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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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öffnete?«
    »Es besteht eine Chance«, sagte sie, »eine winzig kleine Chance, dass es ihm dank seiner gestohlenen Macht gelingt, nach Navylyn vorzudringen und die Hallen in Besitz zu nehmen. Dann könnte er uns alle ausschließen: Er könnte die Pforten öffnen und schließen, wie es ihm beliebt. Das Calabar Yauri ist nur ein Abglanz der Macht, die in Navylyn schlummert. Er könnte uns das Licht der Wesenheiten für immer nehmen und uns alle beherrschen. Das darf auf keinen Fall passieren. Es wäre der schlimmste Schatten, der auf uns fallen könnte; es wäre der wahre Winter der Welt.«
    Sarik nickte, doch Korianthes Ton behagte ihm immer weniger. Fast klang sie wie ihre Priesterschaft – einfache Menschen, die Zuflucht in der Lehre des letzten Ordens gefunden hatten und die Wesenheiten als Götter verehrten. Sie halfen, die alten Wahrheiten am Leben zu erhalten – doch ohne Zugang zu den höheren Sphären verehrten sie nicht mehr als einen Schatten jener Wahrheit. Hatte Korianthe etwa begonnen, an ihre eigene Lehre zu glauben?Etwas verschwieg sie. Doch er konnte sie nicht dazu zwingen, ihre Gedanken offenzulegen – schon gar nicht hier, im Zentrum ihrer Macht. Und er war nach wie vor an sie gebunden.
    »Deshalb sollte ich das Schwert zu dir bringen«, sagte er. »Um den Orden und das Artefakt darin zu schützen.«
    »Das Schwert, das Andelis Derior besiegte«, nickte sie. »Und bald auch ihn.«
    »Nun, ich habe es dir gebracht«, stellte er fest.
    »Und ich bin dir sehr dankbar«, lächelte sie. »Du warst spät, doch du hattest einen langen Weg hinter dir. Du hast gute Arbeit geleistet, Sarik Isikara Kisikiras.«
    »Und ist meine Strafe damit verbüßt? Wirst du mich aus deinen Diensten entlassen, wie du es versprochen hast?«
    In dem Moment hörten sie Unruhe vor der Halle, und Korianthe eilte an ihm vorbei, um die Ursache festzustellen. »Wenn es vorbei ist«, murmelte sie. »Wenn es vorbei ist.«
    Nachdenklich folgte Sarik ihr zum Ausgang. Als Korianthe das hohe zweiflüglige Tor auftat, sah er April auf dem unteren Absatz des Treppengangs, der zu ihnen hinabführte. Zwei Priester in leuchtend gelben Roben versperrten ihr den Weg. Sie trug die schlichte weiße Ordenstracht, die man ihr bei ihrer Ankunft vor drei Tagen gegeben hatte, und die eingedenk des Schwerts an ihrer Seite und ihres verwegenen Haarschopfs seltsam unpassend wirkte. Auch ihr leicht gewölbter Bauch begann sie zu verraten – zumindest, wenn man wusste, worauf man zu achten hatte.
    Ihre Schwangerschaft stellte Sarik immer noch vor ein Rätsel – wie konnte sie, die durch die Schuld geboren worden war und das Licht der höheren Sphären schaute, ein Kind empfangen? Er hatte versucht, sie darauf anzusprechen. Er hatte sie gefragt, wann es so weit wäre, weil ihm das wie eine natürliche Frage erschien. Doch sie war ihm ausgewichen und hatte nur gesagt, dass sie es nicht wüsste. Sie hatte ängstlich gewirkt; und da hatte er begriffen, dass sie es tatsächlich nicht wusste.
    Die Priester drängten April zurück.
    »Sarik!«, rief sie.
    »Lasst sie los«, sagte Korianthe, und die Priester gehorchten. »Wir haben gerade von dir gesprochen.«
    April schüttelte die Priester ab und warf einen neugierigen Blick in die Halle. »Was ist da drin?«
    »Die Geheimnisse der Welt«, erwiderte Korianthe kühl. Die beiden Frauen mochten sich nicht sonderlich, so viel hatten die letzten Tage gezeigt.
    »Deshalb brauchen wir Schneeklinge«, sagte Sarik und nahm April beruhigend am Arm, bevor sie etwas erwidern konnte. »Um das da drinnen zu schützen.«
    »Du hast gesagt, der Magier sei auf dem Weg hierher«, sagte April. »Derselbe, der vor vielen hundert Jahren dieses Schwert für seine Prinzessin schmiedete.«
    »So ist es«, sagte Sarik, und Korianthe warf ihm einen prüfenden Blick zu.
    »In der Geschichte klang es danach, als hätte er einen hohen Preis dafür gezahlt«, sagte April. »Was will er heute noch? Was ist dort drinnen?«
    »Gehen wir zurück nach oben«, sagte Korianthe und gab den Priestern einen Wink, das Tor hinter ihnen zu schließen. April wollte protestieren und noch einen Blick in die Halle erhaschen, doch Sarik zog sie mit sich.
    »Er hat sich verändert. Heute ist er vor allem an neuer Macht interessiert – Macht, die ihm nicht zusteht. Dort unten steht ein großes Artefakt. Würde er es beherrschen, wäre das sehr gefährlich – für uns alle.«
    »Was tut es denn?«, fragte April, und da musste er lächeln. »Die Frage ist

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