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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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dem Laden. Als sie weiterzogen, ließ sie sich ein wenig zurückfallen und nutzte die erste Gelegenheit, sich von den anderen abzusetzen. Sie wollte sich nicht noch einmal anhören, dass es eine gute Idee wäre, mit Johnston durchzubrennen.
    Nachdem sie eine Weile ziellos durch die Stadt geschlendert war, tauchte Angus Johnston unvermittelt neben ihr auf. Erschrocken zuckte sie zusammen. Von den anderen Frauen war nichts zu sehen.
    Ihr Herz begann heftig zu pochen, als Johnston sie freundlich anlächelte. »Na, haben Sie schon etwas gefunden, das Ihnen gefällt?«
    Marie wollte schon verneinen, doch da antwortete ihr Mund bereits: »Ja, aber ich fürchte, dass ich es mir nicht leisten kann. Die letzten Ersparnisse brauche ich, um meine Aussteuer ein wenig aufzustocken.«
    »Aussteuer?«, wunderte sich der Treckchief. »Ich denke, es war bei dem Gesuch keine Aussteuer gefordert?«
    »Dennoch möchte ich ein paar Dinge mit in die Ehe bringen«, entgegnete Marie schärfer, als sie eigentlich wollte. »Es ist bei uns einfach Tradition, verstehen Sie?«
    Johnston blickte sie ein wenig seltsam an. Dann bot er ihr seinen Arm. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite? Das hier ist keine besonders feine Gegend, Sie könnten ein wenig Schutz gebrauchen, glaube ich.«
    Marie wollte sein Angebot schon ablehnen, doch da meldete sich die Stimme der Vernunft. Du bist hier in einer fremden Stadt. Lass dich nicht von Ellas Geschwätz beeinflussen. Angus Johnston ist ein netter Mann, warum solltest du dich nicht von ihm begleiten lassen?
    »Vielen Dank«, antwortete sie also und hakte sich bei ihm unter. Als hätte seine Nähe irgendwelche magischen Kräfte, gefiel ihr der Bummel gleich noch ein Stück besser. Sie passierten erneut den seltsamen Drugstore, kamen an einem Hotel und einem Kurzwarenladen vorbei.
    »Wenn Sie etwas für Ihre Aussteuer suchen, sind Sie in diesem Teil der Main Street goldrichtig«, verkündete er fröhlich. »Sehen Sie dort!« Angus deutete auf einen Laden zu ihrer Linken. Dass sie vor dem Schaufenster eines Damenschneiders standen, überraschte Marie ein wenig, und der Anblick des Kleides, das hinter der Scheibe ausgestellt war, entlockte ihr einen begeisterten Aufschrei.
    »Wusste ich es doch!«, rief Angus amüsiert aus. »Wie alle Frauen können auch Sie keinem schönen Kleid widerstehen. Zumal diese Farbe hervorragend zu Ihren Augen passen würde.«
    Johnston hatte recht, die türkisblaue Seide würde ihrem Teint und auch ihren Augen sehr schmeicheln. Doch schon vor der Überfahrt hatte Marie die Hoffnung aufgegeben, je auf einem Ball zu tanzen, auf dem solch ein Kleid angebracht war.
    »Es ist wirklich wunderschön.« Marie verbarg ihre Traurigkeit hinter einem Lächeln. Ella hatte recht, sie mochte den Treckchief sehr. Wenn sie nicht schon versprochen wäre, hätte sie ihre Chance vielleicht genutzt. Doch sie schlug sich den Gedanken sofort wieder aus dem Kopf. »Aber ich glaube nicht, dass es etwas für mich ist.«
    »Wirklich nicht?« Johnston betrachtete sie skeptisch, als nähme er wie ein Schneider Maß. »Nun gut, wenn Sie das Kleid schon nicht wollen, wie wäre es mit diesem Haarband da?«
    Er deutete auf die Schleife, die aus dem gleichen Stoff wie das Kleid gefertigt war. Die Ton in Ton gehaltene Stickerei darauf gab ihr eine sehr elegante Note. »So etwas brauche ich doch nicht!«, wehrte Marie erschrocken ab, denn sie erkannte die Absicht hinter seiner Frage.
    Doch Angus ließ sich nicht beirren. »Kommen Sie, Miss, dafür, dass Sie auf dem Treck als Dolmetscherin arbeiten – und ich sage, dass Sie eine verdammt gute Dolmetscherin sind –, haben Sie sich eine kleine Belohnung verdient.«
    »Bitte, Mr Johnston, das ist doch nicht nötig.«
    »Verdammt, und ob es das ist!«
    Ehe Marie ihn zurückhalten konnte, zerrte er sie bereits mit sich durch die Ladentür.
    »Mr Johnston, ich kann das wirklich nicht annehmen, ich …«
    Das Bimmeln der Türglocke unterbrach ihren Protest. Die junge Frau hinter der Ladentheke warf ihnen einen seltsamen Blick zu. Augenblicklich beherrschte sich Marie und machte sich so würdevoll wie möglich aus seinem Griff los.
    »Was kann ich für die Herrschaften tun?«
    Johnston, der sich ebenfalls wieder zusammenriss, blickte lächelnd zu Marie, dann wandte er sich der Verkäuferin zu. »Ich hätte gern das blaue Haarband aus Ihrer Auslage.«
    »Sehr gern!«, antwortete das Mädchen. »Ich bin sicher, dass es Ihrer Gemahlin ganz vorzüglich stehen

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