unterirdischen Marmorhalle, die den größten Schatz des Ordens barg – das Calabar Yauri. Die Halle war fast so groß wie ein Palast. Die Decke wurde von mehreren riesenhaften Säulen getragen, die jede aus einem ganzen Bündel kleinerer Säulen bestanden, welche sich zur Decke hin zu einem kunstvollen Fächergewölbe verzweigten. Es war eine schlichte, aber feingliedrige Architektur, die man nicht hinter den massiven Kalksteinquadern der Festung vermutet hätte, und die aus einer anderen Zeit, einer anderen Welt zu stammen schien – was in gewisser Weise auch so war.
    Erhellt wurde der Raum von großen Kristallgloben, die an den Wänden oder von der Decke hingen, und die ein warmes, gelbes Licht verströmten. Sarik wusste, dass es auch einen zentralen Schacht gab, der Tageslicht bis ins Gewölbe transportieren konnte und sich unter ihnen noch bis in große Tiefen fortsetzte. Doch der Schacht war geschlossen, wahrscheinlich seit sehr langer Zeit schon, und das Calabar Yauri stand still.
    Das Artefakt war eine perfekte Repräsentation der Welt – und mehr. Seine messinggefassten Kugeln und viele Schritt durchmessenden Ringe beschrieben die Körper des Himmels und die Strukturen der Elemente und bildeten die Kräfte des Kosmos im Großen wie im Kleinen ab. Doch es handelte sich keineswegs nurum eine kunstvolle Skulptur. Erfüllt von den alten thaumaturgischen Kräften des Ordens, fand die ganze Welt in den verschlungenen Formen ihren Widerhall und konnte umgekehrt auch von ihr gelenkt werden. Es war eine ähnliche, aber ungleich mächtigere Magie als die auf primitive Weise ineinander verschränkten Pendel, mit denen die Menschen zu kommunizieren gelernt hatten: eine alte Magie, die außerhalb der Ordensmauern lange versiegt war.
    Von hier aus hatte Korianthe vor über achthundert Jahren den Zugang zu den höheren Sphären verschlossen. Und wenn es stimmte, was sie sagte, hatte ihr Orden gerade genug Macht über die Jahrhunderte gerettet, um das Artefakt noch ein weiteres, letztes Mal zu benutzen. Ein Schauder befiel Sarik bei dem Gedanken, dass es in der Lage sein könnte, ein neues Goldenes Zeitalter einzuleiten – oder die Hoffnung darauf ein für alle Mal zu vernichten.
    »Es ist unsere Bürde«, sagte Korianthe, »und es hat uns gerettet. Dabei hätte niemand je damit gerechnet.« Langsam trat sie unter einem der ruhenden Globen hindurch. Sie trug ihr gelbes Ordensgewand und bewegte sich mit großer Sicherheit. Fast wirkte es, als hätte sie jeden ihrer Schritte, ja ihr ganzes Treffen mit Sarik seit Monaten einstudiert.
    »War es nicht einst eine Versicherung für den Fall, dass etwas den Strom der Magie unterbräche – ein Schlüssel, falls wir uns je von ihr ausschlössen? So wie es dann auch geschehen ist?«
    Korianthe lächelte milde. »Der alte Sarik, noch immer der Träumer, und doch so pragmatisch. Doch hast du recht – es begann als bescheidenes Kunstwerk und endete als das machtvollste Instrument, das uns seit dem Verlust Navylyns geblieben ist.«
    Sarik blickte nach dem hell funkelnden Ball, der die Hallen des Schicksals repräsentierte und sich vom Zentrum des Artefakts aus in derselben Sphäre wie der Mond befand. Darunter lag ihre eigene Sphäre, stilllebengleich als ein kunstvolles Mosaik, das die Form der Welt aufzeigte, mit Teveral und Geador in seiner Mitteund den Reichen der Mächtigen in einem Spinnennetzmuster ringsum. Unter dem Mosaik begann der Schacht in die Tiefe.
    Jenseits Navylyns, in den translunaren Sphären, lagen die höheren Ebenen, Quell aller Magie, in denen die Wesenheiten lebten: verwirrende, strahlende Welten, zu denen die Weisesten des Ordens in der Alten Zeit mit ihrem Geist reisten. Und dahinter lag die alleräußerste Leere, in der Zearis sein Schicksal fand und aus der er als Einziger jemals zurückgekehrt war. Nach dem Krieg gegen ihn hatte Korianthe alle Ebenen jenseits Navylyns von ihnen getrennt. Es war ihrer aller Hoffnung gewesen, dass es ihnen gelingen würde, die Kammern aus Porzellan zu halten und ihrer eigenen

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