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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sind selten - und kostbar! Nun hat sie sich halt anders entschieden.« Riveda wandte sich Deoris zu, und seine Augen, im Mondschein beinahe ohne Farbe, sahen dem Mädchen eindringlich ins Gesicht. In seinem vollen klingenden Bariton sagte er: »Aber ich glaube, ich habe eine andere gefunden. Deoris, bist du...?«
    »Was?« hauchte sie.
    »Bist du diese Frau?«
    Deoris holte tief Atem. In ihrem Inneren kämpften Furcht und Faszination miteinander.
    Rivedas Hände griffen rau nach ihren Schultern, und er wiederholte, sanft drängend: »Bist du es, Deoris?«
    Etwas bewegte sich in der Dunkelheit - und Rivedas Chela tauchte plötzlich aus dem Schatten auf. Deoris überlief es mit Abscheu und Entsetzen. Sie hatte Angst vor Riveda, Angst vor sich selbst und einen übelkeitserregenden Widerwillen gegen den Chela. Sie riss sich los und rannte blindlings davon, nur um allein zu sein - auf ihrer Flucht aber hörte sie im Geist immer wieder die Worte des Adepten...
    Bist du diese Frau?
    Mehr als entsetzt, doch immer noch fasziniert, fragte Deoris sich flüsternd: » Ob ich es wirklich bin?«

4. DIE HÖHEN UND DIE TIEFEN
    Durch die geöffneten Fensterläden leuchteten unaufhörlich die Blitze eines Sommergewitters. Deoris lag auf ihrem Bett und konnte nicht schlafen. Die Gedanken zuckten in ihrem Kopf so ruhelos wie die Blitze. Sie fürchtete sich vor Riveda - und doch hatte sie sich schon seit langem eingestanden, dass er in ihr ein seltsames, intensives Gefühl erweckte, das auch körperlich war. Er war in ihrem Bewusstsein festgewurzelt, er war Teil ihrer Welt. So naiv sie war, erkannte Deoris doch vage, dass sie mit Riveda einen Punkt erreicht hatte, an dem es keine Umkehr mehr gab: Ihre Beziehung hatte sich jäh und unwiderruflich verändert.
    Deoris glaubte, es nicht ertragen zu können, sich enger an Riveda zu binden. Aber ebenso unerträglich war ihr der Gedanke, ihn aus ihrem Leben streichen zu müssen - das wäre nämlich die einzige Möglichkeit gewesen, ihm nicht noch näher zu kommen. Verglichen mit dem raschen, scharfen Verstand Rivedas wirkte sogar Rajasta unsicher und wichtigtuerisch... Hatte sie je ernsthaft daran gedacht, in Domaris' Fußstapfen zu treten?
    Ein Geräusch unterbrach ihre Gedanken, und sie erkannte Chedans Schritt auf dem Steinboden. »Schläfst du?« flüsterte er.
    »Oh, Chedan - du?«
    »Ich war im Hof, und ich konnte nicht schlafen.« Er ließ sich auf die Bettkante nieder. »Ich habe dich den ganzen Tag nicht gesehen. Und dabei ist heute dein Geburtstag - wie alt wirst du?«
    »Sechzehn. Das weißt du doch.« Deoris setzte sich hoch und schlang die Arme um ihre Knie.
    »Ich würde dir ein Geschenk machen, wenn ich wüsste, dass du es annähmst«, murmelte Chedan. Was er meinte, war unmissverständlich, und Deoris fühlte, wie ihre Wangen in der Dunkelheit heiß wurden. Chedan zog sie auf: »Oder willst du aus höherem Ehrgeiz Jungfrau bleiben? Ich habe gesehen, wie Cadamiri dich letztes Jahr bewusstlos von der Seance in Micons Wohnung wegtrug! Ah, was war Cadamiri wütend! Den ganzen Tag war er übelgelaunt, und jeder, der ihn ansprach, bekam eine bissige Antwort. Er würde dir raten, Deoris -«
    »Sein Rat interessiert mich keineswegs!« fauchte Deoris, empfindlich getroffen von seiner Neckerei.
    Wieder kämpften zwei sich widersprechende Impulse in ihr: Sie wollte ihn auslachen, und sie wollte ihn ohrfeigen. Sie hatte sich den freien Sitten und den ungezwungenen Unterhaltungen im Haus der Zwölf nie anpassen können. Die Skriptoren-Schule, in der strengere Vorschriften herrschten, hatte Deoris geprägt, schließlich hatte sie die Jahre, in denen ein Kind am leichtesten zu formen ist, dort verbracht. Ihre eigenen Gedanken waren jedoch, verworren, wie sie waren, eine schlechte Gesellschaft, und so wollte sie heute nacht nicht gern allein sein.
    Chedan beugte sich zu ihr nieder und ließ seine Arme um das Mädchen gleiten. Deoris wehrte sich nicht dagegen, aber sie entzog ihm ihren Mund.
    »Lass das«, sagte sie verdrießlich. »Ich kann nicht atmen.«
    »Brauchst du auch nicht.« Er sprach in zärtlicherem Ton als sonst, und so protestierte Deoris nicht sonderlich. Ihr gefiel die Wärme seiner Arme um ihren Körper, die Art, wie er sie hielt, behutsam, als sei sie zerbrechlich... aber heute nacht waren seine Küsse heftiger als sonst, so dass es sie ein bisschen ängstigte. Vorsichtig rückte sie von ihm ab und murmelte, er solle sie zufrieden lassen.
    Wieder herrschte im Raum Stille. Nur

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