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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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inne, drehte sich nicht um und sah mich nicht an, arbeitete sich weiter durch die Reihe, drehte Bohnen von den Ranken, die Hände ruhig, geschickt, tüchtig.
    »Es gab niemand anders«, murmelte er, laut genug, dass ich es hören konnte, in seiner Stimme eine mürrische Gleichgültigkeit, als hätte er ein für alle Mal entschieden, es geradeheraus zu sagen, jede romantische Ahnung zu zerstören, die ich gehabt haben mochte, und es einfach hinter sich zu bringen, mir die ungeschönte Wahrheit zu sagen, so wie sie war, denn war es nicht das, was ich hören wollte?
    Ich merkte, wie sich meine Kehle zuschnürte. Niemand anders? Keine andere halbwegs vernünftige Möglichkeit?
    Er blickte auf, pflückte weiter Bohnen und merkte, dass ich wie erstarrt dort stand und ihn anglotzte.
    »Was ist denn nun schon wieder?«, sagte er, seine Stimme leicht verärgert. Er war gar nicht seine Art, dieser Ton. Er riss eine Bohne ab, die Blätter lösten sich mit, er schüttelte den Kopf. »Du willst eine ausgefallene Antwort. Tja, Marne, das solltest du besser wissen: So eine Antwort bekommst du nicht von mir. So ist das einfach. Es gab niemanden außer ihr. Nicht vorher, nicht nachher.«
    ***
    Der Wald nun: blau. Diesseits des Abends. Die lang gewordenen Schatten der Bäume winden sich durch den Garten. In der Küche klingelt die Eieruhr. Ich höre, wie sie die Ofentür öffnet, die Backform gleitet vom Blech, ein dumpfes Geräusch, als sie sie zum Abkühlen auf die Arbeitsfläche stellt. Die Welt hinter dem Fenster ist in Saphirgrün getaucht – Steine, Bäume, Gras –, ersoffen in jenem Blau, eingesickert.
    Ein schwacher Duft von einer Blume im Sonnenfenster.
    Meine Mutter hat einen grünen Daumen, weshalb ich mir ziemlich sicher war, dass sie keine Probleme mit dieser Orchidee haben würde. Aber wenn ich sie mir jetzt dort auf dem Beistelltisch ansehe – die nackte, missratene Gestalt –, wäre es mir lieber, sie würde sich ein Herz fassen und die Blume wegwerfen. Loslassen, was schon verloren ist. Nach vorne sehen.
    Aus meiner Tasche ziehe ich die Münze; ihr Rand ist glatt, ohne Kerben. Ich frage mich, ob das immer so war oder ob es das unsichtbare Werk des Wassers war, das sie glättete.
    Über der Orchidee hängt das Schwarz-Weiß-Bild von ihr an der Wand – das Mädchen auf der Brücke. Jetzt sehe ich den Schnappschuss und mir ist alles klar. Sie schaute direkt durch die Kamera hindurch – durch den Mann hindurch, wer auch immer es war, der das Bild machte. Doch sie hatte etwas im Blick. Das sieht man an ihren Augen. Sie sind nicht leer, alles andere als ausdruckslos, sie sind erfüllt. Dieser ungewöhnliche Ausdruck in ihnen – ihr Geist wie strömendes Wasser, Wind, Himmel –, so viel von dem, was ich von ihr kenne.
    Draußen ist es noch nicht dunkel. Die lange sommerliche Dämmerung hält an. Dauert einfach. Ich kann meinen Vater von unten hören, hinter der Scheune, er hackt Holz.
    Glaubst du, sie hat ihn vergessen?, hatte ich ihn unten im Garten gefragt.
    Als ich Mitte zwanzig war, nach New York, aber vor Kalifornien, lebte ich mal drei Jahre in Taos, New Mexico, arbeitete in einem Café in der Nähe der Schlucht des Rio Grande, wo man den ganzen Tag Frühstücks-Burritos essen konnte, und machte fast den Fehler zu heiraten. Es war eine lange Beziehung, eine schlimme Beziehung mit einem schlimmen Ende, und als sie vorbei war, kehrte ich für einen Monat nach Hause zurück, bevor ich mich in die Stadt L. A. stürzte. An einem Abend in diesem Monat, als ich zu Hause war, wollten meine Mutter, Ada und Vivienne Butler nach Newport fahren, um dort beim Pelota zuzusehen. Vivi fragte mich, ob ich mitkommen wolle, und ich nahm die Einladung an.
    Es war ein heruntergekommener Laden in Newport, wo sie Jai Alai, eine Variante des Pelota, spielten, über allem lag ein talmigoldener Film. Wir suchten uns einen Platz im Zuschauerraum, blickten durch die Glasscheiben auf die Halle, wo Männer den Ball mit den langen, an ihren Armen befestigten Stöcken herumschleuderten. Wir saßen in einer Stuhlreihe, meine Mutter an einem Ende, neben ihr ein freier Platz, auf den sich bald ein Herr setzte, ein gut gekleideter Typ mit zurückgekämmtem Haar, allein und nicht schlecht aussehend. Er bot ihr eine Zigarette an, die sie zu meiner Verwunderung annahm, er gab ihr Feuer, murmelte etwas, sie lachte. Rauch waberte um ihren Kopf herum.
    An jenem Abend strahlte sie etwas aus, als sie dort saß und lässig Alkohol aus dem billigen

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