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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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doch selbst in Eurem Heimatland gemerkt haben. Wisst Ihr, wie viele verurteilte Rebellen in den vergangenen Monaten hier eingetroffen sind? Mehr als einhundertfünfzig! Und da glaubt Ihr, dieses Gesindel würde hier nicht das Gleiche versuchen wie in seiner Heimat?«  
    »Sie haben nur ihre Rechte verteidigt«, konnte Moira sich nicht zurückhalten.  
    »Da habt Ihr wohl eine kleine Revolutionärin geheiratet, McIntyre«, wandte sich der Major mit einem spöttischen Lächeln an ihren Mann. »Gebt nur acht, dass sie eines Tages nicht gegen Euch aufbegehrt!«  
    Sie hatten ihr Haus erreicht. Aber falls Moira gehofft hatte, nun von der Anwesenheit des Majors erlöst zu sein, hatte sie sich getäuscht.  
    »Wie sieht es aus, McIntyre?«, fragte er. »Gewährt Ihr mir Eure Gastfreundschaft, bis wir die Schuldigen gefunden haben?«  
    »Selbstverständlich«, erwiderte McIntyre. »Es wäre mir eine Ehre, Major.«  
    Ein wenig befriedigte es Moira, dass er sich in der Gegenwart von Major Penrith genauso unwohl zu fühlen schien wie sie selbst.  
    »Ich habe von dem Vorfall mit dem Aufseher gehört, Mrs McIntyre«, sagte der Major, während sie die drei hölzernen Stufen zu ihrer Veranda hinaufstiegen. »Das muss ein großer Schock für Euch gewesen sein.«  
    Wie schnell sich diese Nachricht doch verbreitete! Moira hätte am liebsten ein Tuch des Vergessens darüber gebreitet. Aber natürlich – der Major musste von seinem Bruder William davon erfahren haben.  
    »Das war es«, gab sie einsilbig zurück.  
    »Ich hörte auch, dass einer der Sträflinge Euch beigestanden hat. Wie war noch gleich sein Name? O’Sullivan?«  
    Moira nickte. Es behagte ihr nicht, mit welcher Hartnäckigkeit der Major auf dieser Sache herumritt. Und dass er offenbar genau Bescheid wusste.  
    »Und jetzt arbeitet er für Euch? Ist Euch bewusst, dass es sich bei dem Mann um einen verurteilten Rebellen handelt?«  
    »Er hat eine Chance verdient. Und unser Vertrauen.«  
    »Welch hehre Worte. Ich wäre an Eurer Stelle allerdings nicht zu vertrauensselig.« Der Major blieb stehen, um Moira den Vortritt ins Haus zu lassen.  
    Sie gingen in die Wohnstube, wo Ann gerade mit einem Tuch den Eckschrank säuberte. Ihre Augen wurden vor Schreck kugelrund, als sie den Major erblickte.  
    »Ah, da ist ja die Dirne, die Ihr mir auf der Minerva abspenstig gemacht habt.« Der Major ließ sich ungefragt auf einem Stuhl nieder.  
    »Bring uns etwas zu Trinken«, forderte McIntyre Ann auf. »Und dann –«  
    »Lasst nur, McIntyre, das hat Zeit.« Der Major blickte das Mädchen scharf an. »Wie heißt du?«  
    Ann ließ vor Schreck das Tuch fallen und wich langsam zurück, bis sie hinter einem Stuhl stand. »Ich, Sir?«  
    »Natürlich du. Rede ich etwa das Kauderwelsch der Wilden?«  
    »Nein, Sir. Ann. Ann … Hutchinson.«  
    »Komm her, Ann. Ich will dich ganz sehen!«  
    Ann trat langsam zur Seite, die Finger um die Stuhllehne gekrallt. Ihre Knöchel waren weiß.  
    »Wo schläfst du, Ann?«  
    Ann sah ihn verschreckt an. »In … Hinter …« Ihre Stimme brach.  
    »Lauter, Mädchen, ich verstehe dich nicht!«  
    »Sie hat eine kleine Kammer hinter der Küche«, sprang Moira ein. Auch sie war von einer vagen Unruhe erfüllt.  
    »Es ist sehr liebenswürdig, Mrs McIntyre, dass Ihr Euch bemüßigt fühlt, der Dirne beizustehen, aber ich will es von ihr selbst hören. Also, was hast du mir zu sagen?«  
    Ann deutete mit einem zitternden Finger in die entsprechende Richtung. »Dort, Sir.«  
    »Sag mir, Ann, was weißt du von Plänen für einen Aufstand der Sträflinge?«  
    »N… nichts, Sir.«  
    »Versteckst du vielleicht Waffen in deiner Kammer? Oder Diebesgut?«  
    »N… nein, Sir.« Anns Stimme war kaum mehr als ein Hauch.  
    »Wie bitte?«  
    »Nein, Sir, ich … das tue ich nicht.«  
    »Ich glaube dir nicht. Weißt du, welche Strafe dir blüht, wenn du mich belügst?«  
    Ann schüttelte stumm den Kopf. Es tat Moira weh zuzusehen, wie der Major das Mädchen mit seinen Fragen quälte, aber ein winziger Teil in ihr war unsicher, ob er nicht doch recht hatte. Ann hatte sie schließlich bestehlen wollen.  
    »Die Neunschwänzige wird dir den Rücken gerben.« Der Major erhob sich. »Dann wollen wir uns diese Kammer doch einmal ansehen.«  
    Anns Kammer zu durchsuchen erwies sich als schnelle Angelegenheit. Es gab nicht viel: eine einfache Schlafstatt mit einer Decke, einen Tisch, einen Stuhl, drei Haken an der

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