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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Die Frauen hielten sich mit ihren Kindern in den Häusern auf, die Männer hatten sich in der Schenke versammelt. Vor der Schenke lag die Allmende mit ihrem von einer dünnen Eisdecke überzogenen Teich.
    Einige der Dorfbewohner, die an der Tür der Schenke standen, bemerkten Corbett und riefen ihm einen Gruß zu. Corbett hob die behandschuhte Rechte. Er sah, daß Robert, der Vogt, sein Haus verließ, ein frischgestrichenes Gebäude, das zur Hälfte aus Holz war. Er fragte sich, wie es wohl zu dem neuen Reichtum des Vogts gekommen sein mochte. Etwas weiter lag das Haus des Bäckers mit einem kleinen Schild in fröhlichen Farben, auf dem drei kleine Weißbrote auf einem silbernen Teller zu sehen waren. Corbett hätte angehalten, aber alle Läden waren geschlossen und verrammelt, als hätte der Tod des jungen Mädchens den Bäcker an seine eigene Tragödie erinnert. Corbett ritt weiter aus dem Dorf hinaus und folgte dann dem Pfad, der zum Rand des Kliffs führte.
    Die Dunkelheit nahm zu, und Nebel brodelte über den wütenden Wogen, die bei Ebbe auf den Strand schlugen. Die unheimlichen Rufe der Meeresvögel übertönten den leise klagenden Wind. Corbett fühlte intensiv die trostlose Stimmung des Moors.
    Er erinnerte sich an die Legenden des Ortes. In Swaffham hatte jemand diesen Wind den Dunklen Engel genannt und Corbett erzählt, dieser Teil von Norfolk sei einmal von einem alten Stamm regiert worden, der gegen die Römer rebelliert und den Boden mit Blut getränkt habe. Corbett fiel vor Schreck fast aus dem Sattel, als Ranulf sein Pferd neben seines lenkte.
    »Herr«, fing er vorsichtig an, da er Corbetts abweisende Miene bemerkt hatte, »Maltote und ich fragen uns, wie lange wir hierbleiben?«
    Corbett lächelte. »Wie lang ist ein Stück Seil, Ranulf?«
    Ranulf versuchte es anders. »Die Dorfbewohner haben es bereits unter sich ausgemacht, wer das Mädchen getötet hat. Sir Simon hat schon recht. Wenn Gilbert in ihre Hände fällt, werden sie ihn töten.«
    Corbett zügelte sein Pferd und schaute Ranulf an. »Kennst du Master Joseph?«
    Ranulf kratzte sich seine Bartstoppeln am Kinn. »Darüber denke ich auch die ganze Zeit nach. Er hat mich mit Sicherheit wiedererkannt, und ich denke auch, daß ich ihn kenne.«
    »Woher?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Was hältst du von den Pastoureaux?« fragte Corbett. »Gestörte und Betrüger.« Ranulf grinste. »Meine alte Mutter hat mich ermahnt, mich vor der Religion in acht zu nehmen. Sie zieht einige wenige Heilige an und viele, viele Schurken.«
    »Du denkst also, daß die Pastoureaux Schurken sind?«
    »Ich denke, wir sollten mit den jungen Männern und Frauen ihrer Gemeinschaft sprechen.«
    Corbett nickte. »Wenn wir hier fertig sind, wirst du zusammen mit Maltote Master Joseph in meinem Namen das Beileid aussprechen. Sieh zu, daß du mit den anderen reden kannst.« Ranulf schloß die Augen. »Herr, mir ist kalt, und ich habe Hunger!«
    »Ja, und wenn ihr zurückkommt, wird es ein warmes Essen und ein gutes Bett geben. Dann kannst du mit Maltote Würfel spielen.« Er hob warnend einen Finger. »Aber nicht mit Sir Simons Dienern.«
    Ranulf blinzelte ihn unschuldig an.
    »Es ist mir damit Ernst«, beharrte Corbett. »Und du sollst sie auch nicht bereden, irgendeine von den Arzneien zu kaufen, die du immer auf dem platten Land feilbietest, diese seltsamen Gebräue und Elixiere, die du angeblich von den alten Ägyptern
    hast.«
    Ranulf schluckte und schaute Maltote schuldbewußt an. Wie hatte Meister Langschädel nur von seinem kleinen Lederbeutel erfahren und von den Heilmitteln, die er an Gutgläubige verkaufte?
    »Also«, Corbett gab seinem Pferd die Sporen, »laßt uns jetzt den Galgen anschauen.«
    Sie ritten das Kliff entlang, bis sie wieder an den Galgen kamen. Er zeichnete sich gegen das dunkler werdende Blau des Himmels ab und war nur ungefähr sieben Schritt vom Abgrund entfernt. Corbett zügelte sein Pferd und versuchte es zur Ruhe zu bringen. Er schaute auf den gewaltigen Eisenhaken, der an dem Ausleger befestigt war.
    »Ich vermute«, sagte er mehr zu sich selbst als zu seinen Gefährten, »daß der Unglückliche, den sie hier hinrichten wollen, eine Leiter heraufgeschleift wird. Dann wirft man die Leiter um, und er baumelt in der Luft. So ist es bei der Bäckersfrau aber nicht gewesen.«
    Er schaute auf die Erde. Hier wuchs schon lange kein Gras mehr. Sein Pferd war so unruhig, daß er sich überlegte, ob jemand unter dem Galgen

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