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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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Autos, der Türgriff heiß beim Anfassen. Ich schlüpfe vorn hinein. Carl schließt die Tür hinter mir, die Fenster sind offen, wir fahren los.
    »Können wir den langen Weg nehmen?«, frage ich ihn. Ich weiß, dass er einverstanden sein wird. Wir müssen nirgends hin. Wir haben es nicht eilig. Wir fahren durch das Dorf von Head, dann den Hügel hinauf. Wir überqueren den Highway und bei Booth’s Corner biegt er links auf die Main Road. Wir fahren durch Central Village, vorbei an Lees, dem Fischhändler, und an Grange, vorbei an Hix’s Corner, wo einst die Kirche mit den Holzschindeln stand, ehe sie abbrannte. Die Straße windet und neigt sich, steigt wieder an. Ich betrachte die vorbeihuschenden Felder. Es ist später, als mir klar war. Beim Hof der Santos ist der Mais schon fast reif, Krähen zanken sich auf den Feldern, das Heu ist gemäht, gewendet, zum Trocknen ausgebreitet. Und nun liegt es still da, das Blausilber des Meeres.
    Als wir Dunham’s Hill hochfahren, sehe ich sie vor mir. Ich sehe sie schon, bevor die Straße bei der hohen Fichte einen Knick macht, dann kommen sie in Sicht: die lockeren Büschel, die die Straße hinter dem Bach säumen, dann noch eine Traube, die schon einmal gesehen zu haben ich mich nicht erinnern kann, sie müssen sich von den anderen abgesetzt haben, allein aufgewachsen sein.
    »Fahr langsam«, sage ich. »Carl, fahr langsam.« Die Luft durchs Fenster wird weicher, schwer vom feuchten Geruch von Sumpfwald und Schatten, dazu der süße weiße Duft von Gras, und er fährt langsamer, genau als wir an der kleinen Lichtung vorbeikommen, nahe der halb eingefallenen alten Mauer, wo die weißen Lilien einen einzigen Tag lang zu Feuer werden.

Nachbild
    MARNE
    23 . Juli 2004
    Ich hatte sie an diesem Morgen gehört, meine Eltern, unten in der Küche, ihre flüsternden Stimmen stiegen durch den Rohrschacht zu mir herauf. Noch früh. Sie wollten mich nicht wecken, mein Vater fragte meine Mutter, wo sie heute hingehen wolle. »Zur Brücke«, antwortete sie. Schweigen. »Bist du dir sicher, Janie, dass du dahin willst?«, fragte er, so als wüsste er bereits, was sie dort vorfinden würde.
    Erstes Licht schlüpft herein, streift die vertrauten Umrisse alltäglicher Dinge.
    Ich hörte, wie das Auto gestartet wurde, der Motor im Leerlauf, mein Vater wartete, unten wurde die Tür vorsichtig geschlossen, Mutters Schritte auf der Veranda. Dann waren sie fort, das Haus leer. Leer. Ich konnte nicht wieder einschlafen. Ich las das Buch über das Licht zu Ende – keine Notizen auf den letzten Seiten –, legte es zugeklappt auf den Beistelltisch, die letzten Worte immer noch eine Glut, verloren, am Rand meiner Gedanken.
    Es geschah, als ich mir im Badezimmer die Zähne putzte. Ich spuckte aus, spülte den Mund durch, ließ das kalte Wasser ins Becken spritzen; als ich aufsah, erblickte ich das Gesicht meiner Mutter. Das ist mir schon öfter passiert. Wenn ich schnell an einem Spiegel vorbeigehe, erhasche ich dort ihr Antlitz, in meinem. Es ist jedes Mal bestürzend, wenn es geschieht. Diesmal aber noch mehr. Ich greife nach dem Hahn, drehe ihn zu, ohne den Blick zu senken, das Wasser wird schwächer, weniger, versiegt.
    Ich gehe nach unten ins vordere Zimmer und nehme das Foto von der Wand, dieses Schwarz-Weiß-Bild von ihr. Auf der Rückseite steht etwas mit weichem Bleistift geschrieben – nicht die Linkshänderschrift meines Vaters, auch nicht ihre –, jemand anders hat » MÄDCHEN AUF DER BRÜCKE , 1962 « darauf vermerkt. Ich sitze auf dem Sofa, den Schnappschuss auf dem Schoß. Das Foto ist am Rand verschwommen, ein fast sphärischer Ring, wie das Bild einer Lochkamera – die seltsam unendliche Tiefenschärfe ein Zeugnis der Tatsache, dass sich Licht, wenn ungestört, geradeaus bewegt. Ich habe dieses Foto bestimmt schon tausendmal betrachtet. Aber das Auge selektiert, das Auge kompensiert, huscht über das, was es nicht sehen muss.
    Ich neige den Rahmen, sodass das Licht vom Glas rutscht und das Bild des Mädchens deutlich zu sehen ist. Ich scheine es zu kennen, das Mädchen, so viel jünger als ich jetzt – Spuren der Frau, zu der es werden wird, schön auf eine unveränderliche, uneingeschränkte Weise. Der Fluss ist hinter ihr, der Horizont waagerecht. Die Farbe ihrer Augen passt zum Himmel und ihre Hand, ihr angewinkelter Arm unscharf, geht ins Brückengeländer über. Es ist sie. Und gleichzeitig wieder nicht. Der blasse Stoff eines Traums, der in ihr schlief, ein einmal

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