Das Licht unserer Liebe - Baccara Bd 1591
bestohlen! Sei froh, dass ich nicht die Polizei rufe. Du hättest meine Firma zerstören können. Aber diesmal hast du dich verraten. Diese Unterlagen habe ich gefälscht, um dem Täter auf die Schliche zu kommen!“
„Gestohlen?“ Ihre Stimme überschlug sich. Marley riss ihm die Papiere aus der Hand, Schrift und Grafiken erkannte sie nur noch verschwommen. Es war eine E-Mail mit vertraulichen Informationen. Detaillierte Baupläne für ein Großprojekt irgendwo im Ausland. Das ergab alles keinen Sinn. Marley hob den Kopf und sah Yannis in die Augen. Die Welt zerfiel um sie herum, schien von jetzt auf gleich in Scherben zu liegen. „Du glaubst, dass ich das gestohlen habe?“
„Das war in deiner Tasche! Mach es nicht noch schlimmer, indem du es abstreitest. Ich möchte, dass du jetzt gehst.“ Übertrieben auffällig blickte er auf die Uhr. „Dir bleiben noch fünfundzwanzig Minuten.“
Marleys Hals war wie zugeschnürt, sie bekam kaum noch Luft. Sie konnte nicht denken, nicht reagieren. Wie betäubt lief sie zur Tür, ohne ihre Sachen zusammenzusuchen. Sie wollte nur weg. Am Türrahmen blieb sie kurz stehen und drehte sich zu ihm um. Kalt blickte Yannis sie an.
„Wie kannst du nur denken, dass ich so etwas tue?“, flüsterte sie. Dann lief sie davon.
Halb blind vor Tränen, taumelte sie in den Aufzug und drückte den Knopf für das Erdgeschoss. Wenige Augenblick darauf lief Marley schluchzend hinaus in die Nacht. Ungehindert liefen ihr jetzt die Tränen über die Wangen, aber sie kümmerte sich nicht darum. Er würde ihr schon zuhören, das musste er einfach! Sie würde warten, bis er sich beruhigt hatte, und es ihm dann sagen. Es war alles ein schrecklicher Irrtum. Es musste einen Weg geben, ihn zur Vernunft zu bringen.
In ihrer Verzweiflung bemerkte Marley den Mann nicht, der sie verfolgte. Als sie um die Ecke bog, griff er nach ihrem Arm und zog einen Sack über ihren Kopf. Ihr Schrei erstarb unter dem groben Stoff.
Trotz ihrer heftigen Gegenwehr wurde Marley auf den Rücksitz eines Wagens gedrängt. Die Tür schlug zu, und der Wagen fuhr los.
2. KAPITEL
Drei Monate später
Yannis saß in seinem Appartement und grübelte stumm vor sich hin. Er sollte beruhigt sein, weil seiner Firma keine Gefahr mehr drohte. Doch der Grund dafür war wenig tröstlich. Müde betrachtete er den Dokumentenstapel, der vor ihm lag. Im Hintergrund liefen die Abendnachrichten.
Er war nur für ein paar Tage in New York. Morgen flog er nach London, um mit seinem Bruder Theron bei der Grundsteinlegung für das neue Luxushotel dabei zu sein. Hätte Marley Erfolg gehabt, würde es dieses Hotel nicht geben. Yannis verzog den Mund. Er, der Firmenchef von Anetakis International, war von einer Frau manipuliert und bestohlen worden. Bevor er sie entlarven konnte, hatten seine Brüder und er zwei Entwürfe an den größten Konkurrenten verloren. Yannis hätte sie der Polizei übergeben sollen, aber er war einfach zu schockiert gewesen, zu schwach.
Noch nicht einmal ihre Sachen hatte er aus seinem Appartement geräumt. Anfangs hatte er geglaubt, dass sie alles abholen würde. Vielleicht hatte ein kleiner Teil von ihm das sogar gehofft. Zu gern hätte er sie gefragt, warum sie ihm das angetan hatte. Aber es war Zeit, sie zu vergessen.
Plötzlich horchte Yannis auf. Träumte er, oder hatte er ihren Namen gehört? Marley Jameson – kein Zweifel, die Stimme im Fernseher nannte ihren Namen! Ruckartig drehte Yannis sich um. Ein Reporter berichtete aus dem örtlichen Krankenhaus. Dann wurden Aufnahmen einer Frau eingeblendet, die von Sanitätern aus einem heruntergekommenen Gebäude getragen wurde. Ungläubig lehnte Yannis sich vor. Es war Marley!
Er sprang auf und stellte den Ton lauter.
Offensichtlich war Marley entführt und heute von der Polizei gerettet worden. Es war noch nicht klar, wer sie entführt hatte und warum, aber sie war lange in Gefangenschaft gewesen. Angespannt wartete Yannis darauf, ob sein Name genannt wurde. Er hatte die Beziehung geheim gehalten. Er hatte immer streng darauf geachtet, dass keine privaten Informationen über ihn an die Öffentlichkeit gelangten. Und nachdem Marley ihn betrogen hatte, war er doppelt froh darüber gewesen. Sie hatte ihn blamiert, und sein einziger Trost bestand darin, dass es niemand wusste.
Die Kamera zeigte eine Nahaufnahme von Marleys Gesicht, sie sah blass und verängstigt aus. Yannis wurde übel. Genauso hatte sie in der Nacht ausgesehen, als er sie beschuldigt hatte:
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