Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
tun! « flüsterte sie. Um sich keine Gelegenheit zu weiterem Zögern zu geben, öffnete sie schnell die Tür, schlüpfte hindurch und schloss sie hinter sich.
    Sie stand am Kopf einer ungeheuerlichen Treppe, die abwärts... und abwärts... und abwärts führte, graue Stufen zwischen grauen Wänden in einen grauen Nebel hinab, der undurchdringbar zu sein schien. Domaris setzte den Fuß auf die erste Stufe, hielt sich am Geländer fest und begann die Reise... nach unten.
    Langsam und frierend schleppte sie sich vorwärts. Ihr Gewicht zerrte an ihr. Von Zeit zu Zeit wurde sie von Schmerzen gequält. Jedes Mal, wenn sie ihre Sandalen aufsetzte, ging ein Ruck durch ihren schwangeren Körper. Dann stöhnte sie laut auf - aber stieg weiter hinab, eine Stufe, und dann noch eine, immer weiter in endloser, nervenzerreißender Wiederholung. Sie versuchte, die Stufen zu zählen, um die halb vergessenen schrecklichen Geschichten, die sie über diesen Ort gehört hatte, von ihrem Geist fernzuhalten, um sich gar nicht erst zu fragen, ob sie es wirklich besser wusste als die Märchen von früher. Bei hunderteinundachtzig gab sie den Versuch auf.
    Jetzt hielt sie sich nicht mehr am Geländer fest, sondern tastete sich schwankend an der Wand entlang. Wieder überfielen die Schmerzen sie, krümmten und drehten sie, zwangen sie auf die Knie. Die Gräue war mit Rot durchschossen, als sie sich aufrichtete. Fast vergaß sie, welcher grimmige Vorsatz sie in dies uralte Mausoleum geführt hatte...
    Sie packte mit beiden Händen das Geländer und kämpfte um ihr Gleichgewicht. Ihr Gesicht verzerrte sich. Sie schluchzte laut und verwünschte ihren Verstand, der sie immer weiter nach unten trieb.
    »Oh, Götter! Nein, nein, nehmt mich an ihrer Stelle!« flüsterte sie und hielt sich für einen Augenblick verzweifelt fest. Doch dann glätteten sich ihre Züge, sie hatte sich wieder gefangen. Sie musste unbedingt ausführen, was sie sich vorgenommen hatte, und so schritt sie entschlossen weiter in die bleiche Gräue hinein.

3. DUNKLER MORGEN
    Deoris schlug mit dem Kopf auf den Boden, erwachte und sprang erschreckt auf. Ängstlich starrte sie in die Dunkelheit. Micail lag zusammengerollt da und schlief, und in dem schattigen Raum, in den jetzt langsam das blasse Rosa der Morgendämmerung eindrang, war kein Laut zu hören außer dem leisen Atmen des kleinen Jungen. Aber Deoris vermeinte, wie ein fernes Echo einen Aufschrei zu hören, dem Totenstille folgte, die Stille des Grabgewölbes, der Krypta -
    Domaris! Wo war Domaris? Sie war nicht zurückgekehrt. In einem fürchterlichen Schock durchfuhr Deoris die Erkenntnis, wo Domaris war! Sie warf einen unsicheren Blick auf Micail, sagte sich aber dann, dass Domaris' Sklavin es bestimmt hörte, wenn er aufwachte und weinte. Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Ohne ein Kleidungsstück über ihr Nachtgewand zu ziehen, rannte sie aus dem Zimmer und hinaus in die einsam daliegenden Gärten.
    Blindlings, besinnungslos lief sie, als könne die schnelle Bewegung ihre Furcht vertreiben. Ihr Herz raste, und stechende Schmerzen durchdrangen ihren ganzen Körper. Aber sie hielt nicht an, bis sie im Schatten der großen Pyramide stand. Die Hände fest auf ihre Seiten pressend, blieb sie verwirrt stehen, aber der kalte Wind der Morgendämmerung brachte sie schließlich zur Vernunft.
    Ein Priester unteren Grades, in seiner schimmernden Robe nur als undeutliche Gestalt zu erkennen, schritt langsam auf sie zu. »Frau«, sagte er streng, »es ist verboten, hier zu stehen. Geh in Frieden deines Weges.«
    Furchtlos hob Deoris das Gesicht. »Ich bin Talkannons Tochter«, erklärte sie mit klarer, klangvoller Stimme. »Ist der Wächter Rajasta drinnen?«
    Ton und Gesichtsausdruck des Priesters änderten sich, als er sie erkannte. »Er ist da, junge Schwester«, antwortete er höflich, »aber es ist verboten, die Vigilie zu unterbrechen…« Er verstummte verblüfft. Während er sprach, war die Sonne um den Rand der Pyramide herumgewandert, ließ ihre Strahlen auf sie fallen und enthüllte Deoris' offenes Haar und ihre unordentliche und unzureichende Bekleidung.
    »Es geht um Leben und Tod«, flehte Deoris verzweifelt. » Ich muss ihn sprechen!«
    »Mein Kind - ich habe keine Vollmacht -«
    »Oh, du Dummkopf!« tobte Deoris und mit einer katzenhaften Bewegung tauchte sie unter seinem Arm weg und floh die Steinstufen hinauf. Einen Augenblick kämpfte sie mit dem fremden Mechanismus der großen Metalltür. Dann riss sie den

Weitere Kostenlose Bücher