Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
Vom Netzwerk:
Kugelschreiber ein dunkler Strich, der aus seiner Brusttasche ragte, die Leica baumelte an dem schwarzen Riemen um seinen Hals, als er auf Jane zuging, den Blick auf sie gerichtet, als hätte er ein verdammtes Recht dazu, oder was?
    Huck lud das Pusterohr mit dem Stein, zielte, blies, verflucht, daneben.

Kurzer Blick
    JANE, SIEBZEHN
    Sommer 1962
    An dem Abend, beim Essen, hatte sie einen Bärenhunger, füllte ihren Teller mit drei Scheiben kaltem Schinken, Kartoffelsalat, Mais, Tomatenachteln, aß alles auf, lud sich den Teller erneut voll, und ihre Mutter Emily schaute mit einer gewissen Verwunderung über den Tisch, während Jane weiteraß, das Essen in sich hineinstopfte. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Sie wusste es selbst, aber verspürte nichts als Hunger – einen unvermittelten, wilden Hunger.
    Sie brach eine Kante vom Brotlaib.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte ihre Mutter.
    »Ja, klar.«
    Emily sah sie zweifelnd an.
    Jane wies mit dem Kinn auf die Butter. »Kannst du mir die bitte mal geben?« Ihre Mutter tat, wie ihr geheißen. »Warum sollte nicht alles in Ordnung sein?«
    Carleton Dyer. Sie hat den Namen wieder im Kopf. Warum bloß? Nur wegen seines Blicks, als er sie über die morgendliche Straße hinweg angesehen hatte, und wie ihr dieser Blick durch und durch gegangen war. Kein guter Grund. Er saß auf der Treppe vor dem Point Market, als er sie auf der anderen Straßenseite erblickte, sein Blick fiel auf ihr Gesicht, verharrte dort, und die Zeit blieb stehen.
    Carleton Dyer. Jetzt fällt ihr ein, dass sie ihn in der Kindheit manchmal unten am Anleger oder auf dem Weg dahin gesehen hatte, er hatte ein freundliches Gesicht, schon damals, seine Haut war wettergegerbt, er lächelte immer, wenn er sie sah. Sein Vater war Fischer – einer der wenigen, von dem ihr Großvater Gid etwas hielt –, ebenso geschickt mit der Harpune beim Schwertfischfang wie die Norweger, die von Vineyard aus rausfuhren. Er legte auch Fallen aus, brachte oben in der kleinen sandigen Bucht Zugnetze für Heringe aus, angelte im Herbst nach Austernfischen. Und Carl war sein einziger Sohn, immer auf dem Wasser wie sein Vater, hatte es einfach im Blut, wie es manchmal so ist. Das fällt Jane jetzt ein, ihr fällt ein, dass sie Carl manchmal frühmorgens sah, wenn er seinem Vater beim Beladen des Bootes half, während sie runter zum Anleger lief, um Gid seinen Henkelmann zu bringen, den er immer vergaß, obwohl ihre Großmutter ihn direkt neben seine Stiefel an die Tür stellte.
    Jane hatte sich nie groß etwas dabei gedacht, wenn sie Carleton dort sah. Er war einer wie alle. Etwa nicht? In der Schule saß er mit Zeke Cash und Danny Wilkes zusammen, im Winter am Holzofen, dann garten die drei Kartoffeln, die sie sich zum Mittagessen mitgebracht hatten, in der Glut, während ihnen das Dividieren beigebracht wurde, und wenn Jane in der Pause mit Sue Thomas seilsprang, machten Carl und die anderen Jungs Mutproben mit dem Taschenmesser, und als Carl das Messer einmal fallen ließ, versuchte Danny Wilkes, es in der Luft zu fangen, und die Klinge schlitzte ihm die Hand auf. Jane weiß noch, wie das Blut floss, schwer und glänzend in den trockenen Boden, alle Jungen lachten, selbst Danny, alle außer Carl, der von seinem Flanellhemd einen Streifen für Danny abriss und ihn um dessen Hand wickelte. Dann war da diese andere Geschichte, als sie ein wenig älter waren und zu fünft eines Abends Blödsinn machten und in den alten Laden von Cory einbrachen, der geschlossen worden war, keiner wusste genau, warum, seit vierzig Jahren verrammelt. Durch ein Fenster gelangten sie in den Keller und streiften dann durch das ganze Haus, bis zum Segellager auf dem Speicher, ausgebreitete halb fertige Segel; der große Raum unten war mal ein Postamt und ein Wirtshaus gewesen, noch immer standen Gläser auf dem Tresen, ein Tisch war gedeckt, als wäre gerade erst jemand hinausgegangen und hätte die Tür hinter sich geschlossen, hätte gar nicht beabsichtigt, so lange fort zu sein. An einer Wand waren vor Staub pelzige Postfächer, darin alte Briefe wie blasse Schlitze. An jenem Abend kamen die fünf überein, dass jeder etwas mitnehmen würde: Sue Thomas nahm einen Schlangenbohrer, Danny Wilkes einen Korkenzieher mit Walbeingriff. Jane wollte einen dieser Briefe, adressiert, aber nie geöffnet, nie abgeholt, und da Carl groß war, griff er über den Tresen, um einen für sie herauszuziehen …
    Das alles hatte sie irgendwie vergessen. In der

Weitere Kostenlose Bücher