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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels
Autoren: Paul C. Doherty
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höre nicht mehr auf das Gewäsch der Priester!« Monck warf den Kopf zurück und schaute in den grauen Himmel. Ein ersticktes Geräusch kam aus seiner Kehle. »Ich , verfluche ihn, verfluche ihn, bis ans Ende meiner Tage!« Monck gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte in Richtung Herrenhaus.
    Corbett schaute ihm hinterher. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er hatte sich ein Bild von Monck gemacht und dabei nicht bemerkt, von welchen Alpträumen und Gespenstern die Seele dieses Mannes verfolgt wurde. Er empfand Mitleid mit ihm. Monck hatte seine Tochter zum Mittelpunkt seines Lebens gemacht, und dann war ihm diese so grausam genommen worden. Corbett gab seinem Pferd die Sporen und ritt dann gemächlich den Pfad weiter. Was hatte er sonst noch gerüchteweise gehört? Hatte nicht der Verdacht bestanden, daß Moncks ermordeter Diener, Cerdic Lickspittle, ein Auge auf das Mädchen geworfen hatte? Monck hatte auf jeden Fall seinem Diener die Schuld gegeben, daß dieser sich nicht besser gekümmert hatte. Corbett schaute auf den wiegenden Kopf seines Pferdes. Was, wenn Monck um diese Aufgabe nachgesucht hatte? Was, wenn er sich nur deswegen in diesen unwirtlichen Teil Norfolks begeben hatte, um ein paar offene Rechnungen zu begleichen? Mit den Pastoureaux und mit seinem Diener? Hatte es etwa eine Verbindung zwischen Monck und der Bäckersfrau gegeben?
    Das Wiehern seines Herdes riß ihn aus seinen Gedanken. Er schaute auf und bemerkte, daß er nur noch einen Steinwurf weit vom Tor von Mortlake Manor entfernt war.
    Im Hof nahm ihm ein Stallknecht sein Pferd ab. Corbett betrat das Haus durch das Hauptportal. Die Halle und der Festsaal waren menschenleer, und ein Diener sagte ihm, Sir Simon hätte sich bereits mit seiner Frau zurückgezogen. Corbett holte sich etwas zu essen aus der Speisekammer und ging mit einem Zinnbecher Glühwein auf sein Zimmer. Erwärmte sich zunächst an dem kleinen Feuer, zündete dann die Kerzen auf dem Tisch an, zog eine Feder hervor samt Tintenfaß und einen Bogen Pergament und versuchte, die Rätsel, denen er sich gegenübersah, in eine Ordnung zu bringen.
    Als erstes fertigte er eine Kartenskizze an, auf der er die Küste und die verschiedenen Orte einzeichnete. Dann machte er sich eine Liste der Personen, die in die Sache verwickelt waren. Er fing mit Sir Simon Gurney an, stockte, kaute auf dem Ende seiner Feder und dachte nach. Sir Simon war nervös, leicht distanziert und hatte außerdem Angst - aber wovor? Dann war da Giles Selditch, der Arzt. Eine rätselhafte Figur. Als nächstes Catchpole, Sir Simons Gefolgsmann: Er war loyal, hatte eine Abneigung Fremden gegenüber und verabscheute die Pastoureaux. Dann war da Lavinius Monck: verrückt oder nur getrieben von Bösartigkeit oder Rachsucht? Mit seinem Namen verbanden sich die unterschiedlichsten Fragen. Was machte er wirklich in dieser Gegend? Befaßte er sich mit den Pastoureaux, versuchte er privat Rache zu üben, oder hatte er ein anderes geheimes Ziel? Wer hatte seinen Diener Cerdic Lickspittle auf dem Gewissen? Was hatte Cerdic im Moor zu suchen gehabt? Warum war er so barbarisch ermordet, geköpft und sein Kopf auf einem nebligen und kalten Strand aufgespießt worden? Wie hatte es der Täter angestellt, keine Spuren, keinerlei Anhaltspunkt zu hinterlassen?
    Und wie war es mit den Pastoureaux? Waren sie Fanatiker, Einfaltspinsel oder Heilige? Lohnte es sich, bei der Kanzlei oder beim Schatzamt Erkundigungen über sie einzuziehen? Er fuhr fort, Namen zu notieren, den von Master Joseph. Wer war er? Warum hatte ihn Ranulf erkannt? Dann Marina, die Tochter von Fulke, dem Gerber: Warum hatte sie die Eremitage verlassen, und was hatte sie auf dem Moor zu suchen gehabt?
    Corbett kam seine Namenliste schon jetzt endlos vor. Er fügte den Namen Amelia Fourbour dazu, die Frau des Bäckers. Warum war sie zum Galgen geritten? Warum hatte sie keinen Widerstand geleistet? Warum hatte man keine Spuren eines weiteren Pferdes am Tatort gefunden? Wer hatte ihr Pferd zum Rand des Dorfes zurückgeritten?
    Corbett rieb sich müde die Augen und starrte eine Weile lang vor sich hin. Schließlich seufzte er, nahm einen Schluck aus seinem Becher und schrieb weiter.
    Father Augustine: ein Fremder in dieser Gegend, der sich mit seiner Gemeinde nicht ganz wohl fühlte. Lady Cecily, klug, aber den Luxus liebend. Robert, der Vogt: Woher kam sein neuer Wohlstand? Corbett legte die Feder hin und las seine Namenliste noch einmal durch. Es stellten sich
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