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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Ranulf und Maltote an der Tafel zurück und ging auf sein Zimmer, um noch einmal seine Notizen zu lesen. Erwartete, bis er hörte, daß die anderen die Halle verließen, dann ging er hinaus auf den Gang und bat einen Diener, ihn zu Moncks Kammer zu bringen. Er klopfte und öffnete die Tür absichtlich, ohne eine Antwort abzuwarten. Monck saß mit dem Rücken zur
    Tür am Tisch. Er drehte sich hastig um, sah Corbett und raffte eilig die Pergamentblätter zusammen, die vor ihm ausgebreitet lagen. Dann stand er auf, das seltsame Lächeln immer noch auf den Zügen.
    »Was ist los?« fragte er. »Was kann ich jetzt für Euch tun?« Corbett trat ein, schloß die Tür hinter sich und setzte sich auf einen Hocker. Monck sorgte dafür, die Pergamentblätter mit seinem Körper zu verdecken.
    »Warum seid Ihr hier?« fragte Corbett geradeheraus.
    Monck zuckte mit den Achseln. »Wegen der Pastoureaux.«
    »Und wie ist Lickspittle gestorben?«
    »Das habe ich Euch gesagt. Er ging ins Moor und kam nie mehr zurück. Sein geköpfter Rumpf und abgetrennter Kopf wurden am Strand gefunden.«
    »Absonderliche Art zu sterben«, sagte Corbett.
    »Sterben ist immer absonderlich.«
    »Ihr wißt, was ich meine, Lavinius. Jemanden umbringen ist eine Sache, eine Leiche verstümmeln eine andere.«
    »Dies ist auch eine absonderliche Gegend«, entgegnete Monck. »Wenn man unserem feisten Arzt glauben darf, schnitten die Iceni, die früher hier lebten, ihren Feinden die Köpfe ab, um sie öffentlich zur Schau zu stellen - genau wie heute unser König auf der London Bridge.«
    »Was hatte Lickspittle am Strand zu suchen?«
    Monck zuckte mit den Achseln.
    »Er wollte zum Kloster. Von dort führt ein Pfad zum Strand, aber warum er ausgerechnet dort runtergegangen sein soll, falls das wirklich so war, ist mir ein Rätsel. Er riskierte damit wirklich einiges.«
    »Wie das?«
    »Ebbe und Flut sind hier unberechenbar. Nach starken Regenfällen treffen die Wellen viel höher auf den Strand und können einen Nichtsahnenden davonspülen.«
    »Sonst wollt Ihr mir nichts sagen?«
    »Ich kann Euch sonst nichts sagen.«
    Wieder dieses schiefe Lächeln. Corbett stand auf und ging zur Tür. Die Hand schon am Riegel, hielt er inne.
    »Lavinius!«
    »Ja?« Monck drehte sich halb auf seinem Stuhl um.
    »Ihr solltet mir die Wahrheit sagen, denn ich kann Euch eines versichern: Es wird noch mehr Morde geben.«
    Monck wandte sich jedoch ungerührt wieder seinen Papieren zu. Corbett verließ das Zimmer und schloß leise die Tür hinter sich. Er ging den Gang entlang und blieb oben an der Treppe stehen. Von unten hörte er Ranulf und Maltote lachen. Er hoffte, daß seine beiden Goldstücke nicht jemanden in ein Würfelspiel verwickelt hatten, und ging zurück auf ihr Zimmer. Draußen heulte der Wind, schlug gegen die Fenster und rüttelte an den Läden. Das düstere Heulen des Sturmes wurde noch vom donnernden Aufprall der Wogen auf die Felsen übertönt. Das Meer drängte in die Wash-Bucht. Er kniete nieder, bekreuzigte sich und sprach sein bevorzugtes Gebet: »Christus, sei in meinen Gedanken, Christus, sei in meinen Augen und in meinem Schauen, Christus, sei in meiner Linken und meiner Rechten.«
    Seine Gedanken schweiften ab. Wie es Maeve jetzt wohl in London ging? Und der kleinen Eleanor? Er schüttelte sich und kehrte zu seinen Gebeten zurück, hatte jedoch Probleme, sich zu sammeln. Er gab auf, bekreuzigte sich ein weiteres Mal und legte sich zum Dösen aufs Bett. Nach einer Weile entkleidete er sich, legte sich richtig hin, zog die Decken bis unters Kinn und schlief sofort ein. Er träumte, er liefe über einen langen Strand und würde von dunklen Gestalten mit Kapuzen verfolgt.
    Als er am nächsten Morgen erwachte, lagen Ranulf und Maltote noch vollständig angekleidet auf ihren Betten und sahen so zufrieden aus wie Schweine im Stall. So hätte Ranulf das zumindest ausgedrückt. Corbett öffnete die Läden. Der Wind hatte sich gelegt, der Nebel war verschwunden, und er sah auf einen eisblauen Himmel. Er rieb sich die kalten Hände, wusch und rasierte sich, kleidete sich an und ging hinunter in die Speisekammer. Die Stundenkerze in ihrer Halterung aus Eisen zeigte ihm, daß er sehr lange geschlafen hatte: Die Flamme war bereits bis zur Zehnmarkierung niedergebrannt. Gurney trat gutgelaunt ein, stampfte mit den Füßen und blies sich in die Hände. »Guten Morgen, Hugh. Warum machen einem Pferde im Winter eigentlich immer Ärger?«
    Er goß sich warmes Ale ein,

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