Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
das Zucken der Blitze belebte die Nacht, und ihre eigenen Gedanken irrten in das Grenzland der Träume.
    Auf einmal lag Chedan, ehe sie sich's versah, neben ihr und zwang seine Arme langsam unter ihren Kopf - dann drückte die ganze Kraft seines harten, jungen Körpers sie nieder. Er redete unzusammenhängende Sätze und gab ihr leidenschaftliche Küsse, die ihr unheimlich waren. Einen Augenblick lang hielten die Überraschung und eine Art träumerischer Mattigkeit sie bewegungslos fest...Doch dann schrie jeder Nerv ihres Körpers vor Widerwillen auf.
    Deoris schlug um sich, riss sich von ihm los, sprang auf die Füße; ihre Augen brannten vor Schreck und Scham.
    »Wie kannst du es wagen!« stieß sie hervor.
    Chedan blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen. Langsam erhob er sich. »Deoris, Süße, habe ich dich erschreckt?« flüsterte er voller Reue und breitete die Arme aus.
    Sie sprang förmlich rückwärts. »Fass mich nicht an!«
    Chedan kniete immer noch auf der Bettkante. Jetzt stand er bestürzt auf. »Deoris, ich verstehe dich nicht - was habe ich denn getan? Es tut mir leid - bitte, sieh mich nicht so an«, flehte er. Er war verwirrt und beschämt und wütend auf sich selbst, weil er so dumm und voreilig gewesen war. Sanft berührte er ihre Schulter. »Deoris, du weinst doch nicht etwa? Bitte, nicht weinen - es tut mir leid, meine Liebe. Komm wieder ins Bett, ich verspreche dir, ich werde dich nicht mehr anfassen. Sieh her, ich schwöre es.« Konfus setzte er hinzu: »Ich konnte doch nicht wissen, dass du so unwillig -«
    Deoris schluchzte jetzt laut. »Geh weg!« rief sie, »geh weg!«
    »Deoris! « Chedans noch nicht ganz gefestigte Stimme schlug ins Falsett um. »Hör auf, so zu weinen - man kann dich überall hören, du dummes Mädchen! Ich werde dich niemals mehr berühren, solange du es nicht selbst willst! Was hast du denn geglaubt, das ich vorhätte? Ich habe noch nie in meinem Leben ein Mädchen vergewaltigt, und ganz bestimmt würde ich nicht mit dir anfangen! Nun hör auf, Deoris, hör schon auf!« Er legte ihr die Hand auf die Schulter und schüttelte sie leicht. »Wenn dich jemand hört, wird er -«
    Ihre Stimme war schrill, beinahe hysterisch. »Geh weg! Du sollst weggehen, weggehen!«
    Chedan ließ seine Hand sinken. Seine Wangen waren hochrot vor verletztem Stolz. »Gut, ich gehe«, sagte er kurz, und die Tür schlug hinter ihm zu.
    Deoris zitterte in einem nervösen Kälteschauer, kroch wieder ins Bett und zog sich die Decke über den Kopf. Sie schämte sich und war unglücklich, und ihre Einsamkeit stand wie körperlich greifbar im Raum. Selbst Chedans Anwesenheit wäre jetzt ein Trost gewesen...
    Sie stand wieder auf und wanderte unruhig im Zimmer umher. Was war geschehen? Eben noch war sie es zufrieden gewesen, in seinen Armen zu liegen und zu spüren, wie sich die Leere in ihrem Herzen durch seine Nähe füllte - und gleich darauf hatte wütende Abscheu ihren ganzen Körper geschüttelt. Dabei hatten sie und Chedan sich seit Jahren langsam und unausweichlich einem solchen Augenblick genähert. Wahrscheinlich glaubten alle im Tempel, sie seien bereits ein Paar! Warum hatte sie sich, als es soweit war, bloß so heftig geweigert?
    Einem plötzlichen Impuls nachgebend, zog Deoris einen leichten Umhang über ihr Nachthemd und ging hinaus auf den Rasen. Der Tau war kalt an ihren bloßen Füßen, aber die feuchte Nachtluft kühlte angenehm ihr heißes Gesicht. Sie trat ins Mondlicht, und der Mann, der langsam den Pfad heraufkam, hielt voller Befriedigung scharf den Atem an.
    »Deoris«, sagte Riveda.
    Sie drehte sich erschrocken um, und einen Augenblick lang glaubte der Adept, sie werde fliehen. Dann erkannte sie seine Stimme, und ein langer Seufzer stahl sich über ihre Lippen.
    »Riveda! Ich habe mich so erschreckt... bist du es wirklich?«
    »Kein anderer«, lachte er und kam näher. Sein großer, schlanker Körper hob sich schwarz vor dem Licht der Sterne ab, seine Robe schimmerte wie Raureif; er schien die Dunkelheit um sich zu sammeln und wieder abzustoßen. Er nahm ihre Hand, die sie ihm vertrauensvoll entgegenstreckte.
    »Du hast ja bloße Füße! Was bringt dich zu mir, so halb angezogen? Nicht, dass es mir missfallen würde«, setzte er hinzu.
    Sie senkte die Augen. Ihre Denkfähigkeit kehrte zurück, und sie schämte sich. »Zu - dir?« fragte sie aufsässig.
    »Du kommst immer zu mir«, sagte Riveda - und es klang nicht wie eine kühne Behauptung, sondern wie eine unbedeutende

Weitere Kostenlose Bücher