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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Weihrauch. Ich lehne mich mit meinem ganzen Körper an seinen.
    Ich kann spüren, wie sein Herz schlägt. Schnell. Es sei denn, es ist meines.
    Er rührt sich nicht. Vielleicht wird er mich hier dicht an seinem Herzen für immer festhalten. Sämtliche Nervenenden sind zum Leben erwacht, lassen mich auf schmerzhafte Weise präsent sein. Sein Atem bewegt meine Haare, und sein Arm zittert, weil er mich hochhält, aber ansonsten verharren wir vollkommen reglos.
    »Danke«, flüstere ich.
    »Gern geschehen.« Auch er spricht leise.
    Wills dunkle Haare sind ihm ins Gesicht gefallen und verbergen seine Augen.
    Unwillkürlich strecke ich die Hand aus und streiche seine Haare zurück.
    Die Bewegung löst seine Trance auf, und mit einem Seufzer stellt er mich schließlich auf den Boden, vermeidet dabei sorgsam jeden Kontakt mit meiner verletzten Schulter.
    Langsam gewöhnen sich meine Augen an das schwache Licht der Öllampe, die auf einem niedrigen Tisch neben einem Sofa aus verblasstem Samt steht. Der fadenscheinige Teppich bedeckt einen großen Teil des Hartholzbodens. Es ist ein baufälliges Wohnzimmer in einem Haus, das in einem Sumpf versinkt, aber als ich in diesem Moment neben Will stehe, wirkt es warm und einladend. Auch wenn es das nicht tun sollte.

Vier
    W ill wendet sich ab und lässt sich die Haare ins Gesicht fallen, sodass sie seine Miene verbergen. Er deutet auf das Sofa. Als ich mich hinsetze, ertönt ein schreckliches Quietschen.
    Meine Mutter wäre stolz auf mich, wie ruhig ich mich gebe. Was werde ich tun, wenn er sich entschuldigt? Meine Handflächen beginnen zu schwitzen. Aber ich warte. Ich werde ihm das hier nicht zu leicht machen.
    Als er mich wieder ansieht, ist sein Lächeln traurig, aber trotzdem schwingt etwas darin mit, das mich an den alten, koketten Will erinnert. An eine Zeit, als ich ganze Tage damit verbracht habe, auf die wenigen Augenblicke zu warten, die ich ihn beim Betreten des Debauchery Clubs sehen würde.
    »Was ich getan habe, war zu schrecklich.« Er starrt auf seine Hände hinunter. »Du weißt, dass es mir leidtut, und ich weiß, dass es nicht genügt.«
    Es ist erst ein paar Tage her, seit er mich im Austausch gegen Henry und Elise an Malcontent ausgeliefert hat. Ich verstehe, warum er es getan hat. Ich hätte das Gleiche getan, wenn mein Bruder von einem Wahnsinnigen festgehalten worden wäre. Und das macht alles nur noch schlimmer, denn ich kann ihm fast vergeben. Fast.
    In meinen Augen sammeln sich verräterische Tränen. Wieso konnte er mir nicht vertrauen, dass ich ihm helfen würde, die Kinder zu retten? Wieso tut es so schrecklich weh, dass er es nicht getan hat?
    Er streckt die Hand aus. Ich beobachte seine Hand, bin mir nicht sicher, ob ich sie nehmen oder wegschlagen will. Aber es spielt keine Rolle, denn er zieht sie zurück. Obwohl ich versuche, meine Tränen zurückzuhalten, macht der Versuch alles nur noch schlimmer, und plötzlich schluchze ich.
    Wenn Will wieder seine Arme nach mir ausstrecken würde, würde ich die Umarmung vielleicht erwidern. Danach würde ich mich dafür hassen, aber ich würde mich trösten lassen. Stattdessen sieht er weg und lässt mich weinen.
    Minuten vergehen. Als ich darum kämpfe, mich zu beherrschen, reicht er mir das sauberste Taschentuch, das ich je gesehen habe. Wie hat er es bloß geschafft, dass es bei allem, was wir durchgemacht haben, so unglaublich weiß geblieben ist? Ich zwinge mich, den Blick vom Taschentuch abzuwenden, aber statt Will anzusehen, mustere ich das Zimmer. Etwas in ihm, vielleicht die verblasste Tapete oder die schräge Decke, zeugt von Trost und leiser Zuversicht.
    Wills Stimme klingt unbeschwert. »Ich habe im Club ein paar Dinge gelernt. Eine junge Dame in Nöten wird unweigerlich ein Taschentuch brauchen. Ich hatte viele, die durch Maskara ruiniert wurden.«
    Ich tupfe mir die Augen ab, aber das Taschentuch bleibt unbefleckt. Wir haben uns weit vom Debauchery Club und dem Mädchen, das ich damals war, entfernt.
    Schließlich sehe ich ihn wieder an. Da das Licht nur von einer Seite kommt, heben sich seine Tätowierungen dunkel von der hellen Haut ab. Sie ziehen sich wirbelnd nach oben, verschwinden in seinen Haaren.
    »Du bist hergekommen, um allein zu sein«, sagt er leise.
    »Du auch«, sage ich, nur um mir zu beweisen, dass ich noch sprechen kann. Ich tupfe mir ein letztes Mal die Augen ab.
    »Unser Gefangener ist da unten, und ich halte Wache, bis Elliott Thom schickt, um mich abzulösen.« Sein Blick

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