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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihn genüsslich aus.
    »Ja, Alyss erzählte mir, dass er einige verlässliche Kunden für sie aufgetan hat. Aber seit einigen Tagen ist er nicht mehr in ihrem Kontor gewesen. Wir machen uns Sorgen um ihn.«
    »Sorgen? Um Merten? Braucht Ihr nicht. Der fällt immer auf die Füße.«
    »Mag sein, aber wir müssen wissen, an wen die bestellten Lieferungen gehen sollen. Ihr wisst nicht zufällig, wo er sich aufhält?«
    Es lag etwas Verschlagenes in den alten, hellen Augen.
    »Was gebt Ihr mir dafür, wenn ich es Euch sage?«
    »Was braucht Ihr denn, Trude de Lipa?«
    »Er scheint Euch ja ungeheuer wichtig zu sein, Catrin von Stave. Habt Ihr eine Liebelei mit ihm angefangen?«
    »Nein, Frau Trude, ich bin meinem Gatten treu.«
    »Das sagen viele Weiber. Ihr habt lange auf einen gewartet. Da seid Ihr jetzt auf den Geschmack gekommen, denke ich.«
    »Für Euer Alter habt Ihr noch immer eine große Fantasie. Nein, wir suchen Euren Enkel wirklich, und wenn Ihr Hilfe oder wohltätige Gaben braucht, dann werden wir nicht kleinlich sein.«
    Die Alte schnaubte.
    »Wohltätige Gaben. Gebt mir dreißig Jahre und gerade Knochen zurück.«
    »Zumindest eine helfende Salbe gegen das Reißen kann ich Euch schenken.«
    »Dann tut das.«
    Catrin dankte im Stillen Marian, der ihr den Salbentopf mitgegeben hatte, und stellte ihn vor der Alten auf den Tisch. Die machte den Deckel auf und schnupperte an dem weißen Inhalt. Dann zog sie unbekümmert ihr Gewand hoch und strich etwas davon auf ihre geschwollenen Knie. Catrin wusste, dass die Salbe Wärme spendete, und offensichtlich brachte Trude die Anwendung eine Erleichterung. Sie rückte die Kleider wieder zurecht und grummelte leise vor sich hin. Dann verzehrte sie ein letztes Stück Kuchen und knurrte: »Ich weiß nicht, wo der Bengel sich herumtreibt. War schon seit über einer Woche nicht hier. Seit bei mir nichts mehr zu holen ist, wird er sparsam mit seinen Besuchen. Aber fragt seine Freunde, Frau Catrin.«
    »Welche sind das?«
    »Kenn ich nicht. Gecken, Patrizierjünglinge, Rittersprossen. Ach doch. Einen hat er mal hergebracht. Der hat mir auch Kuchen gegeben. Vamme Thurme hieß der. War von Dellbrück.«
    Catrin behielt ihre sanfte, geduldige Miene bei, als sie dieses wichtige Stückchen Wissen verdaute. Robert, John und Marian würden damit etwas anfangen können.
    Die Alte schlürfte einen weiteren Becher Wein aus und begann, nuschelig vor sich hin zu brabbeln. Überwiegend schmähte sie irgendwelche Leute und klagte über schäbige Händler, die sie ständig zu übervorteilen suchten. Mittendrin sank ihr Kopf plötzlich zur Seite, und sie begann lauthals zu schnarchen.
    Catrin räumte ihren Korb wieder ein, ließ aber den Salbentiegel auf dem Tisch stehen. Dann nahm sie eine Decke, die auf der Bank lag, und breitete sie über Trude aus. Leise verließ sie das Haus und zog die Tür hinter sich zu.
    Dankbar atmete sie die frische, neblig-feuchte Luft ein. In dem Haus hatte es nicht eben sauber gerochen. Dann ging sie die wenigen Schritte zur Kirche und fand Hilda kniend vor einem Seitenaltar. Sacht legte sie ihr die Hand auf die Schulter, und die Haushälterin erhob sich. Wie es schien, hatte ihr das stille Gebet ein wenig von ihrem Leid und der Trauer genommen. Sie war zwar schweigsam, aber ihre Augen waren nicht mehr vom Weinen gerötet.
    »Constantin vamme Thurme«, sagte John. »Ein Name mit schlechtem Geschmack!«
    »Und er steht in Verbindung mit Yskalt, dem Mann, der mich auf meines Bruders Geheiß erschlagen sollte«, fügte Robert hinzu.
    Catrin seufzte, entfernte die nassen Trippen von den Füßen und setzte sich neben Frau Almut, die sich ebenfalls im Hauswesen eingefunden hatte. Ihrer Ziehmutter standen die Sorgen im Gesicht, aber sie nahm Catrins Hand und drückte sie fest.
    »Ja, ich erinnere mich, es war dieses schreckliche Essen, bei dem Ritter Arbo bei Herrn Ivo um Leocadies Hand anhalten wollte.«
    »Und Hedwigis ihn beschuldigt hat, den Mörder Yskalt aus dem Kerker befreit zu haben«, fügte Lauryn hinzu. »Das war so böse von ihr.«
    »Jemand hatte kurz zuvor den Yskalt aus dem Kerker befreit, Maid Lauryn. Und wir wissen noch immer nicht, wer und warum. Nur dass man ihn sterbend im Burggraben derer vamme Thurme hat liegen lassen. Nordmänner, so sagten damals die Turmwachen, hätten ihren Landsmann mitgenommen, um ihn ihrer eigenen Gerichtsbarkeit zu übergeben.«
    »Aber ob wir es jetzt mit einer späten Rache der Friesen zu tun haben, die Frau Alyss für

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