Das Liebesleben der Hyäne
diesen kleinen dunklen Raum, und er versuchte, sich an mir zu vergreifen. Ich stieß ihn weg. Er sagte: ›Gib mir wenigstens einen kleinen Kuß.‹ – ›Geh mir bloß weg!‹ sagte ich. Er war sehr klein und dick, und er hatte eine Glatze und ein künstliches Gebiß, und auf den Backen hatte er schwarze Warzen, aus denen lange Haare rauswuchsen. Er packte mich mit der einen Hand am Hintern und griff mir mit der anderen in den Ausschnitt und versuchte, mich zu küssen. Ich stieß ihn wieder von mir weg. ›Ich bin verheiratet‹, sagte er, ›und ich liebe meine Frau. Nur keine Angst.‹ Er ging wieder auf mich los, und ich stieß ihm mein Knie in die … na ihr wißt schon, wohin. Aber anscheinend hatte er da unten gar nichts. Er verzog nicht mal eine Miene. ›Ich geb dir Geld‹, sagte er. ›Ich werd nett zu dir sein!‹ Ich hab ihm gesagt, er soll Scheiße fressen und dran verrecken. Tja, und damit war auch dieser Job im Eimer.«
»Eine traurige Geschichte«, sagte ich.
»Naja, ich muß wieder los. Fröhliche Weihnachten. Und danke für die Drinks.«
Sie stand auf. Ich brachte sie an die Tür und sah ihr nach, wie sie sich draußen auf dem Weg entfernte. Ich ging zurück zu Sara und setzte mich wieder.
»Du mieses Schwein«, sagte Sara.
»Was hast du denn?«
»Wenn ich nicht hier gewesen wäre, hättest du sie gefickt.«
»Ich kenn die Lady ja kaum.«
»Diese Titten! Du hast dich richtig verkrampft! Du hast dich kaum noch getraut, sie anzusehn!«
»Was muß sie auch ausgerechnet am Weihnachtsabend hier reinlatschen.«
»Hättest sie ja fragen können.«
»Sie hat gesagt, sie sucht Bobby.«
»Wenn ich nicht hier gewesen wäre, hättest du sie gefickt!«
»Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?«
Sara stand auf und schrie. Dann begann sie zu schluchzen und rannte ins Schlafzimmer. Ich goß mir mein Glas wieder voll. Die bunten elektrischen Kerzen an den Wänden blinkten mich an.
99
Sara machte in der Küche die Füllung für den Truthahn, und ich saß daneben und unterhielt mich mit ihr. Zwischendurch schlürften wir wieder Weißwein.
Im Schlafzimmer klingelte das Telefon. Ich ging rein, hob den Hörer ab, und Debra war dran. »Ich wollte dir nur fröhliche Weihnachten wünschen, du nasse Nudel.«
»Danke, Debra. Ich wünsch dir auch einen fröhlichen Knecht Ruprecht.«
Wir redeten eine Weile, dann ging ich zurück in die Küche und setzte mich wieder hin.
»Wer war dran?«
»Debra.«
»Wie geht’s ihr?«
»Anscheinend ganz gut.«
»Was hat sie gewollt?«
»Fröhliche Weihnachten wünschen.«
»Mein organischer Truthahn wird dir bestimmt schmekken. Und die Füllung ist auch gut. Was die Leute so essen, ist das reine Gift. Amerika ist eins der wenigen Länder, wo Darmkrebs massiert auftritt.«
»Yeah. Mein Arsch juckt ziemlich oft. Aber bei mir sind es nur Hämorrhoiden. Ich hab sie mir mal rausschneiden lassen. Vorher schieben sie einem so ein gewundenes Ding rein, mit einer kleinen Glühbirne vorne dran. Sie sehen in einen rein, ob man Krebs hat. Das Schlangending ist ziemlich lang. Sie drehen es einem voll rein.«
Das Telefon klingelte wieder. Ich ging ran, und diesmal war es Cassie. »Wie geht’s dir so?«
»Sara und ich machen uns gerade einen Truthahn!«
»Du fehlst mir.«
»Danke gleichfalls! Fröhliche Weihnachten! Was macht der Job?«
»Ganz gut. Ich hab Urlaub bis zum 2. Januar.«
»Ja. Gutes neues Jahr, Cassie!«
»Sag mal, was ist denn mit dir?«
»Ich bin ein bißchen angeheitert. Ich bin’s nicht gewöhnt, so früh am Tag schon Wein zu trinken.«
»Ruf mich mal an.«
»Klar.«
Ich ging wieder in die Küche. »Das war Cassie. Naja, an Weihnachten ruft man eben an. Vielleicht ruft uns auch noch Drayer Baba an.«
»Der bestimmt nicht.«
»Warum?«
»Er hat nie etwas gesagt. Und er hat auch nie Geld genommen.«
»Reife Leistung. Laß mich mal diese Füllung da probieren.«
»Okay.«
»Mmmm! Nicht schlecht!«
Wieder klingelte das Telefon. So ging das. Wenn es mal angefangen hatte, hörte es nicht mehr auf. Ich schlurfte ins Schlafzimmer und meldete mich.
»Hallo? Wer ist da?«
»Du Schwerenöter! Kannst du dir’s nicht denken?«
»Nein. Beim besten Willen nicht.« Es war eine Frau, und sie hörte sich betrunken an.
»Rat doch mal.«
»Augenblick. Ah, jetzt weiß ich’s! Iris!«
»Ja, Iris! Und ich bin schwanger!«
»Weißt du schon, wer es war?«
»Macht das vielleicht einen Unterschied?«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Wie geht’s so in
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