Das Lied des Kolibris
behelligen, halte ich für unwahrscheinlich.«
»Du bist verrückt.«
Er lachte leise in sich hinein.
»Es ist außerdem der schönste Ort weit und breit, wie geschaffen dafür, ein schönes Mädchen im Mondschein zu küssen.«
O Gott. All ihre Gelassenheit war dahin. Wenn nun jemand von den Oliveiras nach draußen käme? Oder jemand beschloss, sich noch ein bisschen im Salon aufzuhalten, und die großen verglasten Türen öffnete, um die milde Nachtluft hineinzulassen? Sie war vor Angst wie versteinert.
»Keine Sorge, meine Mondschöne«, hauchte Zé ihr ins Ohr. »Es wird uns niemand entdecken.« Sein Atem kitzelte sie, das Timbre seiner Stimme hallte in ihrem Kopf wohlig nach.
Er zog sie in die dunkelste Ecke der Veranda. Willenlos ließ sie sich von ihm an die Mauer pressen, die von der Hitze des Tages noch ganz warm war. Es duftete intensiv und süß, die Luft umschmeichelte sie wie Seide. Dennoch vernahm Lua irgendwo in ihrem Innern die Stimme der Vernunft, die ihr davon abriet, sich Zé hier und jetzt hinzugeben: Er würde sicher bald fort sein, und für ein kurzes Abenteuer war sie sich zu schade. Die Stimme der Sinnlichkeit wiederum riet ihr, zu bleiben, gerade weil Zé bestimmt in Kürze einen weiteren Fluchtversuch wagen würde, und dann käme die Gelegenheit so bald nicht wieder. Im Übrigen hätte sie dann die schöne Erinnerung, von der sie würde zehren können.
Zés Mund fand den ihren. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Lider nur einen winzigen Spaltbreit geöffnet. Seine Lippen flatterten über die ihren, tauchten dann hinab, wie es ein Kolibri bei einer Blüte tut, um dann wieder darüber zu schweben. Er murmelte leise: »Lua«, knabberte an ihrer Oberlippe, ließ die Zunge sanft die Konturen ihres Mundes nachzeichnen, um dann wieder Liebesworte zu stammeln, Dinge wie »Lua,
meu amor
« und »lass mich dich ganz kosten, meine Schöne«, die ihr den Verstand und den Atem raubten.
Sie selbst war nicht in der Lage, zusammenhängende Wörter auszusprechen. Sie gab leise Seufzer von sich, die ihn aber zu ermutigen schienen. Er fuhr mit der Zunge über die Innenseiten ihrer Lippen, schob sie sanft auseinander und vereinigte sich mit ihrer Zunge zu einem Spiel von betörender Leichtigkeit und Intensität. Gleichzeitig drückte er sich enger an sie und hob sie ein wenig an, so dass sie auf Zehenspitzen, aber gestützt von seinem Körpergewicht, an der Wand stand. Er rieb sein Geschlecht an ihr, ging ein wenig in die Knie, um es sie zwischen den Beinen spüren zu lassen. Einzig ihre Kleider standen einer Vereinigung noch im Weg. Luas Knie waren wacklig, und Schauer der Verzückung überliefen sie abwechselnd heiß und kalt. Es war herrlich, seine Erregung auf diese Weise zu spüren, und sie legte ihre Hände auf seine Hinterbacken, um ihm zu verstehen zu geben, dass er sich gerne noch enger und fester an sie pressen dürfe.
Er stöhnte leise, und dieser Laut war es, der Luas letzten Rest von Widerstand bröckeln ließ. Vielleicht wäre es nie zu mehr gekommen als zu dieser Andeutung eines Liebesaktes, aber sein Stöhnen ging ihr durch und durch. Es versetzte sie in einen Zustand, in dem sie nur noch das eine wollte. Seine Lust weckte in ihr eine Begierde, die so viel greifbarer war als alle erotischen Träume, die so fleischlich war, wie sie es nie zuvor erlebt hatte. Ihr Unterleib pochte, und sie spürte, wie sie feucht und heiß zwischen den Beinen wurde.
Zé erging es ähnlich wie ihr. Luas kleine Lustseufzer fachten sein Feuer noch weiter an. Plötzlich ungeduldig und schneller atmend, schien er nach sofortiger Erfüllung zu verlangen. Er schob hastig ihren Rock hoch und bahnte sich mit der Hand einen Weg durch ihre Leibwäsche, bis er die Stelle erreicht hatte, die der Kern ihrer Lust war, die Essenz ihrer Weiblichkeit. Er rieb sie zärtlich und dabei fordernd, bis eine Welle der Wonne Lua überrollte, die ihr beinahe die Knie einknicken ließ. Sie gierte nach mehr.
Und sie bekam mehr. Zé öffnete rasch seine Hose. Sie erhaschte nur einen kurzen Blick auf seine prachtvoll aufragende Männlichkeit, die sie sowohl erregte als auch ängstigte. Lua hatte schon oft nackte Männer gesehen, allerdings noch nie einen mit erigiertem Penis. Er war mindestens doppelt so groß wie in unerregtem Zustand! Sie hatte Zé noch gar nicht gesagt, dass sie Jungfrau war. Da würde man als Mann doch sicher etwas mehr Vorsicht walten lassen, oder? Aber sie brachte es nicht über sich, diesen Moment
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