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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ein schmieriger kleiner Betrüger, aber Tatsache war, dass Arndt van Doorne ihm einen großen Schaden zugefügt hatte. John kannte Robert gut genug, um zu wissen, wie sehr er sich seines Bruders schämte.
    »Gebt Auskunft, pawnbroker, woher stammt die Fibel?«
    »Ehrlich erworben, Herr. Von einem Winzer, dessen halber Weinberg abgebrannt ist. Er musste neue Weinstöcke kaufen. Das ist die Brautgabe seines Weibes. War fällig anOstern, aber er konnte nicht zahlen. Weder die Summe noch die Zinsen. Und nun ist das Weib tot, ertrunken im Rhein, so hörte ich.«
    »Luitgard«, sagte Robert betroffen. »Der Winzer Franz aus Rodenkirchen, richtig?«
    »Ja, der, ja, der.«
    Ambrosio gewann wieder an Selbstsicherheit.
    »Was wollt Ihr dafür haben?«
    John zog Frieder am Ärmel in den Hintergrund und ließ die beiden handeln. Mit einiger Belustigung lauschte er dem Wortwechsel. Ambrosio war gut, aber Robert, sanft und unnachgiebig, zwackte ihm Pfennig für Pfennig ab, bis sie sich auf einen Preis geeinigt hatten, den auch John für das kleine Schmuckstück für angemessen hielt.
    »Warum macht er das?«, fragte Frieder leise.
    »Arndt ist für den Verlust des Salzes verantwortlich.«
    »Ja, aber …«
    »Nimm dir ein Beispiel daran. Master Robert ist ein höchst achtenswerter Mann.«
    »Ambrosio nicht.«
    »Nein, er nicht, er ist der betrogene Betrüger. Aber Mistress Catrin wird sich über die Fibel freuen.«
    »Oh. Mhm, ja. Weiber mögen so glitzerndes Zeug. Aber sie sind doch schon verheiratet …«
    John unterdrückte ein Lachen und eine Antwort. Münzen wechselten die Hand, und Robert trat zu ihnen.
    »Bringen wir unsere Beute heim, John.«
    Es regnete noch immer, und mit feuchten Kleidern und Schuhen betraten sie die heimelig warme Küche, in der über der Feuerstelle ein großer Kessel Suppe köchelte. Denise, Lauryn und Catrin saßen mit einem Korb Flickwäsche am Tisch, Lore rupfte ein Huhn, und Hilda knetete Brotteig. Als sie eintraten, erstarb das Geplauder, und alle sahen sie hoffnungsvoll an.
    »Wo sind Cedric und Lucien?«, fragte Robert als Erstes.
    »Im Weingarten, Triebe hochbinden«, antwortete Catrin. »Ich konnte sie davon überzeugen, dass die Arbeit auch bei Regen erledigt werden muss. Dafür erhalten sie später je eine Schüssel heiße Suppe.«
    »Im Stehen«, gluckste Frieder, der eine ähnliche Erfahrung auch schon gemacht hatte. »Wir haben eine Spur!«
    »Berichte.«
    » Youngman , langsam!«
    »Verzeiht, Master John.«
    Frieder stahl sich an Lore vorbei und angelte sich einen Apfel vom Bord.
    John überließ es Robert, von dem blumenkohlohrigen Knecht zu berichten. Mistress Catrin legte das Hemd, an dem sie gearbeitet hatte, in den Korb und verschränkte die Finger.
    »Warum hat man ihr das Kleid genommen? Himmel hilf, was mag Alyss passiert sein? Es gibt schon so viele Gerüchte, Robert.«
    »Was für Gerüchte, Mistress Catrin?«
    »Auf dem Markt erzählen sie, Frau Alyss sei von einem trunkenen Kunden ermordet worden«, grollte Hilda. »Sie sagen, das sei das Schicksal einer Weinhändlerin ohne Gatten.«
    »Und sie sagen, sie wär mit einem Liebhaber fottjejon«, erklärte Lore. »Das machen Weinhändlerinnen ohne Gatten.«
    »Sie sagen, die Buhle vom Arndt, die aus Riehl, die wollte sich an ihr rächen und hat sie entführen lassen«, fügte Lauryn hinzu. »Das sei das Schicksal einer Weinhändlerin, die ihren Gatten umgebracht hat.«
    »Sie erzählen, der Winzer Franz habe sie in seinem Kummer um die Luitgard entführt, um Lösegeld zu erpressen«, ergänzte Catrin. »Das Schicksal einer hartherzigen Weinhändlerin.«
    Denise blickte verstört von einem zum anderen und rang die Hände.
    »Der heimliche Liebhaber ist absurd«, knurrte Frieder. »Aber der Winzer – da könnte was dran sein.«
    »Wir werden ihn uns vornehmen. Die Buhle in Riehl – weniger. Der trunkene Kunde? Trunken war er sicher nicht«, überlegte John, »aber jemand hat sie zur Mühle gelockt.«
    »Und der Kerl mit dem Blumenkohlohr steckt in der Sache mit drin. Wir werden ihn suchen«, entschied Robert.
    »Solche wie der treiben sich in Tavernen herum«, zischte Hilda und rührte wütend in dem Kessel.
    »Eine treffliche Aufgabe für die y oungmen. Frieder, nimm Cedric und Lucien mit. Seht und hört euch um. Aber sauft nicht und tändelt nicht mit den Maiden.«
    Das Aufleuchten in Frieders Augen gab John recht. Der junge Mann würde dieses Abenteuer genießen und die beiden Jüngeren unter seiner Knute halten. Er hatte

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