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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Wand, an denen ein Schultertuch und ein langes Hemd hingen. Dennoch bestand der Major darauf, dass Ann jedes einzelne Teil in die Hand nahm und ihm zeigte. Als er endlich zufrieden war, war das Mädchen kreidebleich und bebte wie ein Blatt im Wind.  
    »Nun«, sagte er. »Ich will dir fürs Erste glauben.«  
    »Wollt Ihr vielleicht auch noch unsere Schlafkammer durchsuchen?«, konnte Moira sich nicht verkneifen.  
    »Wenn Ihr es wünscht …« Der Major lächelte sie anzüglich an.  
    Zurück in der Wohnstube, trat er ans Fenster, schob den Vorhang zur Seite und blickte hinaus, als wartete er auf jemanden. Moira wünschte inständig, er würde wieder gehen.  
    »Was machen Eure Forschungen, McIntyre?«  
    »Oh, sie … sie sind zurzeit etwas ins Stocken gekommen, Sir. Aber ich bin sicher, dass ich bald fortfahren kann.«  
    »Sicher.« Der Major trat vom Fenster weg und sah Moira an. »Mrs McIntyre, was sagt Ihr zu den Plänen Eures Gatten? Sind sie nicht höchst revolutionär?«  
    Fast hätte Moira schnippisch erwidert, dass ihr Gatte sie leider nicht in seine Arbeit einzuweihen pflege. Diese Blöße aber wollte sie sich nicht geben. Nicht vor diesem unangenehmen Menschen. Und so sagte sie nur: »In der Tat, Major, das sind sie. Ich bin sehr stolz auf ihn.«  
    Sie fing einen erstaunten Seitenblick von McIntyre auf. Bis jetzt hatte sie nicht herausfinden können, was er eigentlich tat, wenn er sich stundenlang in sein Studierzimmer zurückzog. Forschte er an einem neuen Heilmittel? Oder beschäftigte er sich mit etwas Verbotenem? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Nicht bei diesem verknöcherten alten Bock. Aus den hingekritzelten Notizen, auf die sie manchmal einen kurzen Blick werfen konnte, wurde sie nicht schlau.  
    Der Major sah sie skeptisch an. »Dann ist Euch sicher auch bekannt, dass er mich um Unterstützung bei seinen Forschungen gebeten hat?«  
    »Natürlich«, gab Moira kühl und ohne mit der Wimper zu zucken zurück, obwohl sie nichts dergleichen wusste. »Und? Kann er damit rechnen?«  
    Der Major lachte auf. »Ihr seid ein gewitztes Frauchen, Mrs McIntyre. Wie steht Ihr zu dieser Erfindung?«  
    In Moiras Kopf wirbelten die Gedanken. Sollte sie das Spiel weitertreiben? Alles oder nichts, beschloss sie. »Es ist ein großartiges Geschenk an die Menschheit. Schon bald wird niemand mehr darauf verzichten wollen«, behauptete sie ins Blaue hinein.  
    »Tatsächlich?« Die Belustigung des Majors war nicht zu übersehen. Er wackelte mit dem Zeigefinger. »Mrs McIntyre, hört auf, mich zu foppen. Ihr wisst nicht das Geringste darüber!«  
    Moira schwieg pikiert, während sich der Major wieder dem Fenster zuwandte. »Ah, na also.«  
    Wenig später klopfte es laut an der Tür. Ein Soldat erschien auf der Schwelle und salutierte vor Penrith, dann zogen sie sich auf die Veranda zurück. Moira beobachtete, wie der Soldat Meldung machte, wie der Major nickte und den Mann schließlich entließ. Er sah nicht sonderlich zufrieden aus.  
    Moira konnte ihre Unruhe nicht länger zügeln. »Hat man etwas gefunden?«, wollte sie wissen, als der Major wieder eintrat.  
    »Noch nicht. Aber einer der Gefangenen hat geredet.« Der Major machte eine bedeutungsschwere Pause. »Er sagte, einige Sträflinge hätten Piken hergestellt. Wenn wir sie finden, haben wir die Aufrührer.«  
    Piken? Moiras Herz begann laut zu pochen, ihr wurde heiß und kalt zugleich. Hatte man nicht O’Sullivan deswegen verurteilt? Aber er wäre doch wohl nicht so dumm und …  
    Der Major hatte sie offenbar genau beobachtet. »Habt Ihr jemanden im Verdacht, Mrs McIntyre?«  
    Obwohl ihr das Herz schier aus dem Brustkorb springen wollte, brachte sie es fertig, die Frage ruhig zu verneinen.  
    Der Major ließ sich nicht täuschen. »Genug der schönen Worte. Wo ist O’Sullivan?«  
    Sie kam sich vor, als ginge sie zu einer Hinrichtung, als sie und McIntyre den Major zum Kutschenhaus führten. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. O’Sullivan war auf dem Platz vor dem Kutschenhaus damit beschäftigt, eines der Pferde zu bürsten. Bei ihrem Anblick legte er den Striegel zur Seite. Moira senkte den Kopf. Der Puls klopfte in ihren Ohren.  
    »Ah, das ist also der große Held.« Der abfällige Ton in der Stimme des Majors war nicht zu überhören. »Wie ich gehört habe, kommst du aus Irland. Ein weiterer irischer Bastard also. Ich habe mich über dich erkundigt. Man hat dich zum Tode verurteilt wegen

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