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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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bisher kaum jemals draußen gewesen, und jetzt ist ein neuer Sturm im Anmarsch – einer, der stark genug ist, um sie wegzufegen.
    »Die Kinder sitzen auf dem Dach und halten nach drohenden Gefahren Ausschau. Ich habe ihnen mein Fernglas gegeben«, sagt Kent. »Es scheint ihnen zu gefallen, da draußen zu sein. Thom ist in der Nähe und passt auf sie auf.«
    Elise und Henry sind noch so klein. Ist es sicher für sie, den Sumpf zu beobachten? In den Weiden und dem Sumpfgras um das Haus herum könnten sich alle möglichen Feinde verbergen. An denen herrscht kein Mangel. Reverend Malcontent will die Macht in der Stadt ergreifen. Mich, die Tochter des Wissenschaftlers, würde er hinrichten, und er hat bereits einmal versucht, Elliott zu töten. Prospero ist hinterhältiger, aber ich zweifle nicht daran, dass es ihm sehr recht wäre, wenn wir alle tot wären. Und er würde liebend gern unser Luftschift haben.
    Prospero war schon immer eifersüchtig auf technische Neuerungen bedacht. Mit so einem Schiff hätte er die Möglichkeit, seine Höflinge mit nach oben über die Stadt zu nehmen, wo sie aufwendige Partys feiern könnten. Wo sie tanzen könnten. Allerdings würde es eine Falle sein, denn egal, wohin der Prinz geht, immer gibt es dort auch Folter.
    Ich durchquere die Kabine, folge Kent und werfe einen Blick nach draußen. Das blaugraue Schieferdach fällt flach in Richtung des Sumpfes ab. Es ist sehr ruhig. Ich habe noch nicht ein einziges Mal die hellen Stimmen der Kinder gehört.
    »Will verpflegt uns alle«, sagt April. Sie steht neben mir und deutet auf die schmale Rauchfahne, die aus einem der beiden Kamine aufsteigt. Aus dem, der noch intakt ist. Gegen den anderen ist Kent bei der Landung geprallt. »Er benutzt eine der Feuerstellen zum Kochen, da Kent in der Nähe seines kostbaren Luftschiffs kein offenes Feuer erlaubt.« Sie winkt Kent zu. Er bastelt an irgendetwas herum und bemerkt es nicht. »Thom hat die Wache übernommen, um Elliott aus dem Weg zu gehen.« April sucht meinen Blick. Thom ist der infizierte Junge, den wir vor dem Ertrinken gerettet haben. Und dann haben wir ihn aus der Stadt und vor Malcontent gerettet. Seine Haut ist von Schorf mit nässendem Eiter bedeckt. Das ist das Beste, was April zu erwarten hat, wenn sie nicht stirbt. Wir müssen meinen Vater finden. Wie kann Elliott Zeit damit verschwenden wollen, in Prosperos Palast zu gehen?
    Elliott ist unruhig, als ich ihn ansehe. Er trommelt mit den Fingern auf den Tisch, an dem Kent arbeitet. Er ist aufgewühlt.
    Es kracht laut, und wir zucken alle zusammen. Aber es ist keine Explosion. Der Himmel wird dunkler. Blitze zucken, und es donnert erneut.
    Elliott geht an mir vorbei durch die Tür nach draußen. April und ich folgen ihm hinaus aufs Deck.
    Von hier aus kann ich die Fäulnis riechen. Der sich unkontrolliert ausbreitende Sumpf ergreift von allem Besitz. Blätter zerfallen in dem Morast um uns herum, und das Haus selbst verrottet unter unseren Füßen. Die beiden Kamine, an denen das Schiff angebunden ist, gehören zum Hauptgebäude. Von ihm zweigen drei Flügel ab, bilden den Buchstaben E. Wenngleich einer der Flügel in sich zusammengefallen zu sein scheint. Einige Zimmer sind Wind und Wetter völlig offen ausgeliefert, wie die Puppenstube, die ich als Kind gehabt habe. Vater hat sie gebaut, und Finn hat immer Eidechsen und Frösche in die einzelnen Zimmer gesetzt. Er hat gelacht, wenn sie die sorgfältig aufgestellten Möbelstücke umgeworfen haben.
    Elliott steht an der Reling. Seine Haare glänzen, und selbst die Art, wie er dasteht, verströmt Zielstrebigkeit.
    Ich trete neben ihn und sehe nach unten. Unter dem grünen Schleim, der an der Oberfläche schwimmt, kräuselt sich das dunkle Wasser des Morasts. Die langen Gräser bewegen sich, aber nicht mit dem Wind, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Umgestürzte Bäume in verschiedenen Stadien des Zerfalls liegen im Morast. Etwas bewegt sich im Sumpf. Etwas, das lebt und hungrig ist.
    »Ein Krokodil.« Elliotts Lippen verziehen sich zu einem Beinahe-Lächeln, als ich vor Ekel erschaudere. Wie zur Bestätigung seiner Bemerkung ertönt ein lautes Platschen.
    Dunkle Wolken sammeln sich über dem Sumpf, und es blitzt auch wieder. Die Gräser erzittern. Die Krokodile platschen ruhelos umher.
    »Kent möchte, dass wir ins Haus gehen«, sagt April. Ich zucke beim Klang ihrer Stimme zusammen. Sie ist ruhiger geworden, seit sie krank ist. Sie beißt sich auf die Lippe. Die alte April

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