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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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streichelt die Katze, und Todds Mutter nickt wieder.
    »Es war eine schwere Geburt, und wir hatten keine Hebamme zur Hand. Eine Fremde reiste damals durch das Dorf, und sie bot ihre Hilfe an. Sie hatte wildes Haar und einen Blick, dass einem angst und bange wurde. Wir hatten eine wie sie noch nie gesehen. Der Priester, den wir damals hatten …« Ihr Blick geht ins Leere,und ihre knotigen Finger spielen mit der Tasse. »Dein Vater und die anderen Männer trauten ihr nicht. Manche glaubten, dass nicht nur Menschenblut in ihren Adern floss. Irgendwann blieb ihnen aber nichts anderes mehr übrig, als sie um Hilfe zu bitten. In den frühen Morgenstunden war es so weit.« Sie nimmt einen weiteren Schluck. »Du hast überlebt, deine Mutter aber ist gestorben. Die Fremde hat man mit Steinen aus dem Dorf getrieben. Sie hatte noch Glück.«
    »Mein Vater hätte lieber einen Sohn gehabt«, sagt April. »Um sein Handwerk zu lernen.«
    »Ich glaube, am liebsten hätte er in dieser Nacht gar kein Kind gehabt. Und dein Vater ist ein lausiger Küfer! Von ihm ist unsere alte Regentonne, siehst du?« Sie weist anklagend auf das geborstene Fass, das in einer Ecke des Hofes liegt.
    »Meinst du«, fragt April, »dass er wiederkommt?« Sie lässt die Hände sinken, und die Katze in ihrem Schoß reckt sich und gähnt.
    Todds Mutter zuckt die Schultern, trinkt und sagt nichts weiter.
    Ein paar der Männer kehren tatsächlich aus dem Krieg zurück, darunter Aprils Vater, auch wenn er sehr viel dünner geworden ist und ein paar hässliche Narben auf dem Bauch hat. Er spricht jetzt weniger und trinkt dafür mehr, und seine Launen werden immer schlimmer. Sie sind bis nach Tanbria gereist, heißt es, und haben dort Aufständische umgebracht. Die Präfekten sind sehr zufrieden.
    Todds Vater jedoch gehört zu denen, die ihr Leben fern der Furt auf einer Schwertspitze ausgehaucht haben. Der Junge wird daraufhin sehr still, und April vermutet, dass er seinen Vater sehr geliebt haben muss.
    Die Erntezeit ist fast vorbei, als die Männer nach Hause kommen. Es gibt wenig zu essen diesen Winter.

    Den Winter über scheinen April und das Dorf in verschiedenen Welten zu leben. Sie verschwindet, das Dorf vergisst sie, und ihr Wiederauftauchen im Frühjahr ist ebenso überraschend wie die ersten Blumen, die ihren Kopf aus dem Schnee strecken.
    Todd ist einer der wenigen, der sich freut, sie wiederzuhaben. Im Sommer bauen sie ein geheimes Lager im Wald. Dort klettern sie auf Bäume und spielen Verstecken, Todd bringt ihr das Schnitzen bei und sie ihm selbsterfundene Lieder, die er ohne zu stottern über die Lippen bringt. Es klingt nicht sehr schön, aber sie nennen es Fealvmusik, und damit ist es normal.
    Später gesellt sich noch Maisie zu ihnen, die dicker ist als die anderen, und Gus, der vor allem Angst hat, was größer als ein Hase ist, sich aber nicht vor Insekten ekelt. Gemeinsam errichten sie einen Damm im Bach, kochen Räubersuppe in einem weggeworfenen Kessel und verfolgen Tierspuren bis zu einem Kreis alter Steine, in deren Schatten so große Pilze wachsen, dass Gus sich weigert, den Kreis zu betreten. April und Todd aber denken sich Geschichten aus, wie es früher im Wald gewesen sein muss, als noch Geister und Kobolde darin lebten.
    Eines Abends findet Todd eine schöne Brosche mit einem Türkis unter einem Baum.
    »Was hast du da?«, fragt April neugierig.
    Todd ringt einen Moment mit sich, dann hält er sie ihr hin.
    »F-f-ür d-d-ich«, erklärt er und versucht so tapfer wie möglich auszusehen.
    »Ist das dein Ernst? Die muss doch wer verloren haben.«
    »I-ist unser S-schatz. W-w-wir h-haben sie g-gefunden.«
    April schließt zitternd die Finger um das Schmuckstück. Die Farbe des Steins erinnert sie an den Tag, als der Zauberer ihr einen Regenbogen schenkte. Sie steckt sich die Brosche an die Brust. Da tritt ein Leuchten in Todds Augen, und beide beratschlagen eine Weile, was man wohl mit einem solchen Schatz kaufen könnte.
    »E-ein echtes P-pferd«, schlägt Todd vor.
    »Ein echtes Schwert«, kontert April.
    Sie träumt noch von Reisen auf ferne Märkte, als sie, Stunden zu spät, nach Hause kommt.
    Ihr Vater, seit seinem Ausflug nach Tanbria mit einer beachtlichen Schnelligkeit gesegnet, steht vor ihr, ehe sie ihn bemerkt. Seine Hand trifft ihren Kopf, dann schleudert er sie gegen die Wand. »Wo warst du?«, fragt er, doch mehr als eine Antwort interessiert ihn das funkelnde Ding, das ihrer Hand entglitten und über den Boden zur

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