Das Licht Von Atlantis
fällt in seine Zuständigkeit.«
Micon bewegte verneinend den Kopf. »Ich würde ihn lieber nicht damit belästigen -«
»Es muss sein, Micon. Diejenigen, die legitime Magie zu schmutziger Zauberei prostituieren, müssen von den Wächtern zur Rechenschaft gezogen werden, sonst bringen sie Unheil über uns alle und richten vielleicht mehr Schaden an, als wir wiedergutmachen können. Es ist leicht zu sagen, wie du sagst: Lass sie ernten, was sie gesät haben. Eine bittere Ernte wird es sein, daran zweifle ich nicht! Aber was ist mit den Menschen, denen sie Böses angetan haben? Willst du ihnen die Möglichkeit geben weiterzufoltern?«
Micon wandte das Gesicht ab; seine blinden Augen bewegten sich ziellos hin und her. Rajasta dachte mit Unbehagen daran, welche Visionen jetzt im Geist des Atlanters auftauchen mochten.
Endlich zwang Micon sich zu einem Lächeln. »Ich dachte, ich solle der Lehrer sein und du der Schüler. Aber du hast recht«, murmelte er, und ein freundlicher Protest schwang in seiner Stimme mit, als er hinzusetzte: »Ich fürchte mich - vor der Befragung. Und allem übrigen...«
»Ich würde dich verschonen«, versicherte Rajasta ihm kummervoll, »wenn ich nur könnte.«
Micon seufzte. »Ich weiß. Es geschehe, wie du willst. Ich - ich hoffe nur, Deoris hat nicht alles gehört, was wir besprochen haben! Ich hatte vergessen, dass das Kind noch hier war.«
»Und ich habe sie überhaupt nicht bemerkt. Die Skriptoren sind natürlich verpflichtet, Stillschweigen über das zu bewahren, was sie hören - doch Deoris ist jung, und kleinen Kindern fällt es schwer, die Zunge im Zaum zu halten. Ja, diese Deoris!«
Die leichte Verärgerung in Rajastas Ton veranlasste Micon zu der etwas erstaunten Frage: »Magst du sie nicht?«
»Doch, doch«, erklärte Rajasta schnell. »Ich liebe sie, ebenso wie ich Domaris liebe. Tatsächlich halte ich Deoris oft für die brillantere von den beiden, wobei ich damit allerdings nur ihre Intelligenz meine. Sie wird niemals so - so vollkommen sein wie Domaris. Es fehlt ihr an - Geduld. Beständigkeit gehört nicht zu Deoris' Tugenden.«
»Das kann ich kaum glauben«, widersprach Micon. »Ich bin viel mit ihr zusammen und habe sie als sehr geduldig und hilfsbereit kennen gelernt. Sie ist auch sehr freundlich und taktvoll. Und ich möchte behaupten, dass sie wirklich brillanter als Domaris ist. Nur ist sie noch ein Kind, und Domaris ist -« Er verstummte abrupt und lächelte. Ebenso schnell kehrte er zum vorigen Thema zurück und fragte zögernd: »Muss ich mit diesem - Riveda zusammentreffen?«
»Es wäre das beste, meine ich«, erwiderte Rajasta. Der Priester wollte noch mehr sagen, überlegte es sich aber anders. Er beugte sich vor und betrachtete Micons Gesicht aus der Nähe. Die wie eingeätzt wirkenden Linien vertieften sich. Da wandte der Priester sich ab und rief einen Diener aus der Eingangshalle zu sich. Als er gekommen war, sagte Rajasta zu ihm: »Ich gehe jetzt zu Riveda. Führe Micon in seine Räume.«
Micon verzichtete mit Würde auf einen weiteren Einspruch - aber Rajasta bemerkte, dass die Muskeln in seinem Gesicht sich vor Sorge und Zweifel spannten. Rajasta hatte gehört, dass die Atlanter den Graumänteln eine Verehrung entgegenbrachten, die an Anbetung grenzte. In gewisser Weise war das verständlich, besonders wenn man die Krankheiten und Seuchen bedachte, die die See-Königreiche ständig heimsuchten. Die Graumäntel hatten dort Wunder vollbracht, indem sie Plagen und Pestilenz besiegten... Dennoch hatte Rajasta keine derartige Reaktion von Micon erwartet.
Schnell verbannte Rajasta die aufsteigenden Bedenken. Sein Plan war bestimmt die beste Lösung. Riveda war der größte Heiler unter den Graumänteln und konnte Micon vielleicht da helfen, wo seine, Rajastas, Fähigkeiten zu Ende waren. Vielleicht war es das, was den Atlanter beunruhigte. Schließlich ist Micon von edler Abstammung , dachte Rajasta. Er ist demütig, aber er besitzt Stolz. Und wenn ein Graumantel ihm sagt, er müsse sich mehr schonen, so wird er auf ihn hören müssen!
Rajasta drehte sich um und verließ den Raum; die weiße Robe rauschte ihm um die Füße. Wahrscheinlich hatte auch Micon die Gerüchte über verbotene Rituale unter den Graumänteln gehört, von schwarzgekleideten Zauberern, die heimlich alte und böse Kräfte weckten, keine Menschlichkeit kannten und ihre Benutzer Zug um Zug zu grausamen Rohlingen machten.
Der Priester blieb in der Eingangshalle stehen und
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